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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

KRAFT – Eine virtuelle Mitgliederausstellung des Oberhessischen Künstlerbundes e.V. Giessen (OKB) mit Fotografien von Paulina Heiligenthal

Energien und Kräfte – vielschichtige Zeichen des Aufbruchs

Nicht allein die Mainmetropole Frankfurt ist von der Schließung der Ausstellungen und Museen während der Corona-Krise betroffen, auch das Umland. So hat die Stadt Wetzlar, wo am 20. März eine spannende Gruppen-Ausstellung unter dem Oberthema „KRAFT“ eröffnet worden wäre, die Schließung aller Museen und Ausstellungen verfügt. Die beteiligten Künstler beschlossen daraufhin, ihre Energien in eine erweiterte und intensivierte Online-Präsentation zu stecken. Herausragend fand Petra Kammann die auf dieser Plattform präsentierten Fotoarbeiten von Paulina Heiligenthal, die unter ungewöhnlichen Umständen entstanden sind.

Paulina Heiligenthal,Behbahan, Iran„, 2019, 40 x 60 cm auf Büttenpapier

Die im niederländischen Maastricht
geborene und in Rosbach lebende
Künstlerin und Schmuckdesignerin 
Paulina Heiligenthal
hat während einer Iranreise 2019
die Auswüchse der petrochemischen
Anlagen fotografisch festgehalten, um
über die daraus gewonnene Energie
und Krafterzeugung zu reflektieren

 

Das Thema Kraft hat vielfältige Aspekte. Kraft kann wirtschaftlicher, industrieller, mentaler, physisch-elementarer, muskulärer oder mystischer Natur sein. Es passt zur ersten warmen Jahreszeit, in der wir neue Energien sammeln. Entsprechend vielfältig fällt der Auftritt der beteiligten Künstler*innen des OKB aus.

Paulina Heiligenthal , „Gatschssaran, Iran“ 2019, 40 x 60 cm auf Büttenpapier

Paulina Heiligenthal, eine der Ausstellungsteinehmer*innen, war auf ihrer Iran-Reise natürlich von der alten persischen Kultur fasziniert, aber ebenso von den petrochemischen Anlagen, die einerseits als sichtbare Verursacher von Klimawandel und Umweltverschmutzung stehen, aber auch als Fingerzeig für die Kraft der Menschen, sich in unwegsamem Geländen neue Energiequellen zu erschließen. Immerhin belegt der Iran mit seinen Kohlenwasserstoffreserven, mit sein Erdöl- und Erdgasquellen hinter Russland und Saudi-Arabien weltweit Platz 3 der Energieerzeuger.

Zwischen Shiraz und Ahwaz

Ihre Fotoarbeit „Behbahan, Iran“ führt uns eine halb industrielle Szene inmitten einer fast wüstenartigen Landschaft vor Augen. Vielschichtig und spannungsreich ist die Kraft, die dort aus dem Boden kommt. Stäbe, die wie  Fahnenmasten in den Himmel zu ragen scheinen, lassen das flackernde Feuer an ihren Enden so verführerisch wie unheimlich aufleuchten.

Wie Stills aus einem Film wirken die Fotos von „Gatschssaran, Iran“. Da türmt sich „in the middle of nowhere“ hinter ein paar verlassen wirkenden Arbeiterhütten und -häusern die Erde auf. Und geradezu unwirklich  erscheint die hügelig gestaffelte Landschaft, in der im Vordergrund Geröll auf dem Boden herumliegt, aus dem vereinzelt Palmen, Büsche und Bäume hervorlugen und die kein zusammenhängendes Landschaftsbild ergeben, Der etwas düstere Gebirgszug hinter den mit seinen unheilverkündende Rauchschwaden im Hintergrund lässt mit den lodernden Feuern nichts Gutes erahnen.

Aufnahmen einer menschenleeren verlassenen Industrielandschaft, die zwischen zwei iranischen Städten entstanden, die gegensätzlicher nicht sein könnten: zwischen dem sagenumwobenen, blumenreichen „Garten des Iran“ im südlichen Zagros-Gebirge mit seinen berühmten Rosenzüchtungen, einst Hort des Wissens und der Poesie der Dichter Hafez und Saadi, worauf auch Goethe sich in seinem West-östlichen Diwan bezog, während Ahwaz schlicht das Zentrum der iranischen Erdöl- und Erdgasindustrie ist. Heiligenthal macht uns mit Ansichten von einem Land vertraut, die wir meist nicht zu Gesicht bekommen.

„Gatschssaran, Iran“, 2019. 40 x 60 cm auf Büttenpapier

Weitere Infos:

KRAFT

→ Fotografie von Paulina Heiligenthal im Kunstverein Bad Homburg Artlantis
→ Paulina Heiligenthal: „Menschen in Äthiopien“

→ Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis … Fotografien von Paulina Heiligenthal

 

 

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