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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Sommerfest des International Women’s Club (IWC)

Und ein Spendenprojekt für die Erforschung des Fatigue-Syndroms

Von Petra Kammann

Es ist der Höhepunkt eines jeden Clubjahres. Alle Jahre wieder treffen sich die tatkräftigen Frauen aus rund 50 unterschiedlichen Nationen zum traditionellen Sommerfest an einem idyllischen Ort, diesmal im „Golfclub Hof Hausen“ in Hofheim. Verbunden ist dieses Internationale Freund­schafts­fest mit Spenden, die einer ka­ri­ta­tiven oder kul­tu­rellen Orga­ni­sation zu­gute­kommen sollen, in diesem Jahr der „Förderung der biomedizinischen Erforschung der wenig beachteten Erkankung ME/CFS„. An diesem Abend feierten aber auch rund 100 Mitglieder und Gäste endlich wieder in beschwingter Atmosphäre mit Musik und abwechslungsreicher Gastronomie den Höhepunkt und Abschluss des Clubjahres, das zum 30. Juni endete.

Charlotte Weitbrecht (re) sprach ein Dankeschön an alle ehrenamtlichen Helferinnen und Chair persons aus, Foto: Petra Kammann

Aber noch einmal ganz von vorn. Zunächst einmal: Was für eine verlockende und vielversprechende Adresse! „Vor der Sonne 1“ in Hofheim im Taunus vor den Toren Frankfurts, in die der IWC geladen hatte und zwar diesmal mit Herrenbegleitung.

Ja, es war ein herrlicher Sommertag, die Stimmung gelöst. Vom Parkplatz ging es durchs Grüne vorbei an einem sprudelnden Teich auf die Terrasse des Restaurants im Herrenhaus zum lockeren Empfang mit einem prickelnden Spumante, einem Aperol, einem Hugo oder für die Fahrer zu einem frischen Saft. Natürlich nennt man hier das zwanglose Beisammensein nach internationalem Standard auch „Social Hour“.

Die Band Quadrat: Volker Dietrich (Piano), Julian Keßler (Gitarre) und Thomas Wimmer (Bass und Drums), Foto: Petra Kammann

Die Tische waren schon eingedeckt in den beiden dafür zur Verfügung stehenden Räumen, die Plätze sorgsam individuell ausgewählt und reserviert, während die Musik für das Unterhaltungsprogramm aufgebaut wurde. Vor der Vorspeise dankte IWC-Präsidentin Charlotte Weitbrecht den sie unterstützenden Chairpersons für „Special Events“ (Dott. Laura Melara-Dürbeck und Dr. Annkatrin Hellberg-Lubinski) und bei den helfenden Händen, den anwesenden Mitgliedern ihrer Working Group für ihr Engagement.

Begrüßungsrede der Präsidentin Charlotte Weitbrecht, Foto: Petra Kammann

Und dann kam es zum eigentlichen Ziel des Abends. Eigens aus Hamburg angereist und eingeladen worden war dazu Jörg Heydecke, der engagierte Gründer und Geschäftsführer der ME/CFS Research Foundation – einer Stiftung, die leider von besonderer Aktualität ist. Die Abkürzung steht für Myalgische Enzephalomyelitis /Chronic  Fatigue-Syndrom.

Kurz für Nicht-Mediziner: diese Stiftung beschäftigt sich mit dieser bislang wenig bekannten neuroimmunologischen Krankheit. Bis heute sind diese Folgen schwerleidender Betroffener, die am Fatigue-Syndrom leiden, nicht therapiebar, was wiederum mit einer Vernachlässigung der Patienten einhergeht. Anhaltende Müdigkeit, tiefe Kraftlosigkeit und fehlender Antrieb sind die Symptome der Betroffenen, sodass der normale Alltag kaum mehr zu bewältigen ist. Und dies wird häufig schlicht nicht ernstgenommen.

Wussten Sie, dass man inzwischen allein bei uns von ca. 600 000 daran erkrankten Menschen – so die Stiftung – ausgehen muss, weltweit wohl von ca. 34 Millionen Menschen, denen sowohl von nichtwissenden Ärzten als auch von offiziellen Stellen häufig mit großer Ignoranz begegnet wird. Größere Beachtung fand diese Krankheit erst durch die Langzeitfolgen von Covid-Kranken.

Jörg Heydecke, Gründer und Geschäftsführer der ME/CFS Research Foundation, Foto: Petra Kammann 

Ein dokumentarischer Filmbeitrag machte die Situation, die den beschwerlichen Alltag dieser Menschen zeigt, mehr als deutlich. Er wurde daher auch im Mai im ZDF ausgestrahlt, weil im Reichstaggebäude ein entsprechender Kongress von Fachärzten zusammengekommen war. Dabei ist die Erkenntnis über das Fatigue-Syndrom bereits seit 1969 bekannt. Und es sei ausgesprochen wichtig und für die Forschung hilfreich, so Heydecke, das Patientenregister bei der Biomarker-Forschung zu erweitern. Es gibt nämlich kaum Fachärzte und vor allem keine Behandlungszentren. Und oft besuchen Ärzte diese betroffenen Menschen nicht einmal zu Hause.

