„Die andere Ahnengalerie“ von Raffaela Zenoni bei den Design Offices Frankfurt
Ahnen und Wahlverwandtschaften voller Leben, Witz und Farbe
„Die andere Ahnengalerie“ der Künstlerin Raffaela Zenoni in einem Coworking Space – Die großzügigen Kompositionen mit expressivem Duktus fordern den Betrachter heraus, sich mit der unbändigen Energie der Gemälde auseinanderzusetzen, ebenso mit deren assoziativen und symbolischen Zeichenhaftigkeit. Die Begrüßungsrede der Vernissage hielt Dr. Urs Hammer, Generalkonsul der Schweiz für Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und das Saarland:
Portraits der „anderen Ahnengalerie“ von Raffaela Zenoni, Der Richter, Dunja, Kairi, alle 2014
„Es ist mir eine große Freude und Ehre, heute mit Ihnen zusammen die Ausstellung Die andere Ahnengalerie zu eröffnen. Mein besonderer Dank geht dabei an Petra Becker, die mit ihrer International Art Bridge eine Brücke zwischen den Design Offices und den Werken von Raffaela Zenoni geschlagen und diese Ausstellung mit feinfühliger Professionalität konzipiert und ermöglicht hat. Auch Ihnen, Frau Schulz, gebührt als Standortleiterin von Design Offices Frankfurt Wiesenhüttenplatz ein spezieller Dank dafür, dass Sie den Ahnen in Ihren innovativen, funktionalen und richtungsweisenden Raumlösungen eine neue temporäre Heimat gegeben haben.
Ob sich die Ahnengruppen oder die Talking Heads vom Geist des New Work und Cooperative Coworking beseelen lassen, bleibe dahingestellt. Zumindest besteht die Hoffnung, dass die Werke ihrerseits die hier arbeitenden Coworker, aber auch Sie, verehrte Damen und Herren, kreativ inspirieren! Ihnen, werte Freunde der Kunst und der Schweiz, danke ich für Ihr zahlreiches Erscheinen und Ihr Interesse!
Die „Talking Heads“ von Raffaela Zenoni (2017-2019), Foto: International Art Bridge
Die Serie Die andere Ahnengalerie auf Leinwand beschäftigt Raffaela Zenoni seit 2013 und ist inzwischen auf 41 andere Ahnen angewachsen. Und wie die Künstlerin meint und wie man sie kennt, lassen sich weitere Ahnen erahnen.
Die hier präsentierte Auswahl besteht aus 6 Ahnengruppen mit insgesamt 16 Ahnen. Raffaela Zenoni malt die Bilder in Gruppen von zwei oder mehr, es ist ein Prozess, bei welchem eine Leinwand nicht ausreicht, um den zugrundeliegenden Gedanken vollständig sichtbar zu machen. Wie bei einer musikalischen und dramaturgischen Darbietung, oder wie bei einem mehrgängigen Menu, entsteht erst aus dem Zusammenwirken der einzelnen Komponenten das Gesamtwerk.
Zudem gibt es Querverbindungen zwischen den verschiedenen Ahnengruppen, beispielsweise in einer physiognomischen Verwandtschaft zwischen dem Richter, Herrn Behrens, dem Portugiesen Luis, Fox und Basil, während sich die selbstbewusste Dunja, die kokett-doppelköpfige Humbeline und die nachdenklich-herausgeputzte Juliette gleichzeitig bescheiden und extrovertiert zeigen.
Raffaela Zenoni bei der Vernissage, Foto: Petra Kammann
Jedes Portrait für sich ist eine eigene, tiefe Persönlichkeit, manchmal abstrakt, zuweilen freundlich, oft originell und lustig, selten grimmig und immer voller Leben, Witz und Farbe. Die Ahnen sind vielleicht auch deshalb anders, weil sie keiner gemeinsamen Dynastie oder Familie angehören, sondern gerade durch ihre unterschiedlichen Namen, Formen und Ausdrucksweisen eine Gemeinschaft verkörpern.
Die anderen Ahnen sind nicht nur Vorfahren, sondern auch Zeitgenossen und vielleicht sogar futuristische Wesen? Diese so vermittelte Raum- und Zeitlosigkeit der Ahnen in einem offenen System vermittelt das Gefühl, dass sie ihren Platz in einem Schloss oder Museum ebenso finden wie hier in diesen Räumlichkeiten, welche gegenwärtige und zukünftige Arbeitsformen darstellen und vorwegnehmen.
Meine Damen und Herren, Sie werden sich vielleicht fragen, weshalb die beiden Söhne Basil und Zeno, nicht jedoch der hier Vortragende in die Ahnengalerie aufgenommen wurde und wie sein Portrait wohl ausgefallen ist. Dieses existiert tatsächlich, es ist ziemlich modern, viereckig und grün, und befindet sich in den Tiefen des Kellers unserer Residenz in der Villa Elsaesser. Es ist, wie Sie sich sicher vorstellen können, eher scheu und zurückgezogen, hofft aber, bei der nächsten Ahnenrunde mit dabei zu sein.
Die Pianistin und Musikexpertin Viviane Goergen, die heute erfreulicherweise auch hier ist, hat Raffaela Zenoni mit ihrem Geschenk der CD ,Feininger Impulse‘ mit Kompositionen des Malers Lyonel Feininger zum Bild Viviane hat Freunde inspiriert. Die Musik und die Interpretation von Viviane Goergen finden sich in diesem Gemälde wieder. Es sprüht von Spielfreude, Leichtigkeit und Konnotationen von Feiningers Stimmungen. Besonders erkennbar ist in dieser Komposition auch der feinsinnig angedeutete und gleichzeitig mehrschichtige Humor, der das gesamte Werk von RZ ebenso kennzeichnet wie der lautmalerische Umgang mit den Farben.
Die Ahnen und Viviane mit ihren Freunden werden von der Skulpturengruppe Talking Heads umrahmt und berieselt. Sie schauen in alle Himmelsrichtungen, aber jeweils mit einem unterschiedlichen Ausdruck. Sie bilden eine Gruppe, die man beliebig zusammensetzen kann. Je nach Konstellation kann man daraus vielleicht sogar das Wetter vorhersagen, Horoskope herauslesen oder gar Konjukturprognosen erstellen! Zu Besuch bei Design Offices mutieren die Talking Heads, die gleichzeitig auch Listening Heads sind, mit etwas Phantasie zu einer alternativen Terracotta Armee oder sogar zu einer weiteren Ahnengalerie?
Raffaela Zenoni Hommage an die Musikexpertin Viviane Goergen: „Viviane hat Freunde“, 2018
Wir danken der Künstlerin, dass sie uns in diese einzigartige Welt entführt, welche dem Betrachter viel Raum für die Entfaltung eigener Vorstellungen, Ideen und Wünsche lässt. Und wer weiss, meine Damen und Herren, vielleicht werden Sie ja beim Betrachten der Talking Heads, von Vivianes Freunden und der anderen Ahnen in eine Sphäre versetzt, welche Sie zu ahnenden Anderen werden lässt?
Ausstellung in Design Offices
Frankfurt Wiesenhüttenplatz 25
60329 Frankfurt
+49 (0)69 566 082 500
frankfurt.wiesenhuettenplatz@designoffices.de
Öffnungszeiten:
Mo – Fr 08:30 – 18:00 Uhr
Demnächst werden Sie der Künstlerin noch einmal bei einem Besuch in der Villa Elsaesser begegnen…
→ Raffaela Zenoni: „Le quattro stagioni“
→ Raffaela Zenoni: Malerei, Skulptur