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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Alle Artikel zu Frankfurter Kunstverein

„Mechanismen der Gewalt“: Arcangelo Sassolino und Regina José Galindo im Frankfurter Kunstverein

2016, April 5.

Von Erhard Metz

Schüsse und dumpfe Schläge dröhnen im Frankfurter Kunstverein, fast schmerzen die Ohren und man spürt das Gebäude erzittern. Es geht heftig zur Sache in der Doppelausstellung „Mechanismen der Gewalt“, kuratiert von Direktorin Franziska Nori und Co-Kurator Eugenio Viola vom Museo d’Arte Contemporanea Donnaregina in Neapel.

Im Souterrain und im Erdgeschoss sowie den beiden oberen Etagen werden gemeinsam Skulpturen und Installationen des italienischen Künstlers Arcangelo Sassolino sowie Arbeiten der guatemaltekischen Künstlerin Regina José Galindo gezeigt. Es geht Sassolino und Galindo um ein „Ausloten der Grenzen der Kunst und die Beschäftigung mit der Frage nach ihrer Rolle in unserer Gesellschaft. Sie verweigern sich dabei einer Reduktion auf einen rein symbolischen Raum und konfrontieren ihre konzeptionellen Ideen mit sozialen oder materiellen Realitäten. Während die Auswirkungen von physischer Gewalt und Machtverhältnissen auf den Körper, sowohl auf den individuellen als auch auf den sozialen, ein zentrales Thema der kompromisslosen Performancekunst von Galindo sind, werden die von Sassolino durch Kräfte bestimmt, die jederzeit ihr Gewaltpotential entladen können“, so der Kunstverein.

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„Afasia 2“, 2008, Ausstellungsansicht, Stahl, Stickstoff 250 Bar, 53 x 70 x 70 cm, Foto Erhard Metz, © Frankfurter Kunstverein, Courtesy Pietro Fiorentini

Beginnen wir mit Arcangelo Sassolino. Gleich in der Eingangsebene wird der Besucher mit einem gegenüber dem Lärm aus den oberen Etagen verdächtig stillen Gefäss konfrontiert, dem er sich instinktiv mit Skepsis und Vorsicht nähert. Die Lektüre des Wandtextes bestätigt ihn in dieser Haltung, herrscht in der 600 Kilogramm schweren, mit Stickstoff befüllten Stahlkapsel doch ein Druck von 250 bar (zum Vergleich: dem Hundertfachen etwa eines mit Luft aufgepumpten Autoreifens). Unwillkürlich tritt man ein paar Schritte zurück, denn was wäre, wenn … Nun, das Objekt sei, liest man weiter, von der EU durch eine Fachinstitution geprüft und für Ausstellungszwecke zugelassen worden. Hoffen wir ’s. Weiterlesen

Trevor Paglen: „The Octopus“ im Frankfurter Kunstverein

2015, August 26.

Wer zum bevorstehenden Frankfurter Museumsuferfest unterwegs sein will – und das werden nicht wenige sein -, sollte keinesfalls die Doppelausstellung im Frankfurter Kunstverein versäumen, die am kommenden Sonntag, 30. August 2015, auslaufen wird.

Von Erhard Metz

Thomas Feuersteins opulentes Werk PSYCHOPROSA“ haben wir bereits vorgestellt. Heute werfen wir einen Blick auf die Parallelaustellung mit dem Werk „The Octopus“ des US-amerikanischen Künstlers Trevor Paglen.

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Trevor Paglen, Bildnachweis: Frankfurter Kunstverein

„Trevor Paglen macht sichtbar, was nach Willen der NSA unsichtbar bleiben soll. Der Frankfurter Kunstverein zeigt sein jüngstes Werk … Die Paglen-Retrospektive … liefert ein sehr gutes Argument dafür, warum eine Stadt neben den grossen Museumstankern einen Kunstverein braucht.“ Julia Voss, Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 19. Juni 2015

Trevor Paglens Bilder zeigen dokumentarisch geheime Orte der Macht, die nach den Interessen der die Macht Ausübenden verborgen bleiben sollten. Seine Kunst ist eine hoch politische, kann jedoch zugleich in einem gewissen, wohl eher zufällig sich ergebenden Kontext zu zwei anderen derzeit in Frankfurt gezeigten Ausstellungen gesehen werden, bei denen es ebenfalls um ein Verstecken, ein Verbergen, um ein Tarnen und „Unsichtbarmachen“ (wie es dem Tintenfisch, einer Oberart des Octopus, gelingt) geht: „Vom Verbergen“ – so bereits der Titel – im Museum Angewandte Kunst und – in einem weiteren Sinne – auch die Präsentation „Tuchfühlung – Kostas Murkudis und die Sammlung des MMK“ im MMK 2, bei der es unter anderem um ein lustbetontes textiles Verbergen des – weiblichen – Körpers geht. FeuilletonFrankfurt wird auf die Ausstellungen zurückkommen. Weiterlesen

Thomas Feuerstein: „Psychoprosa“ im Frankfurter Kunstverein

2015, Juni 10.

