Artjom Chepovetskyy „Alabaster Blue“ – Ausstellung in der Galerie Heike Strelow
Tiefe, Transparenz, Farbe, Frische und Zartheit
von Petra Kammann
Unter dem Titel „Alabaster Blue“ werden die jüngsten Bilder des gebürtigen Ukrainers Artjom Chepovetskyyn auf Chiffon, Holz und Papier in der Galerie Heike Stresow präsentiert. Diese Werke sind geprägt durch Chepovetskyys medienübergreifende Auseinandersetzung mit den Grundsatzfragen der Malerei.
Die Galeristin Heike Strelow vor 2021 Mixed Media auf Chiffon, 14 von Artjom Chepovetskyy; Foto: Petra Kammann
Ein Hauch von Weite und Luftigkeit empfängt einen, wenn man nach dem schmalen Flur die helle Ausstellungshalle der Galerie betritt. Der Blick wird zunächst von der Präsenz und vom Aufeinanderstoßen der großformatigen kräftigen Farbflächen der Bilder bestimmt. Die Frische des kräftigen Pink, des grellen Neongelb und des starken Yves-Klein-Blau zieht zunächst die Blicke in den Bann.
Aber so, wie die Farben und Kompositionen variieren, so tun es auch die Materialien, die das Bild bestimmen. Der erste Eindruck lässt den „Fond“ optisch zurücktreten.
Nähert man sich den Bildern, vor allem auch den Kleinformaten, so entdeckt man nicht nur deren zarte Farbigkeit mit den sanften Blau-, Rosé- oder Rosttönen, sondern wird auch deren Transparenz gewahr, die sich hinter den verschiedenen übereinander geschichteten Materialien verbirgt. Daraus entsteht so etwas wie die Dreidimensionalität des Bildobjekts.
Blick in die Galerie: mit der Ausstellung ‚Alabaster Blue‘ von Artjom Chepovetskyy,Foto: Petra Kammann
Geht man auf die kleineren Formate zu, wird die Wahrnehmung besonders geschärft und der Titel der Ausstellung: ‚Alabasterblue‘ nimmt plötzlich Gestalt an, wurde doch die zarte und matte Farbe des Alabasters schon bei den alten Ägyptern verwendet. In der Barockzeit wiederum galt die alabasterfarben durchscheinende Haut – häufig bei den Porträts von adeligen Damen – als besonders edel. So scheint bei genauerer Betrachtung das Kreuz des Keilrahmens durch das weiche fließende und ephemere Chiffongewebe, das eine Art Fond für die kühne abstrakte Komposition aus fester bemalter Pappe bietet und der jeweiligen unsymmetrischen Komposition Halt gibt.
Muster und Formen von Objekten des urbanen Raums – wie Durchblicke und Verschachtelungen – sind die Inspirationsquellen in den Arbeiten von Chepovetskyy. Spielerisch und experimentell geht der aus Odessa stammende Künstler mit diesen gegensätzlichen Farben und Formen um und lotet auf diese Art und Weise die Grenzen der Malerei aus, bei der die scharfen Kanten oder das Aufeinanderstoßen von Farbflächen bewusst das Moment der Illusion durchbrechen. Es verdeutlicht das Ringen eines Künstlers, der seine konkreten Erfahrungen und Gefühle nonchalant in die Abstraktion überführt. Zentrale Ausgangspunkte seiner künstlerischen Auseinandersetzung bestimmen zudem die Fragen von Tiefe und Transparenz.
Artjom Chepovetskyy 06, 2021, Mixed Media auf Chiffon, 25 x 20 cm, Foto: Wolfgang Günzel
Dabei wird das Bild zum Objekt, das in einer experimentellen Übertragung der Farbform eine spezifische Formensprache entwickelt, indem es aus dem Bereich der zweidimensionalen Malerei allmählich in eine weite Ausdehnung der Fragen der Malerei überführt wird und eine neue dreidimensionale Ausdrucksform annimmt. Die Bildobjekte strahlen eine heitere Leichtigkeit und Gelassenheit aus, was in diesen Zeiten besonders erholsam ist.
Im Rahmen der Ausstellung ist ein Video entstanden, welches uns visuell durch die Ausstellung führt und interessante Eindrücke vermittelt. Die Kuratorin Lea Schäfer gibt zusätzliche Informationen zu der Arbeitsweise und den Kunstwerken des Künstlers Artjom Chepovetskyy.
Hier gelangen Sie zu dem Video:
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GALERIE HEIKE STRELOW
Lange Straße 31
D-60311 Frankfurt am Main
+49 (0) 69-48 00 544-0
info@galerieheikestrelow.de
Besuch nach Vereinbarung
Artjom Chepovetskyy
*1984 in Odessa, Ukraine, lebt und arbeitet in Frankfurt am Main. von 2007 bis 2016 studierte Chepovetskyy Philosophie an der Johannes Gutenberg-Universität und Bildende Kunst an der Kunsthochschule Mainz, u.a. bei Prof. Klaus Vogelsang, Prof. Andrea Büttner und Prof. Anne Berning.
AUSSTELLUNGEN / AUSZEICHNUNGEN / PROJEKTE
2018 | Zwischen Nähe und Distanz
kuratiert von Artjom Chepovetskyy, NASPA, Wiesbaden |
2018 | KULT-Kunst 2018
Mittelschwäbisches Heimatmuseum, Krumbach |
2018 | Eb-Dietzsch-Kunstpreis für Malerei
Volksbank Gera |
2018 | This will be our little secret
Ausstellungsraum BAART, Mainz |
2017 | Preis Kunstverein Ebersberg |
2017 | GOPEA 55
Kunstverein Villa de Bank, Enschede, Niederlande |
2017 | MOMENTUM
Galerie 21, Bonn |
2017 | Ja
Galerie Alte Brennerei, Kunstverein Ebersberg |
2016 | start 55
Galerie hase 29, Osnabrück |
2016 | ready to rumble
Galerie Kunst2, Heidelberg |
2015 | GOPEA Förderung |
2015 | cosmic latte
Nassauischer Kunstverein, Wiesbaden |
2014 | Leipzig & Mainz
Werkschauhalle Alte Spinnerei, Leipzig |
2013 | Öffentliche Sammlung, Naspa |