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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

“Gesichter der Sehnsucht- Corona-Sommer 2021” Fotografien von Barbara Walzer in der BBK Galerie

 Die Sehnsucht nach Freiheit und Würde

Wer in Frankfurt kulturelle Veranstaltungen besucht, der begegnet ihr immer wieder. Zugewandt lächelnd geht die Fotografin Barbara Walzer auf die Menschen zu. Und sucht dann gezielt mit ihrer Kamera nach besonderen Blickwinkeln. Bei Ausstellungseröffnungen tastet sie sich durch die Menge, wirft sich auf den Boden oder klettert auf eine Mauer. Immer ist sie in Bewegung und spricht mit allen. Man sieht ihr die Liebe zu den Menschen an.

Die Foto-Künstlerin Barbara Walzer; Foto: Petra Kammann

Die in Polen geborene Fotografin lebt seit nunmehr fast 30 Jahren in der Mainmetropole. Bevor sie sich 2012 als freiberufliche Presse-Fotografin und Fotokünstlerin selbständig machte, hat sie zunächst in Polen und anfangs auch in Deutschland als Erzieherin gearbeitet, wo sie zweifellos den respektvollen und emphatischen Umgang mit Menschen kennenlernte.

Dennoch war auf Dauer wohl ihr Wunsch, sich künstlerisch in der Fotografie auszudrücken, größer. Da nämlich kann sie in unterschiedlichen Lebenslagen Menschen immer auf Augenhöhe begegnen, unabhängig von ihrer Herkunft, ihrem Alter oder ihrem sozialen Status. Und das ganz professionell. Inzwischen ist sie Mitglied im Deutschen Presse Verband DPV und im Berufsverband Bildender Künstler BBK, in deren Räumlichkeiten jetzt auch ihre Fotos „Gesichter der Sehnsucht – Corona-Sommer 2021“ zu sehen sind. „Die Fotografie ermöglicht mir, meine Wahrnehmungen und Empfindungen festzuhalten“, sagt sie.

Mal begegnet man ihr bei repräsentativen Veranstaltungen im Römer zum Beispiel und dann wieder bei Familie Montez im Osthafen. Bei ihren Streifzügen – meist fährt sie mit ihrem girlandengeschmückten Fahrrad, ihre Fotoausrüstung im Gepäck durch die Stadt -, entgeht ihr auch das Elend vieler Menschen am Rande nicht, gleich, ob sie die Menschen „abgerissen“ auf einer Parkband antrifft oder bei waghalsigen Skaterübungen im Umfeld der EZB. Ihr Blick auf den Alltag geht durch alle Bereiche und das spiegelt sich auch in ihren Foto-Bildern. Etliche von ihnen sind wunderbare Kompositionen.

Der Komplexität des Lebens in der Natur und der Menschen gibt sie in ihren Bildern Raum. Dabei lädt sie zum Staunen, Hinterfragen und Handeln ein. Wenn sie auch die „verlorenen Gestalten“ fotografiert, die oft aus den verschiedensten Ecken der Welt kommen, so verleiht sie ihnen immer eine fast königliche Würde. Sie schaut den Menschen ins Gesicht, das sie fotografisch so abtastet, dass die mögliche individuelle Geschichte dahinter durchscheint. Das kommt besonders in ihren ausdrucksstarken Schwarz-Weiß-Fotos zum Ausdruck. Dabei beherrscht sie meisterhaft das Spiel von Licht und Schatten.

Foto: Barbara Walzer

Besonders bedrückend war natürlich für die Menschen die lange Zeit des Lockdown, eingesperrt in den eigenen vier Wänden, wo sie ein inniges, schmerzliches Verlangen nach etwas Entbehrtem hatten, was ihre Sehnsucht nach Nähe zu anderen Menschen angestachelt hat. Raus wollten sie aus den schlabberigen Trainingshosen und praktischen Turnschuhen. Endlich wieder rein in ein beschwingtes Sommerkleid und in zierliche Pumps. Auch da – das spürt man auf dem Bild – muss die Sehnsucht nach Nähe, Vertrauen und eleganter Bewegung groß gewesen sein.

So erlebt man dank Barbara Walzers Foto die tanzenden Menschen vor dem Ausgang der Alten Oper in einer lauen Sommernacht entrückt, schwebend leicht und völlig selbstvergessen. Darauf liegt geradezu ein romantischer Zauber, so dass ich mich an die erste Strophe des Gedichts „Sehnsucht“ des Romantiker-Dichters Joseph von Eichendorff erinnerte:

„Es schienen so golden die Sterne,
Am Fenster ich einsam stand
Und hörte aus weiter Ferne
Ein Posthorn im stillen Land.
Das Herz mir im Leibe entbrennte,
Da hab ich mir heimlich gedacht:
Ach, wer da mitreisen könnte
In der prächtigen Sommernacht!… .

Aus den Schwarz-Weiß-Fotos spricht die Sehnsucht nach Freiheit und Leichtigkeit des Seins, Foto: Petra Kammann

In diesem Sinne ist die Foto-Künstlerin auch eine Romantikerin, wenn sie sagt:“Ich wünsche mir, meine Bilder würden die Menschen verzaubern und die Welt ein bisschen besser machen.“ Auch aus diesem Wunsch spricht die Sehnsucht, den Blick der Menschen auf die Welt positiv zu verändern. Mit Barbara Walzers Augen sehen wir die Ausschnitte der Welt auf jeden Fall ein wenig anders, und wir spüren dabei etwas von ihrer inneren Freiheit und verändern – wenn auch nur für Momente – unsere Prioritäten von Effektivität und dem Ärger über Misslungenes. Petra Kammann

 

„Gesichter der Sehnsucht- Corona-Sommer 2021“
Fotos von Barbara Walzer

dort auch:

Leonhard Hamerski- „Wasserhäuschen“
in der BBK Galerie
Hanauer Landstr. 89, (gegenüber der EZB)
bis 2. Januar 2022

Öffnungszeiten:
Freitag und Samstag 16-19 Uhr, Sonntag 14-17 Uhr

Es gelten 2G Regeln.

Das Projekt wurde von der Hessischen Kulturstiftung gefördert.

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