Elizabeth Dorazio und Max Weinberg im Kunstverein Familie Montez
Von Erhard Metz
Nix mehr mit Dixi-Klos – zwei richtige Toiletten bereichern seit allerneuestem die Ausstattung der Räume unter der Honsell-Brücke. „Müssen Sie nicht mal pi…, dann sehen Sie’s ja“ – so antwortet Familie-Montez-Chef Mirek Macke auf unser offensichtlich ungläubig erscheinendes Erstaunen. Nein, wir müssen nicht und glauben es Mirek selbstverständlich auch so. Wenn nicht ihm – wem denn sonst?!
Ja, der Fortschritt zieht ein unter die Honsell-Brücke, Strom ist ohnehin seit je vorhanden, wenn auch bislang geliehener, und Wasser scheint ja wohl auch da zu sein, wenn es WC’s gibt, denn mit San Pellegrino wird man kaum spülen wollen – so genau haben wir das nun nicht erkundet am Abend des 1. August, denn es ging ja um Kunst: um nichts Geringeres als die Eröffnung einer Ausstellung des allseits bekannten Frankfurter Künstlers Max Weinberg und der – sehr zu Unrecht noch nicht so sehr bekannten – Frankfurter Künstlerin Elizabeth Dorazio.
Elizabeth Dorazio mit ihren Arbeiten
Konträrer als diejenigen dieser beiden Kunstschaffenden können Werke einer Gemeinschaftsausstellung wohl kaum sein: hier, in einem der Brückenbogen, in dem sich auch das Club-Mobiliar befindet, Elizabeths grossartige skulpturale Installation „misterium esse revelandum“ und drei Tondos, dort, nebenan, ein hektisches Happening mit Max‘ Arbeiten – nicht nur seinen berühmten ein-, zwei-, drei- oder gar vieräugigen Frauenporträts.
Max Weinberg gab seine auf dem Boden verbreiteten Arbeiten für jedermann zur Auswahl frei, damit ein Team aus Künstler-Helfern diese, nun rückseitig mit Leim bestrichen, an die riesige weisse Wand kleben konnten. Hektisch ging es zu, mit schwarzer Farbe wurde ein Hintergrund gepinselt, und so entstand Weinbergs eigentliches Kunstwerk des Abends. Aber dabei wird es nicht bleiben: Der Künstler wird das Werk im Laufe der Ausstellung noch vielfach verändern – wir werden diesen Prozess verfolgen und begleiten.
Bei all dem Trubel kamen Elizabeth Dorazios Arbeiten unserem Eindruck nach nicht so sehr in den Fokus des zahlreich erschienenen Publikums – ein weiteres Mal sagen wir: sehr zu Unrecht. Wir werden dieser Künstlerin einen eigenen monografischen Beitrag widmen.
„Meine Werke bestehen aus mehreren Schichten. Die Basis der Werke besteht aus architektonischen Plänen, auf die Farbfelder, transparente Schichten und Zeichnungen aufgebracht werden. Jede dieser Schichten besitzt eine eigene Sprache und eine eigene Form“ (Elizabeth Dorazio).
Elizabeth Dorazio und Max Weinberg am Eröffnungsabend
„Wie Raffael wollte Picasso malen, als er jung war, und nachher, als er mit den Erfahrungen älter wurde, wendete er sich immer mehr dem kindlichen Ausdruck zu. In der Einfachheit liegt die Genialität. In meiner Malerei regiert auch die infantile Unbefangenheit, die Neugier der Kinder zu entdecken, aber mit erwachsener Disziplin“ (Max Weinberg).
Elizabeth Dorazio, Mirek Macke und Max Weinberg am Eröffnungsabend
„Max Weinberg / Elizabeth Dorazio“, Kunstverein Familie Montez, Honsellbrücke Frankfurt am Main, bis 7. September 2014
Fotos: Erhard Metz
→ Forschungen zum Kosmos und im Ich: die Frankfurter Künstlerin Elizabeth Dorazio
→ Max Weinberg
→ „Atelier Max Weinberg – Spielraum der Phantasie“