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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Alle Artikel zu Frankfurter Kunstverein

“Vom Dasein & Sosein. Skulptur, Objekt & Bühne” im Frankfurter Kunstverein / 4

2014, März 8.

Maria Anisimowa und Sabine Kuehnle

Von Erhard Metz

Wo sind Papa und Mama?
Und: Wollten wir uns nicht immer schon mal in die finnische Mythologie entführen lassen?

Ja, vielleicht ist es eine Neigung, eine Schwäche: sich gern entführen, sich mit auf Reisen nehmen zu lassen. Also nicht so banal-real, nicht vom ClubMed, nein, sondern in der Fantasie, gar von Zaubermächten der Poesie beflügelt, in die weiten luftigen Gespinste aus Träumen und Erinnerungen, Ängsten und Sehnsüchten. Wer aber nun könnte uns dabei an die Hand nehmen, wenn nicht die eigentlichen Zauberinnen und Zauberer dieser Welt, die Künstlerinnen und Künstler also mit ihren Werken?

Maria Anisimowa stellt uns im geräumigen Treppenhausabsatz des Frankfurter Kunstvereins Tamara und Valentin vor. Erzählerische Arbeiten von feiner Poesie und bestechender Ästhetik.

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Tamara, 2011, Spiegelglas, Holz, Stoff, Grösse variabel, Courtesy the Artist Weiterlesen

„Vom Dasein & Sosein. Skulptur, Objekt & Bühne“ im Frankfurter Kunstverein / 3

2014, Februar 8.

Reisen und Bleiben, Verharren und Verändern: Sandra Havlicek

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Die Künstlerin und ihre Arbeit „Die grosse Freiheit, 4. Versuch“

Man kann dem allen nicht entrinnen: Sandra Havliceks wundervollen Arbeiten sowieso nicht, konkret nun erst recht nicht der „Grossen Freiheit, 4. Versuch“. Und nicht einmal seinem eigenen Spiegelbild Weiterlesen

„Vom Dasein & Sosein. Skulptur, Objekt & Bühne“ im Frankfurter Kunstverein / 2

2014, Februar 2.

Thomas Moecker: Trouble Stand Sculpture

Was ist das für ein Apparat? Gross ist er, bald vier Meter lang, viereinhalb Meter hoch. Eine Maschine, ein Maschinenteil? Kann man damit etwas herstellen? Kann man mit diesem Ding überhaupt etwas anfangen? Schiessen? Röntgen? Bestrahlen? Den Lauf der Sterne bestimmen, gar beeinflussen? Schaut das Ding nicht irgendwie gefährlich, bedrohlich aus? Sollte man sich vielleicht besser entfernen?

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Thomas Moecker, Trouble Stand Sculpture, 2014, diverse Ausstellungsansichten, Holz, Acryl, Wachs, 375 x 300 x 450 cm, Courtesy of Galerie Emanuel Post

Nun, all das wissen wir nicht so genau, aber eines wissen wir: es ist ein Kunstwerk Weiterlesen

„Vom Dasein & Sosein. Skulptur, Objekt & Bühne“ im Frankfurter Kunstverein / 1

2014, Januar 29.

Was machen so eigentlich ein Kunstvereinsdirektor, zumal wenn er kuratiert, und seine Mitkuratorin? Eine schwierige Frage, nähern wir uns ihr einmal andersherum und antworten: Jedenfalls machen sie es kaum jemandem recht. Schon gar nicht all den Kunstgurus, seien es grosse oder kleine, lokale oder überregionale, echte oder selbsternannte – und nicht zu vergessen die Vereinsmitglieder! Was die einen gut finden, finden die anderen schlecht. Und was machen dann die von den Ausstellungsmachern Kuratierten? Liebe Künstlerinnen und Künstler: pfeifft auf die Antworten und macht Euer „Ding“! (Na ja, sei ’s zugestanden, über eine lobende Erwähnung freut man sich denn doch.)