„Psychoprosa“: Von „Psilamin“ aus Dopamin und Psilocin und von Schleim als bildhauerischem Material

Von Erhard Metz

Ob der 1829 gegründete Frankfurter Kunstverein – er zählt nicht nur zu den ältesten, sondern inzwischen auch zu den grössten und international renommiertesten Kunstvereinen Deutschlands – jemals ein solches Spektakel in seinen Räumlichkeiten beherbergt hat, wie es sich derzeit im historischen, 1464 begründeten Steinernen Haus samt seinem heute unter Denkmalschutz stehenden Anbau aus den 1960er Jahren ereignet, wissen wir nicht, halten es aber kaum für möglich. Über die drei Ausstellungsebenen hinweg hat der österreichische Künster Thomas Feuerstein eine skulpturale Installation in Gestalt eines riesigen Laboratoriums errichtet, in welchem er aus Algen und Pilzen Dopamin und Psilocin gewinnt, mit denen er das von ihm synthetisierte und als „molekulare Skulptur“ deklarierte „Psilamin“ erzeugt. Und es kommt noch toller: Aus all den biochemischen Prozessen entsteht als Neben-, – wenn nicht gar als Hauptprodukt – Schleim!

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Thomas Feuerstein im Pressegespräch

Nun, Thomas Feuerstein, 1968 in Innsbruck geboren, ist wie gesagt Künstler, studierte in seiner Geburtssstadt Kunstgeschichte und Philosophie, promovierte, übernahm Lehraufträge und Gastprofessuren an verschiedenen Einrichtungen in Österreich und der Schweiz und an der Universität für angewandte Kunst in Wien, wo er heute lebt und arbeitet. Wenn er jetzt also „Psilamin“ erzeugt, so geschieht dies – wie er schmunzelnd einräumt – in „enger Zusammenarbeit“ mit zwei Biochemikern: Thomas Seppi von der Medizinischen Universität Innsbruck und dem Chemiker Ingo Wartusch.

Von einem Spektakel sprachen wir – und erinnern uns heute noch lebhaft an die riesige „Honigpumpe am Arbeitsplatz“ von Joseph Beuys zur documenta 6 im Jahr 1977 im Fridericianum Kassel (unserer Heimatstadt, in der wir zur Liebe zur Kunst sozialisiert wurden), oder etwa auch an Paola Pivis „Cocktail Party“ im Frankfurter Portikus, bei der gewaltig dröhnende Maschinerien unter anderem Rotwein, Olivenöl und Milch in einen überdimensionalen wie nachdenklich stimmenden Kreislauf brachten Weiterlesen

“New Frankfurt Internationals” 2015: “Solid Signs” (6)

2015, April 24.

Markus Walenzyk „moment to monument“

Von Erhard Metz

Es ist vielleicht das Chef-d’Œuvre der in dieser Ausstellung gezeigten Videokunst, eine mit Ton unterlegte Video-Performance, die den Betrachter in Bann zieht und ihn auch im Nachhinein nicht so schnell loslässt, sondern ihn noch vielfach beschäftigt. Die fulminante Arbeit eröffnet einen weiten Horizont an Deutungen, Assoziationen und Interpretationen.

Das Werk enthält eine Handlung, ja eine Erzählung: Der Künstler-Protagonist hockt auf dem Boden einer Art Ur-Landschaft, formt aus einer erdhaften Masse im fast slapstick-haften Zeitraffer-Tempo – auch die Wolken jagen über den Himmel – vor sich eine sich zu einer Bergkulisse auftürmenden Mauer, die ihn am Ende völlig den Blicken des Zuschauers entzieht. Mit der Masse bestreicht er auch die Wangen und versiegelt schliesslich mit ihr den Mund. Dann geschieht etwas Wundersames: Die Umgebung um den Berg, einem vulkanähnlichen, spitzgipfelnden erratischen Block, begrünt sich, erst eine Siedlung und dann eine Stadt mit Hochhäusern und zivilisatorischen Strukturen bilden sich heran, dann aber breiten sich Seenlandschaften, zunächst schön anzusehen, aus, sie werden zu Meeren und die städtischen Strukturen versinken in ihren Wassern. Auch der Berg beginnt zu erodieren, bildet Schründe und Schluchten, kollabiert in sich selbst und versinkt im Meer. Zurück bleibt eine dunkte, ähnlich der Anfangsszene unbestimmte Ur-Landschaft. „Die Zeit, der Ausschnitt einer kleinen Ewigkeit, Dinge, die beständig scheinen und doch vergehen“ schreibt der Künstler.

