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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Frankfurter Theater: Innehalten, unbedingt

Der Abrissbeschluss der Doppelanlage darf in dieser Form nicht bestehen bleiben

Von Uwe Kammann

Endlich alles auf einem guten Weg, das Jahr 2024 also der Startpunkt für die nun schon lange diskutierten Frankfurter Kulturprojekte? Ach, schön wäre es. Es entspräche zwar auch dem mehrfach ausdrücklich bekräftigten und im Prinzip richtigen Wunsch des neuen Oberbürgermeisters Mike Josef, man dürfe nicht nur diskutieren, sondern müsse auch die Kraft haben, zu Entscheidungen zu kommen. Doch wenn man die drei Hauptprojekte nimmt, welche zur Diskussion stehen – einmal die Sanierung von Oper und Schauspielhaus, weiter die großflächige Realisierung eines Kulturcampus, schließlich die Errichtung eines Hauses der Demokratie –, dann muss man so schlicht wie nüchtern feststellen: Nichts davon ist wirklich spruch- oder gar entscheidungsreif. Noch einmal unterstrichen: nichts.

Theater-Doppelanlage am Willy-Brandt-Platz, Foto: Petra Kammann

Und dieses harsche Urteil gilt nicht nur für die immer noch vagen Vorstellungen beim Kulturcampus auf dem alten Gelände der Universität in Bockenheim oder für das Wolkenkuckucksheim eines baulichen Pädagogie-Beipacks namens Haus der Demokratie für die Paulskirche. Das Verdikt gilt, auch wenn es viele nicht wahrhaben wollen, unbedingt auch für die bauliche Zukunft von Schauspielhaus und Oper.

Zwar ist allenthalben zu lesen, es sei eine Vorentscheidung gefallen, weil nun mit der Helaba über einen Finanzierungsrahmen verhandelt werden soll, um das Grundstück der jetzigen Sparkasse an der Neuen Mainzer Straße für einen Neubau des Schauspielhauses nutzen zu können. Doch das wäre – im Rahmen eines angestrebten Erbpachtvertrages – lediglich eine Klärung der Vorbedingungen, um das derzeit von den Mehrheitsparteien bevorzugte Modell zu realisieren. Es sieht vor, die jetzige Theaterdoppelanlage am Willy-Brandt-Platz komplett abzureißen, am dortigen Halb-Ort des Schauspielhauses ein neues Opernhaus zu errichten und im Gegenzug das Schauspielhaus ein paar Hundert Meter weiter in Richtung Norden zu verschieben, als Neubau eben in eine Lücke zwischen dem Japan-Turm und einem künftigen Hochhauses der Sparkasse.

Simulation der „Kulturmeile“ Mainer Landstraße, ausgehend vom Willy-Brandt-Platz , gmp Architekten

Das Ganze firmiert unter dem Marketing-Schlagwort „Kulturmeile“, getreu der Vorstellung, dass eine Süd-Nord-Linie entsteht zwischen Jüdischem Museum, Oper, Schauspielhaus und Alter Oper. Auch ein Mini-Ableger des Museums der Weltkulturen im gerade entstehenden Turm am Ende der Neuen Mainzer Straße („Central Business Tower“) wird großzügig in das Meilen-Signum aufgenommen. Ob das verbale Werbemodell damit an Überzeugungskraft gewinnt und in der Realität mit der sichtbar attraktiven Realität des Museumsufers mithalten könnte?

Eines sei hier der Klarheit wegen eingeschoben: der Verfasser dieser Zeilen hat lange Zeit eine Neubaulösung für Schauspiel und Theater favorisiert, und zwar am Willy-Brandt-Platz, speziell in Form einer beidseitigen Bebauung, um den Platz architektonisch zu fassen, ihm eine klare Struktur zu geben. Dies hätte zwar den nördlichen Parkbereich mit dem Euro-Zeichen tangiert. Dafür aber wäre die Wallanlage um das Grundstück der jetzigen Oper erweitert worden: Grün-Gewinn stünde gegen Grün-Verlust.

