Ein Fest für die Musik und das Miteinander – 25 Jahre Kronberg Academy
In Kronberg spielt die Musik und in Wiesbaden wurde mit der „musikalischen Familie“ gefeiert
Von Petra Kammann
S.D.G. – Soli Deo gloria „Gott allein die Ehre“. Mit dieser Signatur unterzeichnete Johann Sebastian Bach viele seiner Werke… Mit Bachs Konzert d-moll für 2 Violinen, Streicher und Bc sowie den Solisten Vilde Frang und Christian Tetzlaff begann daher auch voller Schwung und vor den Reden das Jubiläumskonzert zur 25-Jahrfeier der Kronberg Academy im prächtigen Wiesbadener Friedrich-von-Thiersch-Saal. Es folgten Tchaikosvkys Nocturne, Alfred Schnittkes „Konzert zu Dritt für Violine, Viola, Violoncello und Kammerorchester“, Franz Schuberts „Polonaise für Violine und Orchester“ und nicht zuletzt Mozarts „Jupiter-Sinfonie“…
Lebendig und überzeugend: das Konzert zum 25. Jubiläum der Kronberg Academy am 22.10.2018 mit dem Chamber Orchestra of Europe und mit den mit Kronberg verbundenen Solisten, Foto: Petra Kammann
Die Solisten: Vilde Frang, Gidon Kremer,(Violine), Yuri Bashmet (Viola), Christian Tetzlaff (Violine) und István Várdai (Violoncello), Foto: Lutz Sternstein/Kronberg Academy
Die Hessische Landesregierung, für die Staatsminister Boris Rhein sprach, die Europäische Zentralbank und nicht zuletzt die wunderbaren Künstler wie die Violinisten Christian Tetzlaff, Vilde Frang und Gidon Kremer, der Bratschist Yuri Bashmet und der Cellist István Várdai und die Musiker des Chambers Orchestra of Europe, sie hatten der Kronberg Academy im Kurhaus in Wiesbaden die Jubiläumsfeier geschenkt. Das hatte auch die Staatsministerin für Kultur und Medien aus Berlin angelockt…
Raimund Trenkler, selbst Cellist, Gründer und Künstlerischer Leiter der Kronberg Academy, blickt dankbar zurück und optimistisch in die Zukunft, Foto: Lutz Sternstein/Kronberg Academy
Auf die Bach’sche Signatur S.D.G. nahm Raimund Trenkler, Gründer und Künstlerischer Leiter der Kronberg Academy seit nunmehr 25 Jahren, in seiner Rede zur Jubiläumsfeier auch Bezug. Was verbindet Trenkler, der selbst Cellist war, damit? Charakteristisch für ihn und sein Erfolgskonzept: Bescheidenheit, Demut, Disziplin und Leidenschaft für die Sache. Das wurde in seiner Dankesrede deutlich, ebenso, dass er eben auch ein Vorausdenker ist. Amüsiert zitierte er Altbundeskanzler Helmut Schmidt, der meinte, wenn jemand Visionen habe, so solle der zum Arzt gehen. Und im Laufe der letzten 25 Jahre habe er, Trenkler, sich selbst hin und wieder auch schon mal die Frage gestellt, ob er nicht ernsthaft einen Arzt aufsuchen müsse…
Auf dem Empfang erzählte mir Marta Casals Istomin, die Grand Lady internationaler Musikfestivals, die sie teils selbst gegründet hat, wie vorausschauend Trenkler sei, dass er nämlich bereits zwei Jahre vor Beginn des Kronberger Festivals auf sie zugekommen sei, um dann punktgenau zum zwanzigsten Todestag des großen Cellisten Pablo Casals (1876-1973) mit seiner Idee für Kronberg durchstarten zu können… Beim ersten Cello-Festival wurde des 20.Todestages Casals gedacht und Witwe Marta Casals Istomin kam und wurde auch Schirmherrin des Cello-Festivals. Seither nimmt die in USA lebende Casals Istomin an jedem Cello-Festival in Kronberg teil. Als Ehrenmitglied und als Mitglied des Künstlerischen Beirats der Kronberg Academy konnte sie darüber hinaus weltberühmte Musiker wie zum Beispiel den Violinisten Gidon Kremer oder den Pianisten Sir András Schiff für dieses Gremium gewinnen.