Natürlich sind wir geneigt, an die biblische Genesis zu denken („und Gott der Herr machte den Menschen aus einem Erdenkloss“, 2. Mose 7), an die evolutionäre Entwicklung der Welt, an deren zunächst konstruktive, dann aber immer mehr zerstörerische Inbesitznahme durch den Menschen, die letzten Endes, durch dessen Hybris verschuldet, in den Untergang führt. Ein gewaltiger Bogen spannt sich zwischen Schöpfung und Apokalypse.

Die Arbeit ist jedoch vielschichtig, sie könnte auch von der künstlerischen Existenz handeln, deren kreativer Entfaltung wie deren möglichem, in Selbstisolation gefangenem Untergang. Wie steht es mit der künstlerischen Existenz in der Gesellschaft? Ist auch der künstlerische Prozess von Werden und Vergehen bestimmt? Was wird einmal vom Künstler bleiben, was von seinem Werk?

Faszinierend die virtuos gehandhabte Technik der Video-Arbeit: Der Künstler Markus Walenzyk bringt sich unmittelbar körperlich in sie ein und konfrontiert sich zugleich in seiner menschlichen und künstlerischen Existenz mit dem digitalen Produktionsgeschehen.

Eine – nur unzulängliche, vom Autor von der Projektionsfläche abfotografierte – Folge an Ausstellungsansichten sollen und können nur dazu einladen, noch bis kommenden Sonntag den Frankfurter Kunstverein zu besuchen und sich dieses Video im Original anzusehen, dessen Suggestivkraft sich kaum jemand wird entziehen können:

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“New Frankfurt Internationals” 2015: “Solid Signs” (4)

2015, April 16.

Florian Haas: „Frankfurter Totentanz“ im Frankfurter Kunstverein

Von Erhard Metz

Es ist das „Opus magnum“ der „New Frankfurt Internationals 2015 Solid Signs“: zunächst einmal allein schon von seiner schieren materiellen Grösse her – nimmt die monumentale Darstellung doch eine gesamte Wandbreite im Obergeschoß des Frankfurter Kunstvereins in Anspruch. Und zweitens: kein anderes Werk dieser Gemeinschaftsausstellung der Kunstvereine von Frankfurt und Wiesbaden dürfte bei den Apologeten von immerwährendem Wachstum, Finanzkapitalismus und Globalisierung auf soviel Kritik, ja Missbilligung, Nichtachtung oder gar Häme stossen. Dies vor allem aktuell vor dem Hintergrund, dass die hochkriminellen Ausschreitungen im Rahmen der jüngsten „Blockupy“-Aktionen vom März dieses Jahres all die sehr wohl nachvollziehbaren gesellschaftspolitischen Thesen und Forderungen dieser und vergleichbarer anderer Bewegungen nachhaltig desavouiert haben.

Florian Haas‘ Arbeiten darf man einer „politischen Kunst“ zurechnen. Aber wann ist Kunst politisch? Wenn sie gegen Herrschaft agiert und opponiert? Wenn sie sich umgekehrt in den Dienst von Herrschaft stellt? Man muss sich ins Bewusstsein rufen, dass nicht wenige und gerade hoch anerkannte Küstler in Europa über die Jahrhunderte hinweg und durchaus höchst bereitwillig im Dienst politischer – weltlicher wie geistlich-kirchlicher – Herrschaft standen, diese Herrschaft dem gemeinen Volk gegenüber versinnbildlichten und als gottgegeben schönfärbten und sich dafür von der Obrigkeit feiern und eben nicht gerade schlecht alimentieren liessen. Nein, Florian Haas hat mit diesen nichts gemein – er ist ein oppositioneller und damit fast schon vorgegeben ein unbequemer Künstler.