Spiegellösung am Willy Brandt-Platz, Modell: Architekturbüros gmp

Doch nach den vielen Diskussionen, den weit ausholenden Symposien von Initiativen und Interessengruppen gilt jetzt ein neues Plädoyer. Es lautet: Vieles spricht beim nochmaligen Abwägen dafür, Schauspielhaus und Theater am alten Platz zu belassen und dabei so viel wie möglich vom jetzigen Bestand zu erhalten. Was heißt: eine Sanierung im Bestand anzustreben. Dies würde bedeuten: den Abrissbeschluss (2020)  durch das Stadtparlament aufzuheben, ihn nicht als ewigkeitsgebundenes Non-Plus-Ultra zu verstehen und um jeden Preis beizubehalten, sondern noch einmal alle Perspektiven und Alternativen zu prüfen.

Potenzielles Gelände für den Kulturcampus mit dem Bockenheimer Depot, der Univeritätsbibliothek und der ehemaligen Dorndorf Druckerei, Foto: Petra Kammann

Ja, richtig, das würde wahrscheinlich noch einmal ein Jahr in Anspruch nehmen. Doch das wäre – gerade nach den ohnehin schon zehn Jahren der vertieften Diskussion und den umfangreichen Vorlagen der Stabsstelle Zukunft Städtische Bühnen – unbedingt zu verkraften. Weil ein solches ernsthaftes Innehalten helfen würde, einen womöglich sehr weit- und tiefgreifenden Fehler zu vermeiden. Einen Fehler zudem, der in der finanziellen Dimension alles übertrifft, was in Frankfurt demnächst ansteht.

Dieses Moratorium sollte auch die bisherigen Überlegungen zum Kulturcampus einschließen. Denn das dortige Terrain des alten Universitätsgeländes – zu dessen gewünschten Nutzungen die praktischen Perspektiven immer weiter auseinanderklaffen – muss in die Überlegungen zur Zukunft von Schauspielhaus und Oper unbedingt einbezogen werden. Das ist schon wegen der Notwendigkeit zwingend, Interims-Spielstätten zu schaffen (gleich ob wegen Sanierung oder Neubau der Städtischen Bühnen).

Bockenheimer Depot als Ausweichspielstätte, Foto: Petra Kammann

Natürlich muss hier das Bockenheimer Depot eine wesentliche Rolle spielen, das fast so viele Plätze bietet wie das jetzige Schauspielhaus und von vielen Theater- und Opern-Liebhabern als vielfältige Spielstätte geschätzt wird. Und zu erinnern ist an die mehr als interessanten Vorschläge, welche Studenten des renommierten Architekturbüros gmp gemacht haben, um eine Interimsoper auf dem derzeit brachliegenden Grundstück zwischen Depot und Universitätsbibliothek zu errichten.

Auch dieses Bücherhaus ist in die übergeordneten Überlegungen einzubeziehen. Denn die Bibliothek – für die Freunde des Architekten Ferdinand Kramer eine Ikone – soll schließlich als zentrale Einrichtung auf den Westend-Campus umziehen. Allerdings: Hier stocken ebenfalls die Planungen, auch hier geht es nicht voran, auch hier gibt es kein produktives Benehmen zwischen Land (Universitätseigner) und Stadt, um das Gesamtareal zu einem sinnvollen neuen Ganzen zu ordnen.

Universitäts-Bibliothek in Bockenheim von Ferdinand Kramer, Foto: Uwe Kammann

Geradezu typisch fürs hiesige Klein-Klein-Denken beim Kulturcampus, dass den Frankfurter Planern nichts anderes einfällt, als die Bockenheimer Landstraße an dieser Stelle zu unterbrechen, um eine Begegnungszone zu schaffen zwischen Campus Süd und Campus Nord.  Da scheint natürlich die Absicht durch, den Autoverkehr hier abzuschaffen, trotz der wichtigen Durchfahrtsfunktion zwischen Westend und Bockenheim. Und das alles mit der wirklich kuriosen Begründung, dass sonst künftige Kulturnutzer die Campus-Einrichtungen nicht uneingeschränkt nutzen könnten.