Wir gestehen es und „outen“ uns: Wir haben dieser Tage wieder mal von einem Künstler ein Bild erworben. Eine Arbeit auf Leinwand. Soso, hören wir schon einen Ober-Guru uns mitleidvoll entgegnen, und das hängen Sie jetzt wohl an die Wand? In welchem Jahrhundert leben Sie eigentlich? Wissen Sie denn nicht um die wahre Kunst, wissen Sie nicht, wer letztes Jahr in Venedig den Goldenen Künstler-Löwen erhalten hat?

Kein Wunder also, dass wir uns mit dem Chef des Frankfurter Kunstvereins darüber freuen, endlich einmal nicht nur Raunen und Stammeln am Boden Liegender, nicht nur Verkopftes und Digitales, elektronisches Geflimmer und Bildschirmrauschen, sondern Greifbares und Materielles vor unseren Augen und Sinnen zu haben, etwas, was „da ist“ und „so ist“. Und so gingen wir nicht ohne vorfreudige Erwartung in die neue Ausstellung „Vom Dasein & Sosein. Skulptur, Objekt & Bühne“. (Über Sinn und Charme des Kaufmanns-„&“ kann man, wenn man sonst nichts Wichtigeres zu tun hat, füglich streiten.)

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Lilian Engelmann und Holger Kube Ventura, Direktor des Frankfurter Kunstvereins, in der Pressekonferenz

Zu Recht sprechen Holger Kube Ventura und Lilian Engelmann, die die Ausstellung kuratieren, von einer „Dingkrise“ Weiterlesen

Es regnet im Frankfurter Kunstverein

2013, April 23.

Rivane Neuenschwander, „Chove chuva / Rain Rains“, 2002 (obige und folgende beiden Abbildungen: Ausstellungsansichten, Details und Totale), Aluminiumeimer, Wasser, Stahlseile, Leiter, Courtesy the artist, Tanya Bonakdar Gallery, New York, Stephen Friedman Gallery, London und Fortes Vilaça, São Paulo

Es tropft und tropft und tropft. Entgegen ersten Befürchtungen befinden wir uns hier jedoch nicht im grossen Foyer der Städtischen Bühnen, wo man sich vor dem Chagall-Saal bereits an den Anblick einiger Eimer gewöhnt hatte, die von der Decke durchtropfendes Wasser auffangen, sondern im Frankfurter Kunstverein. Und zu dessen Ehrenrettung sei zugleich vermerkt, dass die Decke des oberen Ausstellungssaals zumindest bis jetzt noch alles Regenwasser zurückhält. Weiterlesen

NODE13 – FORUM FOR DIGITAL ARTS im Frankfurter Kunstverein

2013, Februar 12.

Bildnachweis: Frankfurter Kunstverein

Für die Dauer einer Woche – nach der Eröffnung gestern Abend noch bis zum kommenden Sonntag, 17. Februar 2013 – ist der Frankfurter Kunstverein, wie bereits schon einmal im  Jahr 2010, als Gastgeber des Festivals „NODE13 – FORUM FOR DIGITAL  ARTS“ ein „Schmelztiegel junger Kreativer aus aller Welt, deren Werke und Präsentationen beeindruckende Einblicke in das Feld der digitalen Kunstproduktion geben“, freut sich Kunstvereins-Direktor Holger Kube Ventura. Die dritte Ausgabe dieses Festivals – es bietet eine Ausstellung, ein hochkarätig besetztes Symposium, zahlreiche Events und Performances sowie jede Menge Fachworkshops – widmet sich dem Leitthema „The Rules – Regelwerke als Gestaltungsmaterial“.

Wer oder was ist NODE (das englische Wort für Knoten)?

Der Name eines Verein zur Förderung Digitaler Kultur e. V. mit Sitz in Frankfurt am Main. Seit fünf Jahren führt er international renommierte Künstler, Programmierer und Wissenschaftler zusammen. „Als interdisziplinäre Plattform fördert NODE den Diskurs an den Schnittstellen von Kunst, Wissenschaft, Gestaltung und Technologie. Das Forum beschäftigt sich mit der Programmierung und Ästhetik von Maschinen und Software und untersucht deren transformative Wirkung auf die Gesellschaft“ – so der Verein. Weiterlesen

„Arte Essenziale“ im Frankfurter Kunstverein

2011, Dezember 29.