Von Anfang an dabei und eigens zum Jubiläum der Kronberg Academy aus Washington angereist: Marta Casals Istomin, Witwe von Pablo Casals, die auch Mitglied im Künstlerischen Beirat ist, Foto: Lutz Sternstein/Kronberg Academy
Inzwischen ist die Kronberg Academy durch ihre Festivals, Meisterkurse, durch Breitenförderung, durch Förderung von hochbegabten jungen Musikerinnen und Musikern sowie durch ihre sonstigen vielfältigen Aktivitäten nicht mehr aus dem städtischen Kulturleben wegzudenken, sie trägt auch national und international nachhaltig dazu bei, die Bedeutung von Kronberg als Kulturstadt und als Ausbildungsstätte von Weltruhm weiter zu festigen und auszubauen.
Dazu hat Marta Casals Istomin ganz wesentlich beigetragen. Sie kam nicht nur zur Eröffnung, sondern wirkte von Anfang an daran mit, dass zum Beispiel der weltberühmte Cellist Mstislav Rostropovich (1927 – 2012) sich mit dem Projekt identifizierte und nach Kronberg kam. Er wurde durch seine Auffassung von der Musik als weltverbindender Sprache auch eine Symbolfigur für Nicht-Musiker, wegen seines mutigen Auftretens gegenüber Diktatur und Unterdrückung. Schon 1974 hatte er mit seiner Frau die Sowjetunion verlassen und wurde ausgebürgert. Und zwei Tage nach dem Fall der Berliner Mauer spielte er 1989 am Checkpoint Charlie eine Solosuite von Bach, ganz ohne Orchester, nur um ein Zeichen seiner Anteilnahme zu setzen. Kronberg nannte er „die Welthauptstadt des Cello“ und gründete später dort die Cello Foundation, die heute von der Kronberg Academy verwaltet wird.
Raimund Trenker, auch beim Empfang tonangebend, Foto: Petra Kammann
Ähnlich visionär war wohl eben auch der stets bescheiden, wenn auch bestimmt auftretende Raimund Trenkler. Er hat kräftig in den Nachwuchs investiert und im Jubiläumsjahr ist es ihm überdies auch noch gelungen, das Chamber Orchestra of Europe als Residenzorchester des künftigen Casals Forum nach Kronberg zu holen. Das Kammerorchester, das 1981 als rein privat finanziertes Ensemble aus dem Jugendorchester der Europäischen Gemeinschaft hervorgegangen und durch Abbado und Harnoncourt geschult wurde, kam zu Erfolg und hat inzwischen ein Büro in London. Seine Mitglieder, die an unterschiedlichen Orten Europas leben, werden daher künftig einen neuen Arbeitsort bekommen, nämlich im neuen internationalem Zentrum der Kammermusik, dem Casals Forum, dessen Bau mächtig voranschreitet. Monika Grütters, die Staatsministerin für Kultur und Medien, sagte in Wiesbaden spitzbübisch, dass „das einzig Positive am Brexit“ sei, dass man das Büro dann künftig von London nach Kronberg verlegen könne.
Einen Toast auf den Gründer Raimund Trenkler gab Enno Senft, Mitgründer des Chamber Orchestra of Europe, Stimmführer Kontrabass. Trenkler neben Jürgen Fitschen, Vorsitzender des Kuratoriums der Kronberg Academy Stiftung, und Staatsministerin für Kultur und Medien Prof. Monika Grütters, Foto: Petra Kammann
Der berühmte Pianist András Schiff, der demnächst auch mit im Boot sein wird, hat über das Epizentrum der Taunusstadt gesagt: „Kronberg ist für uns Musiker eine Oase in der Mitte Deutschlands. Hier finden junge Musiker die Ruhe und das Verständnis, das sie brauchen, um sich entfalten zu können“. Möge das neue Casals Forum von diesem Geist auch in Zukunft befeuert sein!
Diesmal in Feierlaune: Jürgen Fitschen, Vorsitzender des Kuratoriums der Kronberg Academy Stiftung, Raimund Trenkler, Prof. Monika Grütters, Staatsministerin für Kultur und Medien und Enno Senft, Mitgründer des Chamber Orchestra of Europe, Stimmführer Kontrabass, Foto: Petra Kammann