Doch unabhängig von solchen Nebenschauplätzen: Die Konzeption für den Kulturcampus ist unbedingt neu zu bedenken. Nicht zuletzt, weil die dort planerisch schon verankerte Musikhochschule wieder um ihren Platz bangen muss. Denn die Stadt denkt beim Juridicum, der leer stehenden Hochhausscheibe, inzwischen an eine Umnutzung (Wohnen für Studenten), während lange der Abriss zugunsten der Musikhochschule beabsichtigt war.

Das Juridicum, Foto: Petra Kammann

Nur: Wenn an dieser Stelle jetzt das Bewahren an die vordere Stelle rückt, dann ist natürlich zu fragen: Warum nicht noch einmal nachdrücklich fragen, ob die damit verbundene Zielsetzung (Nachhaltigkeit!, Graue Energie des Bestehenden!) nicht auch für die jetzige Doppelanlage gelten sollte. Namhafte Architekten haben sich schon lange dafür ausgesprochen. Sie sehen sehr wohl die Möglichkeit einer Sanierung im Bestand, halten auch die Kosten einer solchen Lösung für eher günstiger als bei Abriss und Neubau, unabhängig von den Varianten und den verschiedenen Optionen für Interimsbauten. Vor allem die Initiative Zukunft Städtische Bühnen hat die Frage sehr gründlich untersucht, ob der Abriss wirklich unvermeidlich ist oder nicht doch eine Sanierung des Bestehenden  die bessere Lösung wäre.

Die Antwort ist eindeutig: Unter einer Reihe von Gesichtspunkten ist die Sanierung (auch mit Teillösungen für Aus- und Weiterbau) dem jetzigen Plan der Stadtverordneten vorzuziehen. Was eben bedeutet: Die politische Diskussion muss unbedingt noch einmal aufgerollt werden, um die Erkenntnisse der letzten Jahre einzubeziehen. Denn vor allem wesentliche Elemente des vom Architekturbüro schneider+schumacher vorgelegten Evaluierungsberichts sind nicht ausreichend in die Diskussion eingeflossen. In diesem Bericht (entstanden in Kooperation mit materieversierten Partnern) war die Machbarkeitsstudie (2017) des Hamburger Büros Studio PFP noch einmal intensiv untersucht worden.

Der Prüfbericht widmet sich intensiv auch dem Potenzial des Bestandes der jetzigen Doppelanlage. Und kommt zum Ergebnis, dass es nicht nur möglich, sondern unter vielfältigen Faktoren (inklusive der nicht-monetären) auch sinnvoll ist, die Anlage weitgehend zu erhalten. Der Architekt Till Schneider kommt sogar zum Fazit: „Die Städtischen Bühnen könnten durch eine tiefgreifende organisatorische, räumliche und energetische Sanierung zu einem Leuchtturmprojekt für Frankfurt werden, dessen Strahlkraft weit über die Stadtgrenzen hinaus reichen würde.“

Eine solche Lösung allerdings wiese in eine ganz andere Richtung als jene, von der die meisten Kulturpolitiker träumen: nämlich Bauten mit in attraktiver, stadtprägender und international ausstrahlender Architektur zu errichten; Bauten zudem, welche vor allem multifunktional das erfüllen, was bei der Oper Oslo als ideal empfunden wird: eine permanente Öffnung, Zugänglichkeit auch ohne Theaterbesuch, einladende Gastronomie, zwanglose Anziehungskraft als Treffpunkt, öffentlicher Schau- und Flanierraum. (Eine Delegation sollte sich sofort auch außereuropäisch umtun und nach Taiwan fahren: dort bietet das Nationaltheater Taichun all’ diese derzeit begehrten Neu-Eigenschaften.)

Simulation eines Neubaus am Willy-Brandt-Platz von gmp- Architekten

Dass auch das bestehende Gebäude in Frankfurt neue Akzente im Sinne einer Öffnung und sichtbren städtebaulichen Verknüpfung aufnehmen kann, hat die Architektin Sophie Hoyer gezeigt. Diese Studie, welche auf eine Passage setzt, war auch Gegenstand eines im Rahmen des Urban Future Forums organisierten stadtpolitischen Symposions zur Zukunft der Doppelanlage. In der Summe aller Faktoren plädierte dort Astrid Wuttke, Geschäftsführende Gesellschafterin des Büros schneider+schumacher und wesentlich am Validierungsbericht beteiligt, für eine Revision des noch geltenden Beschlusses des Stadtparlaments, der unvermindert auf Abriss und Neubau setzt.

