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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Highlights des internationalen Tanzes – Die kubanische Gruppe Acosta Danza

Lebensfreude pur

von Simone Hamm

Die kubanische Gruppe Acosta Danza gab im Rahmen der Highlights des internationalen Tanzes im Bonner Theater eine Deutschlandpremiere.

Auf einer Leinwand ist der Malecón, die Uferpromenade entlang der Küste von Havanna,  zu sehen. Auf der Mauer sitzen junge Leute. Den ganzen Tag. Die ganze Nacht. Sie gehen auf und ab, sie tanzen, sie sind vergnügt. Dieselben Tänzer, genauso gekleidet wie im Film, kommen auf die Bühne und tanzen fröhlich und ausgelassen. „De Punta a Cabo“ „Durchgängig“ heißt diese Choreografie von Alexis Fernández.

PAYSAGE, SOUDAIN, LA NUIT by Lidberg and Satori ; Credit: Johan Persson

„Cuban Eclectico“ „Kubanischer Eklektizismus“ hatten Acosta Danza diesen Abend benannt, in dem sie ihre ihre ganze Bannbreite von Samba über Street Dance bis hin zum zeitgenössischen Ballett zeigten.

Acosta Danza ©Hugo Glendinning

Das Leben des Tänzers, Choreografen und Leiters der Ballettkompanie Carlos Acosta liest sich wie ein Märchen.

Aufgewachsen im Armenviertel Havannas, durfte er nach zähem Ringen sein Land verlassen und tanzte sich an die Spitze der besten Kompanien der Welt.

17 Jahre lang, bis 2015, war er Solotänzer am Royal Ballet in London. Sein Leben wurde 2018 verfilmt: „Yuli“. 2011 gründete er eine Ballettschule in Havanna, 2015 begann er, dort eine Ballettkompanie aufzubauen. Wo immer er hinkommt auf seinen Touren, seine Kompanie Acosta Danza und er werden begeistert gefeiert.

Kennzeichen dieser Kompanie sind die individuellen, sehr unterschiedlichen, ungewöhnlichen Tänzer. Star des Abends ist die große muskulöse Zeleidy Crespo. Mit ihren weit ausholenden Bewegungen, der unglaublichen Biegsamkeit ihres Körpers dreht sie im türkisen Kleid Pirouetten.

Zierlich und doch stark wirken die weißgekleidete Tänzer und Tänzerinnen im fröhlichen Reigen. Unter einem blauen Tuch windet sich ein Tänzer nach dem anderen hervor.

Acosta Danza © Enrique Soldevilla and Estudio 5

So unterschiedlich wie die Tänzer sind auch die Stücke, die Acosta Danza zeigt. In „Faun“ von Sidi Larbi Cherkaoui, nach Nijinskis berühmten „Nachmittag eines Fauns“ zu der Musk von Claude Debussy (hier kommt moderne Musik von Nitin Sawhney hinzu) zeigen sie, dass sie auch ganz anders tanzen können.

Weniger unbekümmert, ernster, aber nie zu ernst. Vor dem riesigen Foto eines lichten Waldes nähern sich der Faun und die Nymphe langsam an, sie tollen miteinander herum, necken sich, fassen nach einander, huschen unter den Beinen des anderen hinweg, biegen sich nach hinten, entdecken ihre Körper.

Die Tänzer von Acosta Danza tanzen mit unbändiger Leidenschaft, Kraft und Energie. Es ist die reine Tanzlust.

Ein Abend, der in erster Linie gute Laune verbreitete.

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