Internationales Freundschaftsfest des International Women’s Club (IWC)- zugunsten der „Lazarus Wohnsitzlosenhilfe e.V.“
Poetischer Auftakt für einen guten Zweck
Alljährlich feiert der International Women’s Club (IWC) zum Abschluss eines Clubjahres ein internationales Freundschaftsfest zu Gunsten eines sozialen Jahresprojektes. Soziale Verantwortung für bedürftige Menschen ist neben den regelmäßigen Treffen seit jeher eine der Aufgaben der Clubmitglieder. Zur diesjährigen Feier hatten sich die tatkräftigen IWC-Damen, die sich aus über 50 verschiedenen Nationalitäten zusammensetzen, etwas ganz Besonderes ausgedacht: ein „Dîner en Blanc“.
Von Petra Kammann
Eigentlich versteht man in Frankreich unter einem „Dîner en blanc“ ein elegantes Outdoor Dinner, bei dem sich alle teilnehmenden Personen in Weiß kleiden und selbst alle Utensilien für das Menü und ihre Getränke mitbringen. Seinen Ursprung nahm diese Einrichtung im Bois de Boulogne, wo man sich unter Freunden treffen wollte, weil die eigenen Räume dafür zu eng waren. Im Wiesbadener Kurhaus wurde es gut vorbereitet, aber auch ein ganz besonderes „Treffen unter Freunden“. Die weiß bezogenen und gedeckten Tische hoben sich strahlend von dem satten sommerlichen Grün des Wiesbadener Parks im Hintergrund ab und die vielen unterschiedlichen hell und weiß gekleideten Menschen bekamen rein äußerlich etwas Verbindendes.
Alles war an diesem Abend mit Bedacht ausgewählt. Es ist wohl auf die scheidende literarisch interessierte Präsidentin Béatrice Portoff zurückzuführen, dass alle Tische mit dem verschiedenen Motto eines französischen Schriftstellers zweisprachig ausgezeichnet waren; so vom Autor des „Kleinen Prinzen“ Antoine de Saint-Exupéry, von Amélie Nothomb, Victor Hugo oder vom französischen Philosophen Voltaire. Am Tisch des algerisch-französischen Nobelpreisträgers „Albert Camus“ hieß es: „C’est cela l’amour, tout donner, tout sacrifier sans espoir de retour“ – „Das ist Liebe. Alles geben, alles opfern, ohne Hoffnung auf Lohn“. Diese Aussage hätte als Motto für den gesamten Abend kaum besser formuliert werden können. Denn der stand im Zeichen der „Lazarus Wohnsitzlosenhilfe e.V.“, für welche die Mitglieder die Spenden gesammelt hatten. Die selbstlose Liebe, Dinge zu tun, gleich, ob man dafür Anerkennung erhält oder nicht, das strahlen manche Menschen aus. Béatrice Portoff erwähnte es auch in ihrer Rede: Es gehe um das Wahrnehmen, dessen, was uns umgibt, dass wir nicht wegschauen, unseren Reichtum teilen und „unser Herz öffnen“. Die häufig unverschuldete Armut nimmt allerorten zu. „La vie en rose“, von der Chansonniere des Abends, Juliette Brousset eindringlich vorgetragen, betrifft nicht jedermann und jede Frau, zum Beispiel vor allem nicht die Obdachlosen, die inmitten der Städte, in der Mitte unserer Gesellschaft, unter teils ungesunden und unwürdigen Zuständen leben.
IWC-Präsidentin Béatrice Portoff überreicht die Spende von 15.500 Euro an Bettina von Bethmann
Deswegen war Béatrice Portoff besonders froh, Bettina von Bethmann einen Spendenscheck von 15.500 Euro für die Obdachlosenhilfe überreichen zu können. Bettina von Bethmann, im Frankfurter Raum weiß Gott keine Unbekannte, strahlte. In ihrer Rede bedankte sie sich bei den Clubmitgliedern dafür, dass die medizinische Versorgung der Wohnsitzlosen nun für ein weiteres Jahr gesichert sei und wesentlich zur Verbesserung des schlechten Gesundheitszustandes der Patienten beitrage. Das bedeute für die Obdachlosen außerdem einige Essenspatenschaften.
Schon 2016 war sie für ihr uneigennütziges ehrenamtliches Engagement als Vorsitzende und Gründungsmitglied von Lazarus mit der Goethe-Plakette der Stadt Frankfurt am Main ausgezeichnet worden. Und im Jahre 2000 war ihr die „Walter Möller Plakette für Bürgerschaftliche Mitarbeit“ für die Lazarus Wohnsitzlosenhilfe e.V. verliehen worden. Wie es dazu kam? Ausgelöst durch eine wachsende Zahl Obdachloser am Südbahnhof und im Innenhof des Deutschordenshausens hatten sie und ein kleiner Kreis von Privatpersonen vor inzwischen nunmehr 30 Jahren beschlossen, sich dieser komplexen Notlage zu stellen und dafür im Frankfurter Stadtteil Sachsenhausen Unterstützung von Bürgern und Kirchengemeinden zu gewinnen. 1994 war es dann so weit. Die Lazarus Wohnsitzlosenhilfe wurde gegründet und Aufbau eines umfassenden Hilfeangebotes auf den Weg gebracht: eine medizinisch-pflegerische Ambulanz, Sozialberatung, ein Tagescafé sowie eine betreute Wohngemeinschaft in Frankfurt Bornheim.
Ehrenamtlich arbeitende Fachkräfte (insbesondere Ärzte und Pfleger) konnten eingesetzt werden. Und die Förderkreismitglieder von Lazarus leisteten Hilfe und boten ihre Mitarbeit bei kulturellen Angeboten wie Ausflüge ins Goethe-Museum oder in den Opelzoo an, auch gemeinsame Fahrradausflüge. Dadurch konnten die betroffenen Personen auch in die Projektarbeit einbezogen werden. Nach fast 20 Jahren konnte auf der Basis einer langjährigen engen Kooperation mit dem Frankfurter Verein für soziale Heimstätten e.V. eine medizinisch-pflegerische Ambulanz aufgebaut werden und ihre Integration in die Einrichtung des Frankfurter Vereins „Übernachtungsstätte Ostpark“ mit einer Förderungsvereinbarung durch Lazarus erfolgen. Ein wichtiges Hilfsangebot, das die medizinische Versorgung noch ständig verbessert.
2017 konnten 130 Bewohner/innen in Einzel- und Mehrbettzimmer umziehen und von ehrenamtlich arbeitenden Ärzten versorgt werden. Inzwischen können um die 200 Personen übernachten. Nicht alle benötigen die ambulante medizinische Betreuung. Aber viele von ihnen haben keine Krankenversicherung und können nicht einmal ihre selbst offenen Wunden behandeln lassen. Seither fördert Lazarus außerdem weitere soziale Projekte in der Wohnungslosenhilfe mit dem Schwerpunkt der medizinischen Versorgung. Benefizaktionen und Veranstaltungen der Lazarus Förderkreismitglieder tragen dazu bei, nicht nachzulassen und den wohnsitzlosen Gästen konkrete Hilfestellungen im Alltag geben zu können.
Gern zitiert die bescheidene bodenständige Frau von Bethmann, die ein schlichtes Kreuz als Schmuck um den Hals trägt, Anne Frank, deren hoffnungsspendender Satz sie sehr geprägt habe:“Trotz allem glaube ich an das Gute im Menschen“. Man nimmt es ihr ab, dass es ihr ein echtes Anliegen ist, den Menschen, die – durch welche Schicksalsschläge auch immer – in Not geraten sind und denen es miserabel geht, ein Stück Würde zurückzugeben. Das ist in vielen Fällen gelungen, weil die Lazarus Wohnsitzlosenhilfe e.V. große Verantwortung für bedürftige Menschen übernommen hat und somit einen wichtigen Beitrag für den sozialen Frieden in einer Stadt wie Frankfurt leistet.
Das positive Spendenergebnis übertrug sich im übrigen auf die Stimmung des Abends, die auch von dem Quintett „Moi et les autres“ und vor allem von der eindringlichen Stimme der zierlichen Französin Juliette Brousset getragen wurde. Neben den französischen Klassikern wie Barbaras „Göttingen“, Edith Piafs „Rien de rein“ oder „Aux Champs-Elysées“ – zum Mitsingen– , die sie bestens beherrschen, ging es in den neueren Liedern des rührigen Quintetts auch um Geschichten aus dem „wahren“ Leben, um Liebe und Kinder, um betrunkene Seeleute, um vorbeifahrende Züge, um Abschiede und Aufbrüche. Die Eigenkompositionen des Gitarristen David Heinz, die auch Tango, Jazz und Klezmer-Rhythmen aufnehmen und die Gäste zum Tanzen brachten, machten klar: Es darf unter Freunden auch gefeiert werden. Soziales Engagement muss Lebensfreude nicht ausschließen.
↑ Das Quintett „Moi et les autres“ mit der französischen Sängerin Juliette Brousset, die mit ihren charmanten Ansagen durch den Abend führte, sorgte für heiterste Stimmung
↓ Es wurde sogar ausgelassen getanzt