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↑↓ Florian Haas, Frankfurter Totentanz, 2015, Tapete, 12,70 x 4,65 m; Ausstellungsansicht, Foto: Norbert Miguletz; © VG Bild-Kunst, Bonn Weiterlesen

“New Frankfurt Internationals” 2015: “Solid Signs” (3)

2015, April 14.

Zwei „Qualja“ von Emilia Neumann –
geheimnisvolle Vorhänge von Helena Schlichting

Von Erhard Metz

Wer im Lexikon nach „Qualja“ sucht, tut dies vergeblich; im Obergeschoss des Frankfurter Kunstvereins hingegen wird der Suchende fündig. Im Lexikon aber findet man „Qualia“ – es ist die Mehrzahl von Quale – als einen Begriff der Philosophie des Geistes. Volker Gadenne, Professor für Philosophie und Wissenschaftstheorie an der Universität Linz, hat uns den Begriff verständlich gemacht: „Menschen haben Empfindungen und Gefühle, und sie können Arten solcher mentaler Ereignisse wiedererkennen und unterscheiden. Sie haben erfahren, wie der Geschmack einer Zitrone ist und wie er sich von dem eines Stücks Schokolade unterscheidet … Dieses erlebte ‚wie‘ eines mentalen Zustandes ist ein Quale (Plural Qualia). Man nennt es auch die Erlebnisqualität oder phänomenale Qualität des betreffenden mentalen Zustandes oder Ereignisses. Oft werden auch diese Zustände oder Ereignisse selbst Qualia genannt. Qualia sind weiterhin durch die Formulierung beschrieben worden, ‚wie es für ein Subjekt ist‘, in dem mentalen Zustand zu sein, wie sich der Zustand ‚an-fühlt‘ …“ (Quelle: www.sprache-werner.info, herausgegeben von Ulrich Werner, München).

Was denken wir – nein, was empfinden, was fühlen wir, wonach suchen wir in uns selbst, wenn wir vor Emilia Neumanns „Qualja“ stehen, sie umrunden, sie betrachten, uns über sie verwundern, sie zugleich schön, aber irgendwie auch komisch, „knubbelig“, „putzig“ finden, in ihre Körperlichkeit hineinblicken, den Horizont unserer Erinnerungen nach ähnlich Gesehenem, dabei Empfundenen, gar nach Vertrautem abtasten?

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“New Frankfurt Internationals” 2015: “Solid Signs” (2)

2015, April 4.

„Survival Upgrade“ – „YOU WILL NEVER BE SAFE“ des Künstlerduos Pennacchio Argentato im Nassauischen Kunstverein Wiesbaden

Von Erhard Metz

Was am Vormittag des 24. März 2015 um 10.41 Uhr bei Le Vernet in den französischen Alpen geschah, konnte sich zuvor niemand vorstellen und auch nicht das italienische Künstlerduo Pennacchio Argentato. Und doch mutet uns die mehrteilige Installation „Survival Upgrade“ von Marisa Argentato und Pasquale Pennacchio aus dem Jahr 2013 wie eine düstere Vorahnung dieses Unvorstellbaren an.

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YOU WILL NEVER BE SAFE – leg#1, arm#2, feet#1, chest#1, 2013; digitale Projektion, Carbon-Kevlar, Harz; Courtesy T293 Gallery, the artists Weiterlesen

„New Frankfurt Internationals“ 2015: „Solid Signs“ (1)

2015, Februar 18.

Doppelausstellung im Frankfurter Kunstverein und im Nassauischen Kunstverein Wiesbaden

Von Erhard Metz

Eine geballte Ladung Englisch im Titel und eine gemeinsam konzipierte Doppelausstellung der Kunstvereine von Frankfurt am Main und Wiesbaden: Die aktuellen „New Frankfurt Internationals“ – es ist seit 2010/2011 die zweite Veranstaltungsreihe dieser Art – setzen mit Unterstützung durch den Kulturfonds Frankfurt RheinMain ein besonderes Ausstellungsprojekt fort, das seinerzeit, vom Frankfurter Kunstverein initiiert, mit dem Museum für Moderne Kunst MMK als Kooperationspartner und damals noch unter Mitwirkung der Städelschule und der FAZ-Rhein-Main-Zeitung begonnen wurde (FeuilletonFrankfurt berichtete auszugsweise, s. Liste entsprechender Beiträge am Ende).

Lautete damals der Titel „Stories and Stages“ – Wandel und Zukunft des Erzählerischen im Bereich der bildenden Kunst als inhaltlicher Fluchtpunkt – , so heisst heute das Ausstellungsthema „Solid Signs“ – solide, feste Zeichen also, Signale, Manifestationen, Wegmarken, wobei der künstlerische Umgang mit Material und Techniken im Fokus steht.

