Verleihung des „Prix AbiBac“ 2023 des Deutsch-Französischen Kreises Düsseldorf
Ausgezeichnet: Junge zweisprachige Botschafter und Botschafterinnen
Von Petra Kammann
Am letzten Schultag in NRW wurde, bevor es in die Ferien ging, am Spätnachmittag zum elften Mal der „Prix AbiBac“ vom Deutsch-Französischen Kreis (DFK) an herausragende bilinguale Abiturientinnen und Abiturienten, Schüler und Schülerinnen des Lycée français international Simone Veil und des Luisen-Gymnasiums, im Jan-Wellem-Saal des Düsseldorfer Rathauses verliehen.
Preisträgerin Véronique Benkler dankte allen, die sie auf dem Weg zum AbiBac begleitet haben, Foto: Petra Kammann
Der „Prix AbiBac“ des Deutsch-Französischen Kreises wurde bislang alljährlich (auch in komplizierten Zeiten des Lockdowns, da eben online) an bilinguale Schülerinnen und Schüler des Lycée français und des Luisen-Gymnasiums, die sowohl die deutsche als auch die französische Hochschulreife erlangt haben, verliehen.
Voraussetzung dafür ist, dass das „AbiBac“ (diese Mischung aus Abi-tur und Bac-calauréat) angestrebt wird. In Düsseldorf kann es an diesen beiden Schulen erworben werden. Dieser deutsch-französische Doppel-Schulabschluss führt zur Hochschulreife in beiden Ländern und wird in Frankreich wie auch in Deutschland gleichermaßen anerkannt.
Um sich für den Prix AbiBac des Deutsch-Französischen Kreises zu qualifizieren, geht es nicht nur um die jeweils andere Sprache. In den AbiBac-Klassen werden an den jeweiligen Schulen auch zusätzlich zur Sprache zwei Sachfächer in deutscher und französischer Sprache unterrichtet.
DFK-Präsidentin Ariane Bommers während ihrer Begrüßungsrede, Foto: Uwe Kammann
Dem Deutsch-Französischen Kreis – das betonte auch noch einmal die Präsidentin Ariane Bommers in ihrer Begrüßungsrede – gehe es darum, junge Botschafter der jeweils anderen Kultur ausfindig zu machen.
Mit dem „Prix AbiBac“ möchte der Deutsch-Französische Kreis e.V. nämlich das besondere Engagement junger Menschen würdigen und fördern, die ihn der Lage sind, eigenständig einen Diskurs in der jeweils anderen Landessprache zu führen und die mit ihr verbundene Kultur und Lebensart anderen verständlich zu vermitteln.
Bürgermeister Josef Hinkel, Juror Emmanuel Beaufils, Generalkonsul Dr. Emmanuel Sur, Juryvorsitzende Petra Kammann, Peter Bommers, Foto: Uwe Kammann
Daher prüft eine unabhängige Jury, bestehend aus DFK-Präsidiumsmitglied Petra Kammann, Romanistin, Publizistin und Dozentin, (Jury-Vorsitzende von Beginn an), Prof. Dr. Vera Gerling, Privatdozentin am Institut für Romanistik der Heinrich-Heine-Universität, Emmanuel Beaufils, Attaché für Sprache und Bildung – Hessen und Nordrhein-Westfalen am Institut français, nehmen die von der jeweiligen Schule vorgeschlagenen Kandidat:innen sowohl schriftlich als auch mündlich unter die Lupe.
Das „Examen“ hat jedoch nicht den Anspruch einer schulischen Prüfung, auch wenn die Jury auf die Sprachkompetenz der jeweiligen Kandidat:innen achtet. So kann bei gleichem mündlichen Engagement manchmal auch die schriftliche Kompetenz ausschlaggebend für die Auswahl sein.
In diesem Jahr hatte das Thema eine besonders aktuelle Relevanz, da wir in verschiedener Hinsicht vor einer größeren Zeitenwende stehen. Da war es uns als Juroren vor allem nach der langen Phase der Pandemie wichtig, mit den Jugendlichen ins Gespräch zu kommen und zu erfahren, wie sie sich ihre private und professionelle Zukunft vorstellen.
Der Ukraine-Krieg, die ökologischen Probleme, die Weltlage, die Frage zum Umgang miteinander, das Thema Gewalt gegen Menschen und Personen haben viele Jugendliche zweifellos zuletzt verunsichert.
Wir empfanden es daher als besonders wichtig, dass die AbiBac-Schüler neben der „Reifeprüfung“ auch ihre „Zukunftsfähigkeit“ souverän unter Beweis stellen. Wir wollten, dass sie sich anhand von vorgegebenen Texten zunächst einmal schriftlich mit solchen Fragen auseinandersetzen und im Zuge dessen positive Ideen entwickeln, wie so eine Zukunft zu gestalten sei.
Daher haben wir ihnen journalistische Texte vorgelegt, die sich mit dem Thema Gegenwart versus Zukunft kritisch beschäftigen und zwar unter den Gesichtspunkten Digitalisierung, Klimawandel, Migration, Krieg, künstliche Intelligenz, medizinische Fortschritte. In der deutschen Version hieß es u.a.: „Wie werden wir 2025 leben?“
Der französische Text war dem „Journal 20 Minutes“ entnommen. Da lautete eine kritische Frage: „Ces actions des militants écologistes vous semblent-elles efficaces pour accélérer la mise en place d’une politique de lutte contre le changement climatique?„(„Erscheinen Ihnen diese Aktionen der militanten Öko-Aktivisten in Sachen Klimawandel besonders wirksam?“) Die Ausführungen wurden dann mündlich vertieft.
