Gerald Domenig. Ausstellungsvorbereitung – im MMK Museum für Moderne Kunst
Von Erhard Metz
Sonderbar – Ausstellungsvorbereitung? Worauf? Auf die grosse Ausstellung „Isa Genzken. New Works“, die am 13. März 2015 eröffnet wird? Oder ist „Ausstellungsvorbereitung“ der Titel einer Ausstellung? Ist „Ausstellungsvorbereitung“ etwa bereits selbst die Ausstellung?
Gerald Domenig im Pressegespräch
Nun, wir lüften das Geheimnis: „Ausstellungsvorbereitung“ ist bereits die Ausstellung! Und noch etwas gilt es zu vermerken: Es ist seit sehr langer Zeit die erste Ausstellung eines in Frankfurt am Main lebenden Künstlers im MMK!
„Ausstellungsvorbereitung“ ist eine Ausstellung von über 100 Fotografien und 144 Zeichnungen. Und ein „Work in Progress“: Der Künstler nämlich wird während der laufenden Ausstellung stets aufs Neue tätig, indem er immer wieder Werke neu zusammenstellt und gegen andere austauscht.
Domenig im Gespräch mit Museumsdirektorin Susanne Gaensheimer
Einige Zeitlang war es still geworden um den 1953 im österreichischen Villach geborenen und, wie erwähnt, in Frankfurt lebenden Künstler. Seit den 1970er Jahren hat er ein umfangreiches, ja riesiges Œuvre an Zeichnungen und Fotografien geschaffen, aus dem nun das MMK einen Teil zeigt. Im Pressegespräch wirkte Domenig zunächst eher zurückhaltend, bevor er seiner Zuhörerschaft ebenso wortreich wie wortgewandt und überaus humorvoll über sein Leben und seine Arbeit berichtete. Im Museum gelinge ihm, so sagt er beispielsweise, seine Arbeit besser als in seinem Atelier, denn „das Museum ist die einzige Institution neben dem Gefängnis, die dafür in Frage kommt, letztlich die einzige, weil die Gefängniszelle noch weniger Platz bietet als das Atelier“.
Domenig erheitert mit seinem witzig-rhetorischen Talent Museumsdirektorin Susanne Gaensheimer und Kurator Klaus Görner
Domenigs fotografische Motive erscheinen wenig spektakulär, ja oft banal: Häuser, Autos, Garderoben und immer wieder die vom wilden Gebirgsbach eingeschnittene Klamm. Ihn interessieren die Bilder und nicht so sehr die Referenz zu einem Motov, er untersucht die Veränderungen, die das Motiv durch die Kamera erfährt. „Es geht Domenig nicht um den Vergleich zwischen dem Motiv und seinem Abbild, sondern vielmehr um die Herstellung eines Bildes, das für sich besteht. Natürlich können Dinge erkannt und benannt werden. Sie sind aber nur soweit von Bedeutung, als sie Elemente eines innerbildlichen Spiels sind. Dabei sind die Bildelemente von noch grösserer Bedeutung, die nicht zuordenbar sind, die ‚flirren‘ und sich der Eindeutigkeit entziehen“, sagt Kurator Klaus Görner. Vielfach könnte man die Fotografien durchaus als Stillleben bezeichnen.
Fotografien von Mänteln; Domenig gab seinen Arbeiten allerdings weder Titel noch datierte er sie.
Fotografie Auto; unten eine Zeichnung; Fotos © Gerald Domenig
In den Zeichnungen des Künstlers geht es um das Verhältnis von Linie und Fläche, von Flächen zueinander, die Abstufungen von Grautönungen, das Kippen der Tiefe in die Fläche.
Domenig studierte zunächst zwei Jahre an der Kunstakademie in Düsseldorf bei Professor Rolf Sackenheim und von 1974 bis 1978 an der Städelschule in Frankfurt am Main bei Professor Raimer Jochims. Kein anderer als Domenig war es, der die damals immer noch als Kunstform eher schräg angesehene Fotografie als ein ständiges Unterrichtsfach an der Städelschule ins Leben rief. 1988 lud der spätere Städelschulrektor Kasper König ihn zusammen mit Franz West zu einer Doppelausstellung in die von König begründete Ausstellungshalle Portikus ein.
Im Pressegespräch kümmerte sich der Künstler hingebungsvoll um sein Fahrrad und eine auf einem Stativ aufgebaute Kamera. Das schöne – und entsprechend teure – Fahrrad schont er, seinen Platz hat es deshalb nicht fahrender Weise auf der Strasse, sondern sicher und trocken in seinem Atelier.
Gerald Domenig, sein Fahrrad, seine Kamera – irgendetwas an der Szenerie erinnert uns an Karl Valentin
„Gerald Domenig. Ausstellungsvorbereitung“, MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt, bis 31. Mai 2015
Abgebildete Werke © Gerald Domenig; Fotos (soweit nicht im Einzelfall anders bezeichnet): Erhard Metz