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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Die Nacht der Museen und ein Wochenende in Frankfurt

Einblicke, Rundblicke, Ausblicke und jede Menge Action

Ein Nordlicht von der Küste will mal wieder Frankfurt „atmen“. Die persönliche Betrachtung einer Teilnehmerin, die eigens aus Wismar angereist ist, um noch einmal die Jil Sander-Ausstellung „Präsens“ zu sehen: „Dat is wat för mi! Einmalig…“  Sie ist überzeugt, dass die Auswirkungen der Schau Folgen haben werden. Aber die Besucherin war auch von der Lebendigkeit der Frankfurter Museumsszene begeistert und schildert für FeuilletonFrankfurt ihre Eindrücke.

Großer Andrang im Museum Angewandte Kunst

Heidemarie Schult ist wegen der Jil Sander-Ausstellung eigens aus Wismar angereist

Erstes Ziel: Museum Angewandte Kunst – Letztmaliges Anschauen der Einzelausstellung Jil Sander „Präsens“. Die komplex geballte Ästhetik des Wirkens der Ausnahmedesignerin Jil Sander zu erleben, das muss vor Ende der Ausstellung noch einmal sein. Vom 4.November 2017 bis zum 6.Mai 2018  hatten die über 120 000 Besucher die Gelegenheit wahrgenommen, die von Direktor Matthias Wagner K kuratierte und mit Jil Sander exzellent durchdachte Ausstellung „Präsens“ auf ca. 3000 m² Fläche im Richard Meier-Bau am Schaumainkai 17 auf sich wirken zu lassen. Man kann verstehen, dass die Transparenz und Leichtigkeit dieses Baus in seinem Purismus und Minimalismus Jil Sander in all ihren Gestaltungsbereichen so sehr zusagte, dass sie bereit war, dort im Museum Angewandte Kunst ihre Mode, ihre Produktdesign und -entwicklung, ihre Ideen zu gelungener Architektur und Gartengestaltung zu präsentieren.

Wenn ein sachlich denkendes Nordlicht wie ich ganze dreimal nach Frankfurt reist, um Jil Sanders Schau „Präsens“ zu besuchen und sagt: „Dat is wat för mi! Einmalig…“ – dann waren hier die Exponate in Stil und Form so richtungsweisend und zeitlos, das Betrachten der Showrooms – Nachhaltigkeit inbegriffen für mich so etwas wie das Erlebnis Leuchtturm.

Lichtdurchflutet und transparent: das Museum Angewandte Kunst 

Das hier zelebrierte ästhetische Gesamtkunstwerk, das facettenreiche Wirken Jil Sanders in den unterschiedlichsten Bereichen, war für mich am vergangenen Wochenende somit ein “must have“. Bleibt für mich die Frage: Was geschieht nun mit dem dort gezeigten außergewöhnlichen Schatz, wenn die Schau am 6. Mai zu Ende geht? Was passiert nach dem Abbau der Ausstellung aus dem Ausstellungsmaterial, den eindrücklichen Videoinstallationen, den begleitenden Medien der ästhetisch so gelungenen Installation im Richard Meier-Bau? Wird die Ausstellung „Jil Sander. Präsens“ anschließend nach New York,Tokyo oder Seoul reisen? Eine knappe Pressemeldung gelangte sogar bis an die Küste.

Frankfurter Maibaum mit „Kirchturmspitze“

Der Wochenendbesuch in Frankfurt am Main war schon allein deshalb für mich und auch nicht nur wegen des imposanten „Frankfurter Maibaumes“ mit Kirchturmspitze, der vom Eisernen Steg aus so zu sehen war, ein ganz besonderer. Die „Nacht der Museen“ von 19 Uhr bis 2 Uhr nachts war insgesamt ein super Event, an dem ganze 40 000 Menschen in der Stadt unterwegs waren – darunter zwangsläufig auch ich. Fragt sich, wer am Ende die 40 000 Besucher gezählt hat?

Los ging es im Museum Angewandte Kunst mit meinem Abschied von Jil Sanders Schau „Präsens“, im selben Haus folgte dann die EY-Benefizauktion „Junge Kunst mit Zukunft“. Eröffnet wurde die „Nacht der Museen“ von Direktor Matthias Wagner K, während Dr. Ina Hartwig, die Kulturreferentin der Stadt, mit der ersten Versteigerung eines eigenwilligen Werkes – „Motten als Kunstwerk drapiert“ –  die Aktion „zum Ersten, zum Zweiten zum Dritten“ übernahm… Das Werk einer Studentin der Städelschule fand seinen Fan zu einem beachtlichen Preis. Und dann folgte die mit Spannung erwartete Catwalk-Action für alle, die Mut hatten, sich 15 sekundenlang im pinkfarbenen Gang des Hauses zu präsentieren, nachzuverfolgen auf Instagram.

Mittelalterliche Musik im „Römer“

Das war nicht so sehr mein Ding. Also ging ich schnell weiter über den Eisernen Steg in Richtung Römer, der unter dem Motto „Kaisersaal gucken“ stand. Dort herrschte fröhliche Stimmung bei mittelalterlicher Musik auf alten Instrumenten. Interessierte Besucher sahen, was sonst nur ausgewählten Gästen bei besonderen Veranstaltungen gezeigt wird, die Galerie der deutschen Kaiser.

Eine warme Sommernacht und ein volles Programm in der Nacht der Museen, verbunden mit dem Kombiticket für 14 Euro – das macht durstig… Aber nix mit schnell was trinken!!! Denn auf dem Römerberg war ein fast beängstigendes Gedränge, wenn auch unter rundherum bester und ansteckender Stimmung und einer Nacht, die Lust auf mehr machte.

Zum Durstlöschen war dann vom Eisernen Steg aus mein Stopp „auf dem Römerberg“

Ach ja, zur Mitternachtsstunde mit Musik und 1000 Kerzen wollte ich dann doch auch noch in den Kaiserdom. So ein anstrengendes, einmaliges Programm in der Nacht der Museen“ in Frankfurt kann ein Nordlicht gut aushalten!! Frankfurter Nächte sind nunmal nicht nur zum Schlafen da…

Das Wochenende bei Kaiserwetter sorgte dann für super Rundblicke, Weitblicke, auch für nachhaltige Einblicke in die Geschichte Frankfurts und für die Erkenntnis: Frankfurt war ein Highlight, eine Kategorie der besonderen Art.

 

Alle Fotos: Heidemarie Schult

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