Bereits die programmatischen Ausführungen der neuen Direktorin des Frankfurter Kunstvereins, Franziska Nori, liessen aufhorchen: Schon länger sei ein Interesse vieler Künstler an der „physischen Präsenz von Kunstwerken und der Wiederbelebung traditioneller Techniken und Materialien“ zu beobachten. „Gerade eine jüngere Künstlergeneration setzt sich wieder verstärkt mit der Materialität von bildnerischen Mitteln und deren jeweiligen Ausdrucksqualitäten auseinander. Dabei hat für sie die stoffliche Dimension die gleiche Wichtigkeit wie die Ausführung und der Inhalt eines Kunstwerkes“, betonen die Kuratorinnen Lilian Engelmann und Elke Gruhn.

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(v.l.) Lilian Engelmann, Kuratorin des Frankfurter Kunstvereins, Elke Gruhn, Vorstandsvorsitzende, künstlerische Leiterin und Kuratorin des Nassauischen Kunstvereins Wiesbaden, und Franziska Nori, seit November 2014 Direktorin des Frankfurter Kunstvereins; Foto: Hans-Bernd Heier

Eine Wieder-Betonung physischer Präsenz von Objekten und Dingen in der Kunst erscheint in vielem als ein Gegenentwurf zu einer Kunst, die sich mehr und mehr von digitaler Technik bestimmter Mittel und Methoden bedient Weiterlesen

“Vom Dasein & Sosein. Skulptur, Objekt & Bühne” im Frankfurter Kunstverein / 6

2014, April 7.

Andrea Winkler weist uns den Weg – und versperrt ihn

Absperrpfosten, wohin wir schauen. Dazu die von Flughäfen bekannten ausziehbaren Gurte, hier in den Farben Schwarz, Rot und Blau. Das sind – wir staunen und erlauben uns diesen kleinen Exkurs – die Farben der Flagge Ostfrieslands (auf ostfriesisch „Oostfreesland“). Ob die Künstlerin, im hauptstädtischen Berlin sowie im hanseatischen Hamburg wohnend, einen Bezug zu dieser etwas entlegenen und mitunter belächelten Gegend herstellen wollte? Spekulieren wir nicht – und Flughäfen gibt es dort im Ostfriesischen ja auch eher weniger.

Gold- beziehungsweise messingfarbene Ketten wirken um einiges gediegener als die Bänder, erinnern an Absperrungen von Zonen in Museen oder Kirchen, die vom Publikum nicht betreten werden sollen. Zwei blaue „Beachflags“ lassen ein Gefühl von Leichtigkeit und Reisestimmung aufkommen. Dann aber wieder ein garstig anmutendes Scherengitter auf Rollen, schwarz und gelb lackiert, den Farben, die vor Gefahren warnen und in denen sperrige Maschinen oder Baustellenfahrzeuge lackiert sind. (Aber Schwarz-Gelb ist doch bereits seit einigen Monaten passee in unserer Republik …?) Ach, wir schweifen ab – ein wenig „Schuld“ daran geben wir auch der Künstlerin, die ihre früheren Ausstellungen schon mal mit Titeln wie „Du kannst die Polizei belügen, aber nicht mich“ oder  „Das gefährlichste Büro der Welt“ oder „Wir schaffen es von hier nicht mehr an die Erdoberfläche“ versah.

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Short Lets Considered, 2014, Mixed Media, Grösse variabel; diverse Installationsansichten; Courtesy the Artist and Gerhardsen Gerner

Andrea Winkler besetzt, strukturiert und öffnet zugleich mit ihren Installationen den Ausstellungsraum im Untergeschoss des Gebäudes Weiterlesen

“Vom Dasein & Sosein. Skulptur, Objekt & Bühne” im Frankfurter Kunstverein / 5

2014, April 1.

Simon Rübesamen: Handschmeichler im XXL-Format

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o. T., 2010, GFK, Lack

Man möchte es gern und darf es nicht: mit den Händen, Lustgewinn suchend, über die wunderbar geschwungenen, sorgsam geglätteten Oberflächen fahren – der Himmel ist hoch und der Zar ist weit, wie es die altrussische Weisheit lehrt (wobei der scheidende Kunstvereinsdirektor Holger Kube Ventura in diesem Spielvergleich den Zaren geben müsste) Weiterlesen