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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

200 Jahre Städel (3) – Sandro Botticellis Bildnis der Simonetta Vespucci

Petra Kammann stellt ihre ganz persönlichen Schätze im Städel vor

Sie war die schönste Frau von Florenz: Simonetta Vespucci. Und der italienische Renaissance-Maler Sandro Botticelli hatte sie 1485/86 im Auftrag von Lorenzo di Pierfrancesco de‘ Medici als „Die Geburt der Venus“, als Huldigung an die Liebe verewigt, ein heiteres Bild, das für mich schon aus meinen ganz frühen Besuchen als Kind in den Uffizien von Florenz vertraut und auch der Inbegriff der inspirierten Schönheit war. In ihrer natürlichen Anmut scheint die langhaarige Blonde leichtfüßig auf der Muschel zu schweben, die „Venus, die geboren wird, mit den Lüftchen und Winden, die sie auf die Erde bringen …“, wie sie der Künstlerbiograf Giorgio Vasari beschrieb. Da Simonetta in der Nähe des Ateliers von Botticelli wohnte, tauchen ihre Gesichtszüge in einigen seiner Gemälde immer wieder auf. Doch nicht allein Heiterkeit bestimmen seine Gemälde.

Als junge Erwachsene zog ich dann nach Frankfurt und war umso erfreuter, als ich der Schönen bei meinem ersten Städelbesuch wieder begegnete. Doch diesmal erschien mir die makellose vornehme Blasse im Profil mit der gebändigt geschmückten Haarpracht auf den ersten Blick statuarischer. Doch wäre Botticelli nicht der Künstler, der er war, hätte er dem Haar nicht die bewegenden Wellen hinzugefügt und die Haarpracht mit einem geflochtenen Perlennetz und einer kühn gesteckten Feder versehen. So scheint auch hier ein Hauch von Lüftchen durch das Portrait auf neutralem schwarzem Grund zu wehen.

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Sandro Botticelli (1444/45-1510), Weibliches Idealbildnis (Sandro Botticelli als Nymphe), Pappelholz, 81,8 x 54 cm, Frankfurt, Städel Museum, Foto: Ursula Edelmann – Artothek

Zwar ist die feine Dame ganz nach Florentiner Mode der Zeit und züchtiger als die „Venus“ gekleidet, dreht sie doch ihren Oberkörper kaum merklich zum Betrachter hin und zeigt an ihrem Hals eine reliefartig hervortretende Kamee, die eine Verbindung zur Familie Medici herstellt. Sie spiegelt damit den Glanz und den Reichtum der neuen Florentiner Blütezeit. Diesmal wirkt die junge, geradezu klassische Schöne auch schon „reifer“ und ihr Blick geht nachdenklich und melancholisch in die Ferne. Die perfekt gestylte Adelstochter war bereits 16-jährig mit Marco Vespucci verheiratet worden, weswegen sie für Lorenzo die Turnierdame wurde.

Kinderlos starb sie dann mit gerade mal 23 Jahren an Tuberkulose. Sollte Botticelli die Vorahnung des nahenden Todes schon ihrem Blick entnommen haben? Ihrer durchscheinenden Schönheit wegen verehrte wohl auch der Bruder Giuliano de‘ Medici die Schöne und nannte sie die „Regina della bellezza“. Er selbst kam bei einem Attentat der Familie Pazzi, der erfolgreichen Florentiner Geschäftsleute, das eigentlich seinem Bruder galt, ums Leben.

Lorenzo, „il magnifico“, nutzte taktisch den Tod seines Bruders Giuliano, um die Herrschaft der Medici weiter zu festigen. So kam in seiner Propaganda der Bella die Rolle der idealen Geliebten zu. Nach Giulianos Tod ließ Lorenzo auch seinen Bruder von Botticelli porträtieren und schuf damit einen neuen Mythos um den schönen Märtyrer Giuliano und die Schönheitsgöttin Simonetta, ganz nach klassisch-antikem Format. Das florentinische Volk jedenfalls dankte es ihm. Und wir profitieren noch heute von den Aufträgen des Mäzens an den großartigen Künstler Botticelli.

→   200 Jahre Städel (1)
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→ 200 Jahre Städel (4)

→  200 Jahre Städel-Stiftung – Städel Museum Frankfurt am Main

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