„Mechanismen der Gewalt“: Arcangelo Sassolino und Regina José Galindo im Frankfurter Kunstverein
2016, April 5.Von Erhard Metz
Schüsse und dumpfe Schläge dröhnen im Frankfurter Kunstverein, fast schmerzen die Ohren und man spürt das Gebäude erzittern. Es geht heftig zur Sache in der Doppelausstellung „Mechanismen der Gewalt“, kuratiert von Direktorin Franziska Nori und Co-Kurator Eugenio Viola vom Museo d’Arte Contemporanea Donnaregina in Neapel.
Im Souterrain und im Erdgeschoss sowie den beiden oberen Etagen werden gemeinsam Skulpturen und Installationen des italienischen Künstlers Arcangelo Sassolino sowie Arbeiten der guatemaltekischen Künstlerin Regina José Galindo gezeigt. Es geht Sassolino und Galindo um ein „Ausloten der Grenzen der Kunst und die Beschäftigung mit der Frage nach ihrer Rolle in unserer Gesellschaft. Sie verweigern sich dabei einer Reduktion auf einen rein symbolischen Raum und konfrontieren ihre konzeptionellen Ideen mit sozialen oder materiellen Realitäten. Während die Auswirkungen von physischer Gewalt und Machtverhältnissen auf den Körper, sowohl auf den individuellen als auch auf den sozialen, ein zentrales Thema der kompromisslosen Performancekunst von Galindo sind, werden die von Sassolino durch Kräfte bestimmt, die jederzeit ihr Gewaltpotential entladen können“, so der Kunstverein.
„Afasia 2“, 2008, Ausstellungsansicht, Stahl, Stickstoff 250 Bar, 53 x 70 x 70 cm, Foto Erhard Metz, © Frankfurter Kunstverein, Courtesy Pietro Fiorentini
Beginnen wir mit Arcangelo Sassolino. Gleich in der Eingangsebene wird der Besucher mit einem gegenüber dem Lärm aus den oberen Etagen verdächtig stillen Gefäss konfrontiert, dem er sich instinktiv mit Skepsis und Vorsicht nähert. Die Lektüre des Wandtextes bestätigt ihn in dieser Haltung, herrscht in der 600 Kilogramm schweren, mit Stickstoff befüllten Stahlkapsel doch ein Druck von 250 bar (zum Vergleich: dem Hundertfachen etwa eines mit Luft aufgepumpten Autoreifens). Unwillkürlich tritt man ein paar Schritte zurück, denn was wäre, wenn … Nun, das Objekt sei, liest man weiter, von der EU durch eine Fachinstitution geprüft und für Ausstellungszwecke zugelassen worden. Hoffen wir ’s. Weiterlesen