Gemeinschaftsausstellung mit der italienischen Collezione Maramotti

Über die Weihnachtstage waren wir zu Gast im Städel Museum, bei den Alten Meistern, genauer gesagt bei drei Madonnendarstellungen. Nun naht das „Neue Jahr“, und nicht nur deshalb begeben wir uns zu „neuer Kunst“, genauer gesagt zu zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern, deren Arbeiten der Frankfurter Kunstverein unter dem Titel „Arte Essenziale“ präsentiert – noch bis einschliesslich 1. Januar 2012. Es sind also nur noch ein paar Tage Zeit, genug jedoch, diese überaus sehenswerte – wenn auch etwas anstrengende – Ausstellung zu besuchen.

Arte essenziale – essenzielle, also grundlegende, wesentliche, unabdingbare Kunst? Was ist das?

Zunächst einmal gilt es, betont Holger Kube Ventura, Direktor des Kunstvereins, sehr genau hinzusehen auf das, was vor uns liegt, also das Material zu erforschen und zu definieren, um als Betrachter die Materialität der Objekte als Kunstwerke in ihrem räumlichen und zeitlichen Kontext zu erfassen, zu verstehen und auch zu hinterfragen. Federico Ferrari, Professor für Philosophie der Kunst an der renommierten Mailänder Accademia di belle Arti di Brera und Kurator der gemeinsam mit der Collezione Maramotti realisierten Ausstellung, auf den der Begriff Arte essenziale zurückgeht, sucht nach dem „Ursprung künstlerischer Praxis unter besondere Berücksichtigung des Wesens der künstlerischen Geste“. Er misst dabei dem künstlerischen Ausgangsmaterial eine entscheidende Bedeutung zu. Alltägliche, banale Materialien (wir denken an die Arte povera) können dabei zu „symbolisch aufgeladenen“ Materialien wie zum Beispiel Marmor oder Bronze in Beziehung treten und einen neuen Sinnzusammenhang erschliessen.

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Anny und Sibel Öztürk: „ring ring ring“

2011, Februar 10.

Wieder einmal nähert sich eine bemerkenswerte Ausstellung in Frankfurt am Main ihrem Ende, am kommenden Sonntag, den 13. Februar, ist – leider – Schluss mit den „New Frankfurt Internationals. Stories and Stages“. Noch wenige Tage also ist Zeit, sich im Frankfurter Kunstverein und im MMK-Zollamt umzuschauen, um zumeist aktuelle Arbeiten von Künstlerinnen und Künstlern aus Stadt und Region zu sehen und zu erleben.

Und wieder einmal fiel es schwer und erwies sich im Grunde als eine Unmöglichkeit, eine kleinere Auswahl aus dem grossen Spektrum zu treffen. Heute möchten wir, stellvertretend für die breite Palette an Interessantem und Sehenswertem, eine fantastische Arbeit des Künstlerinnen- und Schwesternpaars Anny und Sibel Öztürk vorstellen, deren Poesie wie zugleich bedrängender Wirkmächtigkeit sich kaum jemand wird entziehen können.

Es blitzt und zuckt türkisfarbenkalt im verdunkelten grossen Ausstellungsraum im Obergeschoss des Kunstvereins. Die zwei hölzernen, mit Traversen beschlagenen, an Freileitungsträger, aber auch an Christuskreuze erinnernden Masten, der eine am Boden liegend, der andere in Schräglage halb aufgerichtet –  oder halb gestürzt -, gebieten eine respektvolle, ja zögerliche Annäherung. Sind es hochenergetische, aus metaphysischen Dimensionen gespeiste Strömungen und Kräfte, die da aufscheinen, sind es Geistesblitze einer kosmischen Mächtigkeit, oder sind es ganz einfach Telefonmasten, deren niedergerissene Drähte aufglühen, mit Transformator und Zubehör aus Bastelläden generierte niedervoltige elektrische Entladungen in LED-Kabeln, an Porzellanisolatoren gespannt? Folgt dem Mysterium die Entzauberung?

