„B. Dance“ aus Taiwan bei den Highlights des internationalen Tanzes an der Bonner Oper
Floating Flowers – Chinesische Geschichten, westliche Dynamik, perfekt zusammengeführt
von Simone Hamm
Die Geister und Seele der Toten kommen aus der Unterwelt auf die Erde. Papierboote und Lampions werden aufs Wasser gesetzt, damit die Geister nach ihrem Besuch den Weg zurückfinden. Die Wurzeln des Geisterfestes liegen in buddhistischen und taoistisch – konfuzianistischen Traditionen. Der Choreograph Po – Cheng Tsai aus Taiwan hat oft mit seinem Vater am Wasser gestanden und den Lampions nachgeblickt. Seinem verstorbenen Vater zu Ehren hat er die Choreografie „Floating Flowers“ geschaffen, die seine Kompanie „B. Dance“ zeigt.
B.Dance: Floating Flowers, © Chang-Chih Chen
Wie wie zarte Vögelchen trippeln die Tänzer und Tänzerinnen über die Bühne. Ganz sanft. Sie tragen weiße, weite Reifröcke aus Mousselin. Sie schienen übers Wasser zu schweben wie die Lampions und die Papierboote.
Sie halten die Arme und Hände wie in asiatischen Tänzen, werden zu Kranichen, Rehen, Schneeflocken, Königinnen und immer wieder zu Vögeln. Sie werden zu Riesen, wenn ein Tänzer eine Tänzerin trägt, wir aber nur Oberkörper, Reifrock und Beine sehen.
Während eine Tänzerin am Boden kreist, stehen die anderen Tänzer hinter ihr – unbeweglich wie Statuen. Dann bewegen sich zwei Tänzerinnen, dann drei. Eine Tänzerin begibt sich geradezu stürmisch ins Licht, die anderen bleiben im Schatten, bis ein anderer Tänzer in den Lichtkegel tritt und den wilden Tanz fortführt.
B.Dance: Floating Flowers, © Chang-Chih Chen
Im Hintergrund sind Videos von Meng -Hsueh Ho zu sehen. Schlangenlinien, visualisierte Tonspuren, Abstraktionen. Dazu rhythmische Musik von Ming – Chieh Li: Schlagwerk, manchmal Streicher, manchmal etwas, was wie eine Mundorgel klingt.
Es ist eine meditative und rauschhafte Musik zugleich, die die Tänzer wie die Zuschauer davon trägt. Die Tänzer von B. Dance haben eine unbändige Energie. Die Synthese von Kontemplativem und Dynamik gelingt ihnen perfekt. Sie vereinen in ihrem Tanz scheinbar unmögliche Gegensätze: Kraft und Nachdenklichkeit, schiere Vitalität und Innerlichkeit, Armbewegungen aus chinesischen Tänzen mit rhythmischen Sprüngen und Schritten aus der westlichen Tanzwelt.
Ich habe selten so eine gelungene Kombination aus Östlichem und Westlichem gesehen.