Eine Illusion, dieser Wunsch nach Innehalten, Neuüberlegung und damit Revision, weil politische Gremien ungern einmal Beschlossenes wieder aufgeben? Nein, das muss und sollte nicht sein. Zumal eine solche Abwehrhaltung nicht andres wäre als ein Armutszeugnis. Das Gegenteil müsste gelten: Wonach eine nochmalige Prüfung und Abwägung der Beweis wäre, dass bei einem solchen Projekt ultimative Sorgfalt wichtiger ist als vorgeblicher Zeitdruck; dass Argumente tatsächlich noch einmal eine Rolle spielen, wenn sie Gewicht haben und wenn zusätzliche Aspekte ins Spiel kommen. Dass – Stichwort: Entscheidungsdruck – marode nicht einfach marode ist, zeigt sich schon am bisherigen Zeitrahmen: Es sind schon zwei Jahrzehnte vergangen, seit die Alarmglocken schrillten und angeblich jeden Tag die Schließung drohen könnte.

Aber auch die städtebauliche Grundfrage fordert ein Innehalten. Denn es ist wirklich gut zu überlegen, ob ein Theaterstandort an der Neuen Mainzer Straße tatsächlich überzeugen kann. Denn diese Nord-Süd-Verbindung, die rein funktional eine große Rolle für den Autoverkehr spielt und deshalb nicht umgepolt werden kann, ist in weiten Teilen unwirtlich. Die Fassaden links und rechts sind weitgehend tot, werden sich nicht beleben lassen. Diesen abweisenden Charakter wird die Straße nicht verlieren, das „New-York-Feeling“, das die Kulturdezernentin einst beschwor, ist ein Phantasieprodukt. So wie die Vision der „Kulturmeile“ nichts anderes als Großsprecherei ist, um das Vorhaben aufzuwerten, als Nachfolge des Modells Museumsufer).

NewYork-Feeling? Blick in die Neue Mainzer Straße, Foto: Petra Kammann

Immer mitzudenken: Das Theater wäre in dieser Lücke der Straßenflucht schlicht eingequetscht, ohne jede Großzügigkeit. Dies wäre das genaue Gegenteil des Wunsches nach Offenheit und einer weithin sichtbaren Empfangsgeste. Diesen Mangel könnte auch die den Wallanlagen zugewandte Schauseite nicht wettmachen. Dazu kommt die funktionale Frage: Wie lässt sich die Andienung organisierten, ohne die Neue Mainzer Straße zusätzlich zu belasten? Der Park dürfte schließlich nicht angetastet werden.

Ein übergroßes Fragezeichen gilt nicht zuletzt den Kosten. Was ist angesichts der allgemein klammen Lage zu stemmen, was ist zu verkraften, was zu vermitteln? Inzwischen zeigen Beispiele wie in München oder Coburg, dass anständige Kulturbauten (zugegeben: mit anderem Rahmen und Nutzungsperspektiven) auch mit wesentlich geringeren Summen errichtet werden können als jene, welche mit Milliarden-Raketen in den Himmel geschossen werden, wie sie in Frankfurt, Stuttgart, Düsseldorf auf den Planungsrampen errichtet werden. Ganz grundsätzlich sollte gelten: Die Frage nach Aufwand und Ertrag darf nicht als banausenhaft oder nachrangig abgetan werden. Es gibt genügend Beispiele – nicht zuletzt das Théâtre du Soleil in einer aufgelassenen Munitionsfabrik in Paris oder das neue Straßburger Theater Le Maillon –, die belegen, dass baulicher Luxus nicht zur Grundbedingung der Darstellenden Künste gehört. Wobei ohnehin offen ist, wohin sich Theater und Oper in zehn, gar zwanig Jahren entwickeln werden.