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„Das Wesen im Ding“ im Frankfurter Kunstverein (3): Egill Sæbjörnsson

2010, April 7.

“Das Wesen im Ding” im Frankfurter Kunstverein: Wieder einmal betreten wir einen verdunkelten Raum, dieses Mal ist es der grosse Ausstellungssaal im 2. Obergeschoss. Die Augen, soeben noch dem hellen Tageslicht verhaftet, gewöhnen sich nur langsam um. Schemenhaft werden einige Aufbauten sichtbar, deutlicher die Projektionen an den Wänden. Fünf Arbeiten des isländischen Künstlers Egill Sæbjörnsson sind es, die uns dort faszinieren.

Was ist das „Wesen“ im „Ding“?

Ein „Ding“: ein Objekt, eine Sache, ein Gegenstand? Das Bild, das wir uns von ihm machen, die Vorstellung, die wir von ihm haben? Wie stehen wir, als Subjekt, dem Ding, als Objekt, gegenüber? Immanuel Kant sprach von dem „Ding an sich“ als dem unabhängig vom Subjekt Seienden (Kant: „Es sind uns Dinge als ausser uns befindliche Gegenstände unserer Sinne gegeben, allein von dem, was sie an sich selbst sein mögen, wissen wir nichts, sondern kennen nur ihre Erscheinungen, d. i. die Vorstellungen, die sie in uns wirken, indem sie unsere Sinne affizieren“). Und das „Wesen“? Der Essentialismus unterstellt ein Wesen als wahre Natur, als Identität einer Sache, eines Dings also. Seit alters her bilden Vorstellungen von „Ding“ und „Wesen“ ein Tummelfeld der Philosophen. Heute erscheint, im Lichte quantenphysikalischer Erkenntnisse und Theorien, von Forschungen mit dem Large Hadron Collider LHC und deren mit Spannung wie auch Spekulationen erwarteten Ergebnissen, vieles von dem lediglich noch der historischen Betrachtung wert.

Wir verstehen die Ausstellung im Frankfurter Kunstverein als eine – exemplarische – Präsentation, wie sich Künstler heute mit Fragen nach einem Wesen im Ding auseinandersetzen. Nach einer – wiederum exemplarischen – Betrachtung der Arbeiten von Nina Canell und Florian Haas schliessen wir mit einer künstlerischen Position von Egill Sæbjörnsson.

Putzeimer, Besen und andere, der Reinigung dienende und damit durchaus banale Gegenstände entfalten in der Installation „Kugeln“ ein erstaunliches Eigenleben:

L1004598-380 Weiterlesen

„Das Wesen im Ding“ im Frankfurter Kunstverein (2): Florian Haas

2010, März 28.

„Das Wesen im Ding“ – Wer oder was erwartet uns dieses Mal im Frankfurter Kunstverein?

Merkwürdige Gesellen haben sich dort eingefunden, soviel sei schon zu Beginn verraten, als da wären Rübling und  Schwindling, Porling und Saftling, Becherling, Ritterling und Täubling und sogar der legendäre Hallimasch.

Und was für Beinamen tragen diese Gesellen! „Am Ast gehen“, „Ganz alleine“, „Ein Herz und eine Seele“, „Erzieherin“ und „Alleinerzieherin“, „Carmen“ und „Lourdes“,  „Langes Gespräch“ und „Husten“, „Gouvernante“ und „Schneewittchen“, „Drei Kameraden“ …

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Florian Haas vor 66 Pilzbildern, 2002 bis 2009, jeweils Öl auf Hartfaser, 17,5 x 25 cm, Courtesy Künstler und Galerie Heike Strelow Weiterlesen