FAT – Frankfurter Ateliertage 2014 (5)
Patrick Raddatz erhält den „FAT Award“ 2014
Im Grunde ist es der Höhepunkt der seit 2012 neu gestalteten „Frankfurter Ateliertage“ – abgekürzt FAT: Die Verleihung des Atelierstipendiums „FAT Award“. Aus über 70 Bewerbungen galt es, den Preisträger zu ermitteln – keine leichte Aufgabe, wie Jury-Vorsitzender Stephan Mann, Direktor des Museums Goch, denn auch einräumte (der unabhängigen Jury gehörten ausserdem Léon Krempel, Kunsthalle Darmstadt, und Lilian Engelmann vom Frankfurter Kunstverein an). Die Entscheidung fiel einstimmig.
2012 hiess der Preis noch etwas betulich „Heimvorteil“, ein eher im Bereich der Fussballsprache anzutreffender Begriff. Damals gewann ihn die seinerzeitige Ateliergemeinschaft Michel Klöfkorn / Jens Lehmann. Die Intention des Preises ist unverändert: Künstlerinnen und Künstler zu fördern, die am Platz Frankfurt in ihrer künstlerischen Arbeit Kontinuität und Qualität aufweisen, entsprechend bereits mit Ausstellungen in Erscheinung getreten und nicht der Versuchung erlegen sind, etwa nach Berlin oder anderen Städten auszuwandern. Zugleich unterstreicht der Preis die Bedeutung Frankfurts als ein lebendiger, internationaler Standort für zeitgenössische Kunst.
Am 29. November 2014 nahm Patrick Raddatz – bekannt unter anderem durch seine weithin beachtete Ausstellung “Before And After Science” 2013 in den Räumen des Deutschen Wetterdienstes – im Künstlerhaus basis die Auszeichnung entgegen: ein Jahr lang ein Mietzuschuss für sein Atelier von bis zu 7000 Euro, eine anschliessende Präsentation seiner Arbeiten in der Ausstellungshalle 1 A und einen Produktionskostenzuschuss für einen begleitenden Katalog.
Raddatz, geboren 1972 in Berlin, studierte an der Hochschule für Gestaltung HfG in Offenbach Visuelle Kommunikation bei den Professoren Heiner Blum (Experimentelle Raumkonzepte) und Martin Liebscher (Fotografie). Überzeugende Kriterien für die Jury zur Preisvergabe an Raddatz waren vor allem die Stringenz seiner bisherigen künstlerischen Entwicklung, das erkennbare weitere Entwicklungspotential und sein individueller Umgang mit dem Medium Fotografie:
„Raddatz bringt mit seinen Fotografien bewusst die Wirklichkeitswahrnehmung des Betrachters ins Wanken und befragt gleichzeitig das Medium der Fotografie neu. Sein soziologischer Blick und sein detailliertes Vorgehen legen einerseits Realitäten offen, verschleiern diese jedoch zugleich, wenn er zum Beispiel seinen bühnenartigen Szenarien das Irritationsmoment des Nebels hinzufügt. Mit Sujets wie Kontrollräume, Hotelzimmer und Diskotheken stellt Raddatz meist Orte unserer beschleunigten Welt dar. Durch das Fotografieren mit einer grossen Plattenkamera, die eine sehr lange Belichtungszeit mit sich bringt, setzt sich seine künstlerische Praxis dieser Beschleunigung entgegen.“
Carolina Romahn, Chefin des Kulturamts Frankfurt, überreicht Patrick Raddatz die Preistrophäe; Foto: FeuilletonFrankfurt
Die Trophäe: eine handgefertigte Butterform aus Holz, darin spiegelbildlich eingraviert „PATRICK RADDATZ FAT AWARD 2014“. Die originelle Idee greift auf eine alte Tradition zurück, Gästen eine ornamental verzierte Butterform zu überreichen. Nun ja, es muss ja heute alles in Englisch sein, aber FAT kann keinesfalls auf den gertenschlanken Künstler gemünzt sein, eher vielleicht auf die Höhe der Dotierung des Preises? Wie auch immer:
FeuilletonFrankfurt gratuliert Patrick Raddatz auf das Herzlichste – das müssen wir nun unbedingt in FAT drucken!
↑ Die Butterform aus Holz, Foto: Patrick Raddatz, © VG Bild-Kunst, Bonn
↓ „Atelier S.“, © VG Bild-Kunst, Bonn
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