Das Vermächtnis des Professor Geh an die Stadt Bad Homburg
Großherziger Nachlass für die Hölderlin-Forschung
Die Beziehung zwischen dem ehemaligen Direktor der Baden-Württembergischen Landesbibliothek, Prof. Dr. Hans-Peter Geh und Bad Homburg v. d. Höhe war eine ganz besondere. Hier hatte der hoch anerkannte Bibliotheksdirektor nach seinem Ruhestand Ende der 1990er Jahre gelebt, hier starb er am 21. September 2023. Geh war maßgeblich daran beteiligt, dass Mitte der 1970er Jahre die stadteigenen Hölderlin-Handschriften als Dauerleihgabe an die Baden-Württembergische Landesbibliothek in Stuttgart übergeben wurden. Wie sehr ihm das Thema Hölderlin am Herzen lag, zeigte sich ebenfalls in seinem Nachlass. Der 89-Jährige hinterließ ein Vermächtnis, von dem auch die Kurstadt in hohem Maße profitiert. Völlig überraschend erhielt das städtische Kulturamt im vergangenen November die stattliche Summe von 50.000 Euro, die Prof. Geh der Stadt vermacht hat. Der Verwendungszweck war unmissverständlich: „Verwendung und Ergänzung der Sammlung Hölderlin im Stadtarchiv“. Als Dankeschön richtete die Stadt Bad Homburg einen Empfang in der Villa Wertheimer, dem Ort der städtischen Hölderlin-Forschung, aus, zu dem sich das Who-is-who deutscher Hölderlin-Kapazitäten eingefunden hatte.
Villa Wertheimber, Heimstätte des Hölderlin-Archivs, Foto: Petra Kammann
Kulturamtsleiterin Dr. Bettina Gentzcke war über das Vermächtnis ebenso angenehm überrascht wie OB Hetjes. „Wir werden das Vermächtnis so anlegen wie es Prof. Dr. Geh gefreut hätte“, verspricht Dr. Gentzcke. Unter anderem seien Maßnahmen geplant, um das Werk des deutschen Dichterfürsten einer möglichst breiten Öffentlichkeit nahezubringen. Einen Folder “ Auf den Spuren von Hölderlin in Bad Hamburg gibt es bereits. In ihrer Ansprache sagte voller Überzeugung: „Hölderlin hat eine Spur hinterlassen, eine Spur in unserer Stadt und in den Herzen vieler Menschen.“
Dankesfeier in der Villa Wertheimber v. l.: Ob Alexander Hetjes, Dr. Bettina Gentzcke , Gastredner Prof. Dr. Achim Geisenhanslücke, Foto: Gentzcke
Gekommen waren zu der Dankesfeier unter anderem der Geschäftsführer der Hölderlin Gesellschaft, der ehemalige Bürgermeister von Lauffen Klaus-Peter Waldenberger, beide Verleger der Frankfurter Ausgabe: K.D.Wolff und Emanuel Klostermann, Dr. Jörg Ennen, Leiter des Hölderlin Archivs in der Landesbibliothek, Mark Sattler, Sohn des ebenfalls kürzlich verstorbenen Hölderins-Forschers D.E. Sattler, dessen Bibliothek und Arbeitsstelle als Dauerleihgabe in der Villa Wertheimber zu finden ist, Prof. Roland Reuß, Kleist- und Hölderlinforscher an der Universität Heidelberg und vor allem der Literarturwissenschaftlers Prof. Dr. Achim Geisenhanslücke von der Goethe-Universität Frankfurt, der anlässlich des Treffens sein neues Hölderlin-Buch „Rauhe Rhythmen in Bad Homburg“ vorstellte. Das Buch bezieht sich auch auf Gedichte, deren Handschriften teilweise im Eigentum der Stadt sind.
Ankündigung des Gastvortrags von Prof. Dr. Achim Geisenhanslücke „Raue Rhythmen“, Foto: Gentzcke
Die Leiterin des Bad Homburger Kulturamtes, Dr. Bettina Gentzcke, erinnerte auf dem Treffen auch an die Übergabe der städtischen Hölderlin Handschriften an die Baden-Württembergische Landesbibliothek. Die Handschriften waren bereits 1974 übergeben worden, im Januar 1975 erfolgte dann eine symbolische Überreichung in Stuttgart. Dafür hatte sich eine hochkarätige Delegation aus der Kurstadt auf den Weg gemacht. Bürgermeister Dr. Armin Klein, der Stadtverordnetenvorsteher Harald Fechtner, Kulturdezernent Wolfgang Hof, die Leiterin des Stadtarchivs Dr. Hilde Miedel, die Stadträte Erika Bublitz und Felix Etting sowie der Leiter der Stadtbibliothek, Dr. Böning, wurden in der Landesbibliothek vom damaligen Präsidenten der Deutschen Hölderlin-Gesellschaft Dr. Pfitzer, dem baden-württembergischen Kultusminister Prof. Dr. Wilhelm Hahn und Prof. Dr. Hans-Peter Geh in Empfang genommen.
Wesentliche Gründe für die Übergabe der Handschriften an die Landesbibliothek in Stuttgart war die dortige sachgerechte und sichere Aufbewahrung sowie die notwendige Restaurierung der Handschriften. Die Homburger Delegation nutzte den Besuch in Stuttgart dazu, die „vorbildlichen Sicherungsvorrichtungen und klimatischen Bedingungen“ (so stand es seinerzeit im Taunus Kurier) unter die Lupe zu nehmen. Bürgermeister Klein sah trotz der Übergabe des Kulturguts die Stellung Bad Homburgs als „Hölderlin-Stadt“ nicht als gefährdet an. Eine Einschätzung, mit der das damalig Stadtoberhaupt recht behalten sollte.
Hölderlin-Archiv in der Villa Wertheimber, Foto: Petra Kammann
Das Hölderlin-Zentrum in der Villa Wertheimber ist in den vergangenen Jahren stets weiter ausgebaut worden und umfasst mittlerweile die Hölderlin-Wohnung, das Hölderlin-Kabinett sowie die eigene Hölderlin-Bibliothek und die bereits erwähnte Sattler-Bibliothek – und natürlich wird alle zwei Jahre der Hölderlin-Preis (inklusive Förderpreis) in Bad Homburg überreicht.
Dr. Bettina Gentzcke im Hölderlin-Archiv, Foto: Petra Kammann
P.S. Anbei die Ansprache von Dr. Bettina Gentzcke Rede
Stadtarchiv in der Villa Wertheimber
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