Die AbiBac-Schüler haben schon unter Beweis gestellt, dass sie fähig sind, eine dritte Sprache (Deutsch-Französisch) neben Englisch zu beherrschen. Schon das bringt eine größere geistige Beweglichkeit mit sich, weil man mithilfe verschiedener Sprachen schon verschiedene Perspektiven und Standpunkte einnehmen kann und auch muss, um die andere Seite zu begreifen. Manche von ihnen sprechen noch weitere Sprachen.
Zur mündlichen Prüfung kam auch wie in den vergangenen Jahren die DFK-Präsidentin Ariane Bommers hinzu, um sich ebenfalls einen Eindruck von der jeweiligen Persönlichkeit der Kandidat:innen zu machen, indem auch sie mit den bilingualen Abiturient:innen diskutierte, um deren je individuelle Erfahrungen und Zukunftsperspektiven auszuloten.
Wie sich auch im anschließenden Gespräch mit der Präsidentin und der Jury gezeigt hat, gab es unterschiedliche überraschende und teils sehr konträre Antworten.
Gewinner mit Bürgermeister Josef Hinkel, Generalkonsul Dr. Etienne Sur und DFK-Präsidentin Ariane Bommers, v.l.n.r.: Mutter von Charles Renault, Antoine Vaernewyck, Hélène Lenhart und Véronique Benkler, Foto: Petra Kammann
Der erste Preis (300 Euro) ging in diesem Jahr an Véronique Benkler vom Lycée français, der zweite, mit 200 Euro dotierte Preis an Hélène Lenhart vom Luisen-Gymnasium. Die Jury hat sich vor allem die Entscheidung für den dritten Preis nicht leichtgemacht und sich daher für zwei dritte Preise (je 100 Euro) und damit verbundene unterschiedliche Ansätze entschieden: für Charles Renault vom Luisen-Gymnasium und für Antoine von Vaernewyck vom Lycée français.
Als Erinnerung an die Preisverleihung erhielten alle Abiturient:innen, auch die Nominierten, den dreisprachigen Gedichtband „O, ma mémoire“ (Grupello Verlag) des französischen Diplomaten, Lyrikers, Essayisten, politischen Aktivisten und KZ Buchenwald-Überlebenden Stéphane Hessel (1917 – 2013), der auch im DFK einen eindrucksvollen Auftritt hatte.
Bürgermeister Josef Hinkel, Präsidentin Ariane Bommers, Generalkonsul Dr. Etienne Sur, Foto: Petra Kammann
Da Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller, der zum Empfang geladen hatte, kurz vorher bei einer brandaktuellen Presseveranstaltung Stellung beziehen musste, sprang Bürgermeister Josef Hinkel ein. So kurzfristig wie kurzweilig übernahm der Düsseldorfer Bürgermeister das Ruder und begrüßte die Preisträgerinnen und Preisträger sowie auch die Vertreterinnen und Vertreter der beteiligten Institutionen im Jan-Wellem-Saal des Düsseldorfer Rathauses. Dabei verwies er auch auf den Handwerkeraustausch zwischen Deutschland und Frankreich. A apropos: Die Bäckerei Hinkel hat sich durchaus das Rezept der französischen Bäcker für eine echte französische Baguette erarbeitet.
Der französische Generalkonsul Dr. Etienne Sur im Jan Wellem-Saal, Foto: Petra Kammann
Der neue französische Generalkonsul Dr. Etienne Sur, der in seiner Rede auch auf den erweiterten Deutsch-Französischen Freundschaftsvertrag verwies, sprach ebenso ein Grußwort wie auch die Präsidentin des Deutsch-französischen Kreises, Ariane Bommers, die betonte, dass es für die Nominierten ebenso eine Ehre sei, wenn man als Kandidat:in für den renommierten Prix AbiBac des DFK vorgeschlagen werde, wie wenn man als Preisträger:in daraus hervorgehe. Sie dankte außerdem dem Luisen-Gymnasium wie auch dem Lycée français für die gute und langjährige Kooperation.
Immerhin setzt sich der Deutsch-Französische Kreis e.V. seit über 70 Jahren für die Förderung der Freundschaft zwischen beiden Ländern und Kulturen ein und trägt mit seinen vielfältigen und speziellen Veranstaltungen zu Begegnungen zwischen Deutschen und Franzosen bei. Nicht zuletzt steht auch der Preis an die jungen Menschen in dieser Tradition und hat so das angemessene Gewicht.
Die Gewinner:innen
Die drei Anwesenden Gewinner:innen: Antoine von Vaernewyck (Lycée français), Véronique Benkler (Lycée francais), Hélène Lenhart (Luisen-Gymnasium), Foto: Petra Kammann
Der erste Preis (300 Euro) ging an Véronique Benkler (Lycée francais)
Der zweite Preis (200 Euro) an: Hélène Lenhart (Luisen-Gymnasium)
Der dritte Preis (jeweils 100 Euro) ging an: Charles Renault (Luisen-Gymnasium)
und an Antoine von Vaernewyck (Lycée français).
v.l.n.r.: Isra El Khattabi, Laura Oertel, Lauraine Bolz, Laura Oertel, Ariane Bommers, Foto: Uwe Kammann
Die Nominierten
Isra El Khattabi (Luisen-Gymnasium)
Laura Oertel (Luisen-Gymnasium)
Anna Bischoff (Lycée francais)
Lauraine Bolz (Lycée francais)