Advents- und Weihnachtslieder der Romantik mit dem Cäcilienchor
In dulci jubilo
Unter der Leitung von Christian Kabitz kam es am 4. Adventsamstag in der Sachsenhäuser Dreikönigskirche zu einer gelungenen Zusammenarbeit des Cäcilienchors mit dem Frankfurt Chambers Brass und der Organistin Regina Schlereth.
Von Petra Kammann
Bis auf den letzten Platz gefüllt war die Dreikönigskirche, Fotos: Petra Kammann
Es ist schön, wenn man bei einem Konzert das Gefühl hat, auf Bekanntes zu stoßen, dabei doch aber durch neue Akzente überrascht wird. Natürlich glauben viele bei Liedern wie „Macht hoch die Tür!“,“Es ist ein Ros‘ entsprungen“, „Kommet, ihr Hirten“ einfach mitsingen zu können. Denn schließlich haben diese Lieder ja auch eine lange Geschichte.
Immerhin sind die schönsten deutschen Weihnachtslieder bereits kurz nach der Reformation als einstimmige Choräle entstanden. Aber schon bald wurden sie vierstimmig gesungen und wurden dann in ganz Deutschland bekannt und beliebt. Bis zum Zeitalter des Barock schufen immer wieder Komponisten, allen voran Johann Sebastian Bach, neue Harmonisierungen dieser Weisen.
Es folgte eine Zäsur. Denn weder die Bachsöhne noch Haydn, weder Mozart noch Beethoven, haben sich mit neuen Klängen für die Melodien aus dem vergangenen Jahrhundert beschäftigt. Den Komponisten der Klassik waren die Choräle textlich wohl zu sperrig. So gerieten die alten Weisen erst einmal in Vergessenheit.
Erst in der Epoche der deutschen Romantik entdeckte man nicht nur die Kompositionen Bachs wieder, sondern auch diese volksmusikalischen Schätze. Sie wurden von romantischen Komponisten wie Felix Mendelssohn, Johannes Brahms und Max Reger aufgegriffen, erweitert und wieder zu neuem Leben erweckt.
Der Chor, die Orgel, oftmals auch das Orchester, fügte den ursprünglichen Melodien eine neue Dimension hinzu. So entstanden zu entsprechenden Texten des Alten Testaments nicht nur Motetten und Chorsätze, sondern sogar auch eine ganze Reihe von Weihnachts-Oratorien.
Viele von ihnen sind inzwischen aber ebenfalls abermals in Vergessenheit geraten, ebenso sehr wie die Namen einiger Komponisten wie etwa die von Friedrich Silcher (1789 – 1860), Carl Riedel (1827 – 1888), Robert Fuchs (1847 – 1927), Joseph Rheinberger (1839 – 1901) oder Carl Thiel (1863 – 1939). Allein diese Komponisten in ein neues Licht zu rücken, war schon ein Verdienst dieses abwechslungsreichen Konzertes am 4. Adventssamtag in der Dreikönigkirche.
Durch das zarte Orgelspiel von Regine Schlereth und die transparent durchgearbeitete Chorarbeit des legendären Cäcilienchors unter der Leitung von Christian Kabitz bekamen die alten Weisen etwas Feines und Kostbares wie etwa bei der Bearbeitung „Kommet ihr Hirten“ von Carl Riedel, wo eine besondere Betonung auf dem zerbrechlich retardiert gesungenen „Friede auf Erden…“ lag.
Bemerkenswert auch die präzisen Blechbläser der Frankfurt Chambers Brass, deren individuelle wie auch präzise Spielweise im Zusammenspiel besonders in den Soli der „Suite über alpenländische Weihnachtslieder für Blechbläser“ von Heinrich Bruckner (*1965) zum Ausdruck kam.
Dass es außerdem Christian Kabitz gelungen ist, zum Schluss alle Konzertteilnehmer zum gemeinsamen Singen von „O du fröhliche“ zu animieren, (ohne dass das wie ein Flash Mob klang), ist heute ebensowenig eine Selbstverständlichkeit wie die Fähigkeit, eine erwartungsvolle Stimmung zu erzeugen, die organisch Vertrautes und Neues miteinander verbindet, so dass man anschließend bereichert nach Hause gehen konnte. Denn bei aller Geschäftigkeit der Vorweihnachtszeit stellte sich bei dieser Veranstaltung im Schutz der Kirche doch auch ein Stückchen Vorfreude auf das eigentliche Weihnachtsfest ein.
Abschluss des Konzerts mit dem Leiter Christian Kabitz (Mitte)