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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

FAT – Frankfurter Ateliertage 2014 (3)

Im neuen ATELIERFRANKFURT: Malerei
Diane Preyer
Jan-Ulrich Schmidt
Constanza Weiss

Wer als Besucher des neuen ATELIERFRANKFURT vergessen hat, seinen Ariadnefaden von zuhause mitzunehmen, hat schlechte Karten, wenn er sich in dem Gewirr von Gängen und Nischen nicht verlaufen will, es sei denn, er hält sich strikt an die alte Irrgarten-Regel „immer rechts abbiegen“, die ihn, konsequent befolgt, garantiert wieder an den Ausgangsort zurückbringt. Allerdings führt solches Reglement den Fussläufigen auch in Ecken und Winkel, deren Besichtigung weniger im Interesse von Eigentümer und Betreiber des Gebäudes mit seinen sechs Geschossen und drei Flügeln liegen dürfte, klänge doch für manche solcher Ecken die Bezeichnung „noch nicht fertiggestellt“ recht euphorisch. Aber was nicht ist, kann ja noch werden, was natürlich heisst, dass noch ein ordentliches Stück Geld in die Hand genommen werden muss. Spannende Frage dann: von wem?

Aus solch sichtbarer Not eine Tugend macht die Malerin Diane Preyer: Über einen ob seiner Breite den vorsichtigen Betrachter durchaus bedenklich stimmenden Riss in der Wand (er setzt sich zwischen Wand und Deckenkonstruktion in noch bedenklicherer Weise fort) hängt sie eine ihrer wundervollen Arbeiten. Und es ergibt sich eine völlig neue Raumästhetik: Der sich nach Art eines gezackten Blitzes seinen Weg bahnende Riss kontrastiert auf das Gelungenste mit dem Interieur ihres Gemäldes: einer lichtdurchfluteten, in zarten Pastelltönen angelegten Zimmerflucht, deren Boden mit zwei Teppichen bedeckt ist.

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Diane Preyer, Carpets

Auf eine faszinierende Weise „kühl“ wie zugleich „warm“ mutet die nach klassischem Aufbau von Vertikalen, Horizontalen und Diagonalen durchkomponierte wie perspektivisch ausbalanciert ins Bild genommene, Distanz wie zugleich Nähe vermittelnde Szenerie an. Die geometrische, von Disziplin der Formen und Farben bestimmte Motivik des Gemäldes steht, wie schon erwähnt, in einem spannungsreich-konträren Dialog zum seiner eigenen Gesetzmässigkeit folgenden Wandriß.

Von grosser Eindringlichkeit und Sensibilität sind die Bilder der Porträtmalerin Constanza Weiss (1967 in Hamburg geboren; Studium und langjährige Tätigkeit als Diplom-Restauratorin in Florenz), die sich der vor allem bei ihrer Arbeit als Restauratorin erlernten und perfektionierten traditionellen malerischen Techniken bedient. Die dunklen Grautöne der Hintergründe und der Bekleidung der beiden Blinden spiegeln mit grosser Suggestivkraft die Behinderung dieser Personen wider. Im übrigen sprechen und wirken diese Werke für sich.

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Blinder Mann, Öl auf Leinwand, 1,20m x 0,80m, 2012
Blinde Frau, Öl auf Leinwand, 1,50m x 1m, 2011

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Jan-Ulrich Schmidt (1976 in Usingen geboren; Studium an der Akademie für Bildende Künste Mainz, der Hochschule für Gestaltung in Offenbach und der Kunsthochschule (Universität) Kassel) schliesslich seziert und analysiert in seinen „Übersetzungen“ mittels eines spezifisch entwickelten Computerprogramms Gemälde des klassischen Kanons, seit dreieinhalb Jahren speziell Werke von Caspar David Friedrich, deren Farbstrukturen er untersucht und, vereinfacht ausgedrückt, in Streifen zerlegt wiedergibt.

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Caspar David Friedrich: „Nebelschwaden“ und die „Übersetzung“ des Künstlers

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Caspar David Friedrich: „Frau am Fenster“ nebst „Übersetzung“

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Das „Sortieren“ und „Ordnen“ der Farben altmeisterlicher, in der Publikumsgunst hoch angesiedelter Werke hat zweifellos etwas Distanzierendes und Ironisierendes und entlarvt ein zwischen mystischem Grübeln und Harmoniebedürfnis angesiedeltes Rezeptionsverhalten gegenüber Werken gerade dieses, immer auch ein Stück rätselhaft bleibenden Malers der deutschen Frühromantik.

Die FAT Frankfurter Ateliertage 2014 – West – finden am 29. (14 bis 20 Uhr) und am 30. (12 bis 18 Uhr) November 2014 statt.

Am 29. November, 20.30 Uhr, erfolgt im Künstlerhaus basis, Gutleutstrasse 8-12, die Verleihung des Preises (Arbeitsstipendiums) 2014 des Frankfurter Kulturamts.

Abgebildete Werke © jeweilige Künstlerinnen/Künstler
Fotos: FeuilletonFrankfurt

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