„Das Theater kann der Ort sein, in dem es so scheint, als ob etwas geschehe“ – Wandmotto im Neuen „Maillon, Theater Straßburg – Europäische Bühne“; Foto: © Charly Broyez

Eine andere Feststellung darf nicht übersehen werden: Kultur ist vielfältig, entsteht an vielen Stellen. Zwar wird von interessierter Seite gerne wiederholt: Das Theater ist wichtigster Ort der gesellschaftlichen Selbstvergewisserung. Doch ob das wirklich so selbstverständlich gilt? Ob nicht Literatur, Film, Fernsehen auch einen solchen Anspruch erheben dürften – wobei ohnehin jegliche Hierarchie fraglich ist? Wie steht es mit der Basis, mit der Bildung in Schulen? Klar ist: Bei Prestige und Sozialrenommee haben Theater, Oper und Klassik die Nase weit vorn, die Kulturbudgets spiegeln diese traditionelle Wertschätzung.

Das aber mag sich ändern, zumal neue Maßstäbe wie Diversität und Inklusion an Gewicht gewinnen und Einflussnahmen generieren. Dies alles vor dem Hintergrund: Jeder Euro des städtischen Haushalts (wie der Steuergelder von Bund und Ländern) kann nur einmal ausgegeben werden. Hier zu fragen, was sinnvoll sein kann, wo sich Investitionen im Sinne des Gemeinwohls segensreich und produktiv auswirken, das muss gestattet sein. Das hat nichts mit gegenseitigem Ausspielen zu tun, wie schnell behauptet wird. Sondern allein mit den allgegenwärtigen Realitäten, jenseits aller Gruppeninteressen.

Die berühmten Wolken im Foyer, Foto: Petra Kammann

Diese Grundfrage nach dem Sinnvollen gilt natürlich auch für das dritte eingangs erwähnte Großprojekt in Frankfurt, das Haus der Demokratie. Inzwischen sind die Kritikpunkte mehrheitlich so laut geworden – niemand erkennt bislang ein überzeugendes Konzept, niemand macht sich für den Standort Paulsplatz stark, –, dass hier nur eine Schlussfolgerung  möglich ist: Das Projekt kann umstandslos gestrichen werden. Das spart Zeit (wieviele Personen und Gremien müssten sich sonst damit beschäftigen?) und Geld (so für überflüssige Architektur-Wettbewerbe und Konzeptionsstudien). Demokratie, dies ist das zentrale Argument gegen das einst von Ex-OB Peter Feldmann aus dem Hut gezauberte Projekt, muss sich in ständiger Praxis beweisen und bewähren, sie braucht als Grundlage unseres politischen Handelns keine Prestige-Projekte, denen nur die ohnehin schon Überzeugten etwas abgewinnen können.

Die Paulskirche: das eigentliche Haus der Demokratie, Foto: Uwe Kammann 

Was Frankfurt allerdings braucht, in diesem Jahr mehr denn je: wirkliche Energie – gerade der politischen Entscheidungsträger –, um dort endlich entscheidende Schritte weiterzukommen, wo es brennt. Und wo es allen wehtut, den Bürgern und den Besuchern. Das Hauptstichwort braucht hier nicht genannt zu werden. Jeder kennt es.

Auch das gehört zur Kultur, unbedingt, ebenso wie eine stadtwürdige Gestaltung vieler Straßen und Plätze. Hier herrscht oft das schlichte Elend, ein Elend, das durch die völlig einseitige, grün-ideologisch vorangetriebene Verkehrspolitik mit ihren unsäglich hässlichen  Begleiterscheinungen noch gesteigert wird. In all’ diesen Punkten darf es keinen Aufschub geben, dürfen parteitaktische Haltungen nicht die dringend notwendigen Schritte verhindern.

Dieser so nüchterne wie ernüchternde Blick auf die Stadt muss Ausgangspunkt jeder Kulturdebatte sein. Oper des Jahres, nun zum wiederholten Male: gut und schön. Doch dieser Feuilleton-Erfolg wird auch nur im Tausendstelbereich wettmachen, was Bürger und Besucher erfahren, wenn sie vom Bahnhof bis zum Willy-Brandt-Platz gehen, um ein Stück in der Theaterdoppelanlage zu sehen. Die goldfarbenen Wolken im gläsernen Foyer sind zwar ein Versprechen auf wahrheitsselige Kunst. Doch nur, solange der Blick unvermindert nach oben gerichtet ist.

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