Die Gäste hören aufmerksam zu wie Béatrice Portoff, bislang Chairperson Public Relations des IWC, Foto: Petra Kammann 

Bekannt geworden war bei uns vor allem Frau Prof. Dr. med Carmen Scheibenbogen, die an der Berliner Charité praktiziert und schon seit langem an den Ursachen dieser nicht ansteckenden Krankheit forscht, welche die chronisch auftauchende schnelle Erschöpfung, die nach Herpes, einer OP oder nach Virusinfektionen auftritt und die Menschen schlagartig aus ihrem bisherigen Leben reißt. Auffällig seien die zahlreichen jungen und leistungsbereiten Menschen, sogar Leistungssportler, die daran erkrankt sind.

Unermüdlich forschte die Medizinerin über Jahre an den Ursachen. Denn viele der ME/CFS-Betroffenen sind dauerhaft arbeitsunfähig, etliche von ihnen können sogar die Wohnung nicht mehr verlassen. Nachdem dieses Phänomen nach der Verdoppelung der Fälle in Folge einer Covid Erkrankung bemerkt wurde, schenkte man  auch der Medizinerin erhöhte Aufmerksamkeit.

Die zusammengekommene großzügige Spende von insgesamt 15.470 Euro sei nun ein weiterer Mosaikstein  für den Fortschritt des Forschungsnetzwerkes um Prof. Scheibenbogen, welche der IWC auch im Frühjahr zu einem Vortrag geladen hatte. Der Erlös des Spendenmarathons wird über die ME/CFS Research Foundation dem Forscherteam von Frau Prof. Dr. Carmen Scheibenbogen an der Charité in Berlin zugutekommen und soll die weitere Erforschung von Biomarkern zur Diagnose von ME/CFS unterstützen.

Frau Prof .Scheibenbogen hat u.a. deshalb einen ihrer Schwerpunkte auf die Erforschung von Biomarkern gesetzt, damit ME/CFS möglichst bald im Blut nachweisbar ist und die Krankenkassen sie anerkennen. Dann nämlich müssten sie die Patienten finanziell unterstützen und somit aus ihrem sozialen Abseits holen.

Überreichung des Spendenschecks an Jörg Heydecke. Zusammen kamen stolze 15.470 Euro, Foto: Petra Kammann

Der Hauptgang des Menüs setzte dann eine Zäsur, denn natürlich: the show musst go on. Nach den doch eher schwierigen Corona-Jahren fanden die Damen endlich wieder zu ihrer gewohnten Feierlaune, und auch das Tanzbein wurde mit den ebenfalls anwesenden Herren geschwungen.

Charlotte Weitbrecht und die „Swinging Angels“ Nicole Becker, Marit Gabrecht und Corinna Hecht, Foto: Petra Kammann

Dann dazu hatten die „Swinging Angels“ mit ihrer Vintage Swing-Show der 30er Jahre, der glamourösen Zeit von Swing, Jazz und Boogie Woogie, animiert und gesorgt. Gleich, ob sie „Bei mir bist Du scheen“, „Chattanooga Chao Chao“ oder „Rum and Coca-Cola dreistimmig“ sangen. Das hatte Pep. Begleitet wurden sie dabei von der Band „Quadrat“.

Gelöste Stimmung beim Tanz, Foto: Petra Kammann

Und schließlich war es auch das Abschiedsfest für ein geglücktes Clubjahr, in dem die Noch-Präsidentin Charlotte Weitbrecht, die sich das Thema „Neuland“ auf die Fahnen geschrieben hatte, mir auch schon die kommende Präsidentin Dott. Laura Melara-Dürbeck vorstellte.

Die charmante Italienerin wird sich das Thema „Grenzen“ für das nun begonnene Clubjahr vornehmen, das im Italienischen ganz unterschiedliche Assoziationen zulässt wie „limiti“ oder „confine“, „frontiere“, „barriere“- Abgrenzungen unterschiedlichster Schwerpunkte. Daraus wurde im Deutschen dann: „Grenzen, Barrieren, Horizonte“.

In diesen Zeiten eine echte Herausforderung und alles andere als leicht. Aber wie es das Motto nahelegt, eröffnet die Version auch neue Horizonte.

Aber zupackend sind die Frauen des IWC schon immer gewesen und strahlen dabei den ihnen eigenen Optimismus aus. Und wir, als Publikum, dürfen gespannt sein auf das, was sich demnächst am Horizont auftut…

Die scheidende Charlotte Weitbrecht und die kommende Präsidentin Dott. Laura Melara-Dürbeck, Foto: Petra Kammann

Weitere Informationen:

Frau Prof. Scheibenbogen hat sich seit 15 Jahren auf die Erforschung der Krankheit spezialisiert und wurde im September für ihre Verdienste mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt.

www.mecfs-research.org

https://cfc.charite.de

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Der International Women ́s Club e.V. ist eine politisch und religiös unabhängige Vereinigung, der ca. 450 Frauen aus über 50 Nationen angehören. Neben der Pflege freundschaftlicher Beziehungen und des kulturellen Austauschs ist die Unterstützung sozialer Projekte ein Hauptanliegen des Clubs.

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