home

FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Zukunft der Paulskirche: Pro Weiterbauen des Bestands

Erhalt der Eingriffe der Nachkriegszeit plus Rückgewinnung der Raumsituation

Ein Gastbeitrag von Tobias Rüger

Im Konzept der Bundesregierung zur vorgesehenen Stiftung „Orte der deutschen Demokratiegeschichte“ sind zur Paulskirche hinsichtlich der äußeren und inneren Form keine wesentlichen Änderungsziele näher angeführt. In einer auch vom Bundespräsidenten angestoßenen Anfangsdiskussion auf dieser Ebene – geführt auch von einem dreiköpfigen Expertengremium – klang dies teilweise anders („fehlende Aura“). Die Frankfurter Stadtverordnetenversammlung selbst hat sich für die Beibehaltung des jetzigen Erscheinungsbildes der Paulskirche ausgesprochen – ein Ziel, das auch die Redaktion FeuilletonFrankfurt teilt. In den 80er Jahren hatte es den Versuch gegeben, getragen auch durch den damaligen Oberbürgermeister Walter Wallmann, den Zustand der Kirche nach dem ursprünglichen Bild wieder herzustellen, mit einer innen umlaufenden Galerie und einem steilen Dach. Könnte es heute dafür wieder Gründe geben, gibt es andere in diese Richtung zielende Vorstellungen? Wir baten hierzu Tobias Rüger um einen Gastbeitrag. Der Saxofonist und Komponist Rüger ist Vorsitzender der Aktionsgemeinschaft Schauspielhaus, die sich im Zuge der Sanierungsdebatte um die Städtischen Bühnen für einen Wiederaufbau des historischen Schauspielhauses aus dem Jahre 1902 einsetzt.

Die Paulskirche als Modell in der DAM-Ausstellung „Ein Denkmal unter Druck“; Foto: Petra Kammann

Der Gastbeitrag 

Vor 22 Jahren – am Tag, an dem mit der Eröffnung der Ausstellung »Aufbruch zur Freiheit« das 150-jährige Jubiläum des ersten demokratisch gewählten Parlaments auf deutschem Boden gefeiert wurde – traf ich in der Schirn einen Freund aus München. Ich wohnte damals noch in Berlin. Der Grund meines Frankfurt-Besuchs war schlicht ein Auftritt. Mein Freund hingegen war Gast beim Festakt, ein Vorfahre von ihm hatte 1848 in Lörrach die Badische Republik ausgerufen. Ich war äußerst beeindruckt. Zehn Jahre später hatte ich dann die Ehre, im noblen Paulskirchen-Rund bei einem Festakt spielen zu dürfen. Spätestens da war aus meinem Interesse für das Gebäude eine große Liebe geworden. Die Neuinterpretation des Inneren von 1947/48 gefiel mir gut, ich las sie als Hinzufügung einer Zeitschicht nach der Zerstörung durch die britischen Bombenangriffe, 1944.

Als dann vor drei Jahren Oliver Strank, Ortsvorsteher (SPD) im Frankfurter Ortsbeirat 1, sich öffentlich im Zusammenhang mit der anstehenden Renovierung des Gebäudes für eine originale Wiederherstellung des Inneren einsetzte, war mir sofort klar, dass es eine schwierige Debatte werden würde. Seine Begründung überzeugte mich mehr als alles andere, was ich zu dem Thema zuvor gehört hatte. Man sollte eintauchen in die originale Situation, in welcher die Pioniere der Demokratie Deutschlands seinerzeit gestritten haben.

Seitdem frage ich mich, wie man zwei gut begründbare Positionen miteinander in Einklang bringen könnte. Welche Zeitschicht ist die mit dem höheren Denkmalwert? Ist es die originale Anmutung, in der sich 13 Monate lang ein Schlüsselereignis deutscher Demokratiegeschichte abgespielt hat? Oder ist es der zum hundertsten Jubiläum der Nationalversammlung, 1948, unter der Leitung des Architekten Rudolf Schwarz entworfene Wiederaufbau mit seinem radikalen Purismus?

Gegenüberstellung der beiden Modelle in der DAM-Ausstellung; Foto: Petra Kammann

Die Unterschiede sind ja frappierend, wie es im vergangenen Jahr die der Paulskirchen-Geschichte gewidmete Ausstellung im Deutschen Architekturmuseum unter vielfältigen Aspekten aufgezeigt hat. Auch an neueren Schnittbildern und Visualisierungen ist dies deutlich zu sehen. Dies gilt vor allem natürlich im Vergleich des früheren, durch die säulengetragene Empore geprägten Innenraums, mit dem heutigen ‚leeren’ Innenraum, dem die doppelte Fensterreihe eine ganz spezielle Licht-/Raumwirkung verleiht.

Dass die Nationalversammlung 1848 in Frankfurt tagte, dafür gab es natürlich gute Gründe. Der wichtigste sicherlich, dass die Stadt seit 1816 der Sitz des Deutschen Bundes war. Sie lag mitten in dem, was seinerzeit als Deutschland sich zu formen anschickte; sie war der Ort, an dem über Jahrhunderte Kaiser gewählt und gekrönt worden waren. Auf jeden Fall sollte die Nationalversammlung nicht am Sitz einer Aristokratie tagen – etwa in Stuttgart, Wien, Hannover, Berlin oder Dresden –, es sollte kein durch eine Residenz ‚kontaminierter’ Ort sein. Und in Frankfurt wiederum war die Paulskirche, gerade einmal sechzehn Jahre jung, also top-modern, mit Sicherheit die beste Wahl.

Mit dieser historischen Einordnung ist die Paulskirche als architektonisches und städtebauliches Ereignis zu sehen – vielleicht besser: auch zu sehen –, und dieser Aspekt soll daher der Ausgangspunkt meiner gedanklichen Auseinandersetzung mit der Thematik sein

Überliefert ist, dass man sich beim Planen, seinerzeit in den 1780er Jahren, von der Kirche Santa Maria ad Martyres in der Stadtmitte Roms inspiriert gesehen haben soll, also von dem zur Kirche umgeweihten antiken Pantheon aus dem 2. Jahrhundert. Dessen Hauptcharakteristik ist der runde Innenraum. Doch wie auch immer die Entwurfsgeschichte ausgesehen haben mag, klar ist nicht zuletzt, dass runde Gebäude einen kleineren Abstand aller Anwesenden zueinander ermöglichen, sie sind also funktional betrachtet ein besserer Ort für ein Parlament als konventionelle rechteckige Räume. Das mag bei der Entscheidung, in der Paulskirche zu tagen, die entscheidende Überlegung gewesen sein. Denn andere Rundbauten gab es seinerzeit in Frankfurt nicht.

Bei der Planung der Paulskirche wurde aber auch, bewusst oder unbewusst, an die Frühzeiten der Sakralbaukunst im deutschen Raum angeknüpft, an eine Zeit also, in der die Kirche noch kein gefestigter Mitspieler in der Politik gewesen war. Entsprechend waren die Kirchengebäude dieser Epoche in ihren Proportionen anders als die Dome aus romanischer und gotischer Zeit. Vielleicht, wer weiß, hatte die Entscheidung, die Paulskirche in ganz unüblicher Weise rund (faktisch: leicht oval) zu bauen, etwas mit der Vorahnung einer ‚demokratischen’ Idee zu tun. Ob der  Entwurf auch einen Bezug zu der aus heutiger Sicht freikirchlich anmutenden Michaelis-Kirche in Fulda aus dem 9. Jahrhundert aufwies (das zweitälteste erhaltene Kirchengebäude in der Bundesrepublik), lässt sich nicht belegen.

Heister, Franz; Bauer, J. B., Eröffnung der Nationalversammlung in der Paulskirche zu Frankfurt den 18. Mai 1848, Druckgraphik, Frankfurt am Main, 1848, Kreidelithographie

Zur wichtigsten Maßnahme beim Wieder- bzw. Um-Aufbau unmittelbar nach dem Ende des II. Weltkriegs gehörte es, die zwanzig Säulen des Innenraums, auf denen die Empore ruhte, abzureißen und auf die Empore zu verzichten. Unter dem ‚bereinigten’ Hauptraum entstand eine kryptahafte Wandelhalle, strukturiert durch 14stämmige Säulen, welche den zentralen Bereich säumen – ein Bereich, auf dessen Außenmauern seit 1991 ein umlaufendes, ironisch grundiertes Wandbild von Johannes Grützke zu sehen ist: „Der Einzug der Volksvertreter“. In meinen Augen übrigens wirkt der heutige hohe Innenraum viel monumentaler als vor der Zerstörung, ganz anders jedenfalls, als es das oft behauptete Ziel der Bescheidenheit nahelegen würde.

Im Zug der aktuellen Debatte, ob die für unbedingt notwendig erachtete Sanierung der Paulskirche (so speziell beim Brandschutz und der technischen Infrastruktur) auch mit baulichen Veränderungen verbunden sein sollte, gab und gibt es klare Positionsbeschreibungen, die für den Erhalt des jetzigen Erscheinungsbildes stehen. Sie bestimmen auch den Beschluss des Stadtparlamentes, den auf Rudolf Schwarz und sein Team zurückgehenden jetzigen Zustand zu bewahren.

In einem begleitenden Kuratorentext zur erwähnten Ausstellung des Deutschen Architekturmuseums wird die Charakteristik beschrieben als „ein bewusst nüchterner Raum, der für das Eingeständnis der Schuld und den demokratischen Neubeginn steht. Das schließt Rekonstruktionen einer Empore oder eines Steildachs aus.“ Ob damit eine Debatte von vorneherein eingeengt oder gar ausgeschlossen werden soll, indem ein moralisch begründetes Richtig und Falsch den Anfang und zugleich das Ende markiert?

Eine solche ausschließende Position, sicherlich befördert und gestärkt durch ein anhaltendes Trauma, halte ich für falsch und auch für gefährlich. Denn in ihrer Absolutheit ist sie autoritär, verhindert eine offene Diskussion, welche alle Phasen und Stufen der mit der Paulskirche verbundenen Geschichte einbezieht.

Blick in die DAM-Ausstellung „Ein Denkmal unter Druck“; Foto: Petra Kammann

Während ich diese Zeilen schreibe, komponiere ich Musik für eine Dokumentation über das NS-Vernichtungslager Ausschwitz, die im israelischen Fernsehen gezeigt werden soll. Vielleicht finde ich es deshalb besonders unangebracht, sachfremd und kontraproduktiv, wenn ein selbstbestimmter und selbstgerecht auftretender Kreis immer wieder, gleichsam automatisch die Debatten um Erhalt und Wiederherstellung historisch bedeutsamer Architektur in Deutschland negativ auflädt und sofort, fast mechanisch, Bezüge zur NS-Ideologie herstellt. (Ob zu den Motiven auch eine gekränkte Eitelkeit der ‚Modernisten’ gehört, die haben miterleben und erfahren müssen, welche Begeisterung traditionelle Architektur und ein an gewachsenen Strukturen orientierter Städtebau auslöst, und dies beileibe nicht nur bei naiven Touristen oder vermeintlichen Spießbürgern?).

Wenn wir in der Frage, ob eine Wiederherstellung der originalen Anmutung oder eine Auffrischung der Neu-Interpretation von 1947/48 der richtige Weg für die zukünftige Paulskirche ist, zu einem belastbaren Standpunkt kommen möchten, müssen wir den Diskurs also zunächst einmal einer Entgiftungskur unterziehen. Vor allem aber sollten wir natürlich auch prüfen, ob es einen dritten Weg geben könnte, einen Weg, der entweder einen Kompromiss im besten Sinn des Wortes darstellen könnte oder aber etwas gänzlich Neues bringt.

Ich bin für mich zu dem Schluss gekommen, dass sich – ausgehend von der derzeitigen baulichen Situation – durch ein Weiterbauen des Bestands ein vollwertiger Hinweis auf die originale Raumsituation herstellen ließe; und dies bei weitestgehendem Erhalt der Eingriffe in den Originalzustand, wie sie 1947/48 durchgeführt wurden.

Im einzelnen hieße das Folgendes: Die Sprechstelle (der damals gewählte Begriff für die auf einem Podest stehende, erkennbar erhöhte Kanzel) und der Zugang zu dem Sitzungssaal sollten so belassen werden, wie 1947/48 angelegt. Die Sitzreihen müssten hinsichtlich ihrer Funktionalität optimiert werden. Derzeit scheinen sie Barrieren zu bilden. In dieser Form vermitteln sie mir das Gefühl, man sei im Raum nicht willkommen, dürfe nicht auffallen, müsse sich folglich zügig irgendwohin setzen und stillhalten. Auf mich wirkt diese Anordnung wie das Gegenteil von positiver Aufenthaltsqualität, von Willkommenskultur, von gelebter Demokratie. Hier müsste eine intelligente nutzerfreundliche Lösung gefunden werden, die sich an dem Muster der Bestuhlung während der Zeit des Parlamentsbetriebs 1848/49 orientieren sollte – das ja im Prinzip durchaus ähnlich dem heutigen war.

Den Hauptansatz für eine fortschreibende Lösung sehe ich allerdings bei der Empore. Sie sollte als wesentliches Element des früheren Stadiums wieder hinzugefügt werden. Zum einen, weil nur mit einer Empore die obere Reihe mit den kleineren Fenstern Sinn bekäme. Derzeit hängt sie nach meinem Raumempfinden im Leeren. Zum anderen aber sollte die Empore wieder eingebaut werden, weil der Ort dann gut dreimal mehr Menschen als heute einen Aufenthalt in der Paulskirche ermöglichen würde. Das wäre im Sinne einer möglichst großen Teilhabe an wichtigen gesellschaftlichen Ereignissen sicher kein unwichtiger Faktor. Ganz im Gegenteil: Diese Einladung zur Teilhabe, zur gesellschaftlichen Gestaltung hätte auch einen hohen Symbolwert.

Die Bestuhlung wirkt nicht einladend, Foto: Thomas Beucker

Hier sollte sich also die jetzige Situation entscheidend ändern. Schwierig ist natürlich die Frage, ob und wie die Struktur der im Untergeschoss aufgestellten, gedrungen wirkenden Säulen sich in den Versammlungsraum fortsetzen ließe. Die Schwierigkeit ergibt sich schon aus der Anordnung und aus der unterschiedlichen Zahl der Säulen. Heute sind es 14, ursprünglich waren es im Innenraum 20. Wie das konkret architektonisch gelöst werden kann, dazu bedürfte es der Ideen der besten und ingeniösesten Architekten, herausgefordert durch einen offenen Wettbewerb. Zentrales Ziel sollte es meines Erachtens sein, dass ein neuer Entwurf das Raumgefühl wiederherstellt, wie es die zeitgenössischen Bilddarstellungen vermitteln. Die Paulskirche würde dadurch sicher nicht zu einem Museum, wie Hauptbedenken lauten. Ganz im Gegenteil, denn sie hat in ihrer originalen räumlichen Anmutung vortrefflich als Ort für politische Auseinandersetzung getaugt und würde dies auch wieder tun. Daran habe ich keinerlei Zweifel.

Und damit bin ich wieder bei meinen ganz frühen Eindrücken. Denn die Dichte im Inneren der Paulskirche, das rege Getümmel, das die Bilddarstellungen von 1848/49 wiedergeben, das alles hat mich seit meiner Jugend fasziniert, insbesondere auf dem berühmten Bild, das Leo von Elliot gezeichnet hat. Hier sind Aufbruchsstimmung und reges Leben unmittelbar und in hoher Intensität erkennbar. Es gab damals noch keine Mikrofone und keine Lautsprecher. Wer etwas sagen wollte, musste sich körperlich einsetzen, gestikulieren und mit kräftiger Stimme sprechen. Das hat mir seit jeher das Gefühl vermittelt: Demokratie rockt, da will ich mittun.

Die mächtigen Säulen in der Wandelhalle und das Grützke-Wandbild; Foto: Thomas Beucker

Und damit sind wir bei einem Punkt, der die Entscheidung, wie mit dem Gebäude gestalterisch umzugehen ist, weit überragt. Die Demokratie kam bekanntlich nicht aus dem Nichts. Wie wir wissen, war es vielmehr ein langer Prozess, ein Prozess voller übler Rückschläge, bis es nach dem Ende der NS-Herrschaft gelang, für sie mit der Bundesrepublik ab 1949 eine stabile Form zu finden, die sich bewährt hat. Diese Bundesrepublik der Nachkriegszeit umfasste aber nur ein Drittel des Gebiets, aus dem seinerzeit, also 1848/49, die Abgeordneten nach Frankfurt kamen. Damals war Deutschland bekanntlich nicht staatlich gefasst, sondern sprachlich-kulturell definiert, die Gebiete Mitteleuropas umfassend, in denen mehrheitlich Menschen deutscher Muttersprache lebten. Neben Preußen und Österreich waren das zahllose weitere Staaten. Dazu gehörten Sachsen, Baden, Hannover, Bayern, Württemberg,  um nur die wichtigsten zu nennen.

Man kann deshalb also sagen, dass die Paulskirche heute auch ein europäisches Projekt sein muss. Und das nicht aus einer aktuellen Bewusstseinsmode heraus, das alles, was mit deutsch zu tun hat, irgendwie in Europa aufzugehen habe. Europäisch vielmehr deshalb, weil es auch heute außerhalb der Bundesrepublik weitere Staaten gibt, in denen deutsche Sprachgebiete bestehen. So in Belgien, Frankreich, Schweiz, Liechtenstein, Österreich, Polen, Dänemark, Italien und Luxemburg, um sie hier alle einmal zu nennen.

Hier kommt nun das nach meiner Auffassung recht sinnvolle Vorhaben der  Staatsministerin Monika Grütters zielführend ins Spiel, mit einer Bundesstiftung Orte der deutschen Demokratiegeschichte eine neue Institution in Frankfurt anzusiedeln. Wenn wir die Geschichte der Demokratie als eine Entwicklung verstehen, die sich epochenübergreifend bis zum derzeitigen Zustand vollzogen hat, und dies an verschiedenen geographischen Orten, dann möge Frankfurt das Zentrum eines Netzwerks bilden, in welches dann auch das Thurn-und-Taxis-Palais (1816–66 Sitz des Deutschen Bundes), das Hambacher Schloss, die Wartburg, der Balkon des Hohenzollern-Schlosses in Berlin einbezogen werden sollten.

In einem solchen Netzwerk, das von authentischem Ort zu authentischem Ort gewissermaßen Knotenpunkte inszeniert, werden insbesondere die Heranwachsenden mehr vermittelt bekommen können als in einer zentral gesteuerten museumsartigen Einrichtung, von der nur gängige, jeweils modisch geprägte regierungskonforme Verkürzungen zu erwarten sind.

Ein Gedanke noch zum Schluss, konkret auf die Paulskirche bezogen: Es braucht dort mehr Platz, auch über jenen hinaus, der mit der Wiedererrichtung der Empore zu gewinnen wäre.  Dieser Platz ließe sich schaffen, indem das Dach in der alten, steileren Form wiederherstellt wird, um im Innern zusätzlichen Raum zu gewinnen. Der Turm könnte dann für die Erschließung genutzt werden. Möglich sollte auch sein, Teile des Paulsplatzes mit einer unterirdischen Konstruktion auszustatten, welche die jetzige Wandelhalle erweitern könnte. Auch dies könnte zu einer räumlichen Lösung gehören, um für die unmittelbare Anschauung ausreichend Platz zu finden. Diese Vermittlung per Anschauung wäre mit allen modernen Visualisierungsmitteln bestens auszustatten.

Ein ergänzter Rundbau, eine ergänzende unterirdische Raumfolge unter dem Paulsplatz, ein raumschaffendes Dach in ursprünglicher Form, das alles aufeinander bezogen und in klar erkennbarer baulicher Interpretation: So stelle ich mir die ideale Synthese vor, um drei baulich gefasste und deutlich lesbare Zeitschichten vor Augen zu führen und erfahrbar zu machen. So entstünde ein tragfähiges und funktionstüchtiges Ensemble, mit wirkmächtigen Symbolräumen für die hellen und dunklen Seiten deutscher Geschichte.

Das Demokratiezentrum liegt in ihrer Hand: Staatsministerin Monika Grütters; Foto: Petra Kammann

Anmerkung der Redaktion

Die Errichtung einer Stiftung „Orte der deutschen Demokratiegeschichte“ wird von der Staatsminsterin für Kultur und Medien, Monika Grütters, energisch vorangetrieben. Einbezogen werden sollen die Erinnerungsstätte Rastatt, das Hambacher Schloss, der Friedhof der Märzgefallenen in Berlin, die Frankfurter Paulskirche, das Weimarer Nationaltheater oder auch die Nikolaikirche in Leipzig. Die Orte sollen zeigen, wie wechselvoll die deutsche Freiheitsgeschichte ist, und sie sollen in einer verbindenden Kombination eine Schule der Demokratie bilden. Mit Projektförderungen, eigenen Veranstaltungen oder Kooperationen soll die Stiftung Impulse für eine aktive Beteiligung am demokratischen Miteinander unterstützen.

Sitz der Stiftung soll Frankfurt sein, aber an einem eigenen Ort, nicht hingegen in einem „Haus der Demokratie“, das nach städtischen Vorstellungen in Nachbarschaft zur Paulskirche gebaut werden soll. Da sich der Bund an der seit längerem geplanten Sanierung der Paulskirche finanziell