17. Skulpturenausstellung „Kräftespiele“ in Mörfelden-Walldorf / 1
Bürgermeister Heinz-Peter Becker (rechts Saxophonist Martin Gröber)
Von Erhard Metz
Bei – wie in all den letzten Jahren – sommerlichem Wetter konnte Bürgermeister Heinz-Peter Becker am 3. August 2014 die bereits 17. Skulpturenausstellung im Bürgerpark der hessischen Stadt Mörfelden-Walldorf eröffnen. Mit dem Namen „Kräftespiele“ steht die Werkschau unter der Schirmherrschaft des Künstlers und Präsidenten der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg, Professor Ottmar Hörl, in Frankfurt und Rhein-Main bekannt nicht nur durch seine jüngste grosse „Goethe-Installation“ auf dem Campus Westend der auf den Namen des grössten Frankfurter Sohnes getauften Universität.
Schirmherr Ottmar Hörl
Die Ausstellung findet im Rahmen des Kultursommers Südhessen e. V. statt, einem Zusammenschluss von Darmstadt und fünf südhessischen Kreisen (Bergstrasse, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, Odenwald sowie Offenbach). Mitveranstalter ist der Galeristenverband Hessen / Rheinland-Pfalz.
Aus insgesamt 67 Bewerbungen wählte die Jury 14 Künstlerinnen und Künstler aus – wie immer gewiss keine leichte Aufgabe. Es sind: Michael Ernst, Armin Göhringer, Gertraud Hasselbach, Paul Hirsch, Michael Hischer, Sonja Edle von Hoeßle, Robert Kögel, Kirsten Kötter, Filipe Mirante, Eckart Steinhauser, Daniel Stern, Günter Wagner, Heide Weidele und Matthias Will.
Unter den prominenten Künstler-Gästen trafen wir auch Professor Werner Pokorny an, dessen grossformatige Arbeit „Turm II“ auf dem Campus Riedberg der Goethe-Universität unter freiem Himmel platziert ist.
Bildhauer Werner Pokorny
14 Künstlerische Positionen – wir sagten es bereits. Einige von ihnen möchten wir kurz vorstellen – heute in einer ersten Folge. Wir beginnen mit zwei Arbeiten aus Stein von Filipe Mirante. Der 1955 im portugiesischen Borba geborene Künstler zog 1990 nach Deutschland; seit 2003 lebt und arbeitet er in Friesenheim (Rheinhessen).
Mirante entwickelt sowohl figurative (hierunter auch zahlreiche Torsi) wie abstrakte Skulpturen fast ausschliesslich in – oft geglättetem oder mitunter poliertem – Marmor. Im Bürgerpark sehen wir aktuell die Arbeiten „Dividida“ und „Birne“. Erstere (die „Geteilte“) eine abstrahierte, schlanke, hochaufragende Frauengestalt, deren Korpus eine weisse Ader im grauen portugiesischen Marmor Ruivina durchzieht – bei aller Harmonie der Plastik Sinnbild vielleicht auch für die vielfach anzutreffende Gespaltenheit, gar Zerrissenheit menschlichen Wesens und Charakters.
Dividida, 2000, Marmor Ruivina, 295 x 65 x 50 cm
Birne, 2011, Marmor Estremoz Creme, 225 x 83 x 77 cm
Die „Birne“ hingegen, ein Sockelwerk, ebenfalls aus portugiesischem Marmor, könnte man ebenso als eine Figuration ansehen, der Künstler rechnet diese Arbeit jedoch zu der Reihe seiner abstrakten. Trotz ihrer Grösse hat sie etwas Handschmeichlerisches, man möchte sie am liebsten anfassen. Darf man ja bei Werken im öffentlichen Raum, oder? Witzig das einen Bauchnabel assoziierende kreisrunde „Loch“. Die „Birne“ hält die Balance auf dem Quader des Sockels. Wir dachten deshalb zuerst an den „Stein des guten Glücks“ im kleinen Park des Goetheschen Gartenhauses in Weimar.
Als Ehrengast wurde am Eröffnungstag die Frankfurter Bildhauerin Wanda Pratschke begrüsst. Ihre Dame stattlichen Ausmasses und Gewichts namens „Grosse Liegende“ gab sich – als Leihgabe ausserhalb der Ausstellungskonkurrenz – ein Stelldichein just am gleichen Platz des Bürgerparks wie vor fünf Jahren – beim 12. Skulpturenpark Mörfelden-Walldorf. Doch hat sie inzwischen eine Art Metamorphose erfahren: 2009 war sie noch aus Gips, heute ist sie in edle Bronze gegossen.
Wanda Pratschke, Grosse Liegende, 2009/2011, Bronze, 105 x 210 x 105 cm, © VG Bild-Kunst, Bonn
17. Skulpturenausstellung „Kräftespiele“, Kommunale Galerie, Mörfelden-Walldorf, Parkanlage am Bürgerhaus Mörfelden, Blumenstraße/Ecke Parkstrasse, bis 7. September 2014
Abgebildete Werke © Filipe Mirante bzw. Wanda Pratschke; Fotos: Erhard Metz
→ 17. Skulpturenausstellung “Kräftespiele” in Mörfelden-Walldorf / 2