Carlo Pizzichini „Bilder und Keramiken“ in der Frankfurter Westend Galerie
Von Erhard Metz
Kunstliebhaber in Frankfurt am Main kennen ihn bereits – als Freunde der Frankfurter Westend Galerie sowieso – den vielseitigen Künstler Carlo Pizzichini. Im Jahre 2005 stellte die Galerie im Haus der Deutsch-Italienischen Vereinigung in der Arndtstrasse Pizzichinis Arbeiten erstmals aus, übrigens als seinerzeit erste Einzelausstellung in Deutschland überhaupt.
Macrocosmo, 2010, Mischtechnik auf Leinwand, 100 x 100 cm
Damals liess sich der Maler gleichsam von der Farbe führen, von einem „Aufstand der Farben“ sprach er. Die derzeitige Ausstellung zeigt, wie sich der Künstler inzwischen weiterentwickelt hat.
Storielle (Kleine Geschichte), 2010, Mischtechnik auf Leinwand, 40 x 50 cm
Carlo Pizzichini wurde 1962 in Monticiano (Siena) geboren. Sein früh verstorbener Vater Bruno Pizzichini, der selbst künstlerisch tätig war, führte ihn auf einen ebenfalls künstlerischen Weg und förderte seine Ausbildung. Nach einem erfolgreich abgeschlossenen Studium am Istituto d’Arte in Siena besuchte Carlo Pizzichini die Accademia di Belle Arti in Florenz und studierte dort Malerei bei Professor Roberto Giovannelli.
1985 führten ihn Studienreisen durch Nordeuropa, unter anderem auch nach Deutschland, und 1990 nach New York. Er erhielt Stipendien für ergänzende Studien in Ägypten, Bulgarien, Dänemark, Polen und Ungarn, die seine künstlerische Entwicklung förderten.
Fra le due sponde .. un suffio (Zwischen zwei Ufern … ein Hauch), 2010, Mischtechnik auf Leinwand, 60 x 60 cm
Carlo Pizzichini malte zunächst figurativ. Nachdem er in Florenz Kontakt zu abstrakt arbeitenden Künstlern gefunden hatte, schlug er jedoch neue Wege ein. Er beschäftigt sich zunehmend mit Zeichen, die für ihn als chiffrierte Botschaften stehen und die er in den Mittelpunkt seiner Malerei stellt. Sie lesen sich in ihren rhythmischen, räumlichen und farbigen Kombinationen wie Partituren. Sie gleichen einer fliessenden malerischen Handschrift, in der er von der Wahrnehmung der äusseren und inneren Welt erzählt, in dramatischem wie auch narrativem Gestus.
Frammento di storia (Fragment der Geschichte), 2010, Mischtechnik auf Leinwand, 100 x 120 cm
Pizzichinis Imagination gründet sich mehr auf psychologische Anspielungen und innere Strukturen als auf eine äusserliche Wahrnehmung der Natur. Bei allem eignen seinen Arbeiten durchaus lyrische Züge.
Microcosmo, 2010, Mischtechnik auf Leinwand, 100 x 100 cm
Als Keramiker fertigt Pizzichini Vasen, Schalen und Teller sowie die für ihn charakteristischen Sfere. Neben Aufträgen für Wandgemälde in öffentlichen Einrichtungen und Privatgebäuden entwirft er auch Bühnenbilder und sogar Kostüme.
Sfere (Kugeln), Keramik
Die Zahl der Ausstellungsbeteiligungen Carlo Pizzichinis mag kaum überschaubar sein. Einzelausstellungen hatte er (beschränkt auf das letzte Jahrzehnt) vor allem in Italien und in der Schweiz, unter anderem in Albissola, Arth am See, Brüssel, Como, Eglisau, Küssnacht, Lenzburg, Lenzerheide, Locarno, London, Mailand, New York, Olsztyn (Polen), Pienza, Siena, Stäfa, Triesen (Liechtenstein), Vaglio, Winterthur, Zollikon und Zürich.
Carlo Pizzichini lehrt an der Accademia di Belle Arti di Brera in Mailand sowie in Carrara. Der Künstler lebt und arbeitet im schweizerischen Küssnacht und in Siena.
Migranti (Migranten), 2010, Mischtechnik auf Leinwand, 100 x 120 cm
Die sehenswerte Ausstellung der neuesten Arbeiten Pizzichinis in der Frankfurter Westend Galerie läuft noch bis zum 17. April 2010.
(abgebildete Arbeiten © Carlo Pizzichini; Fotos: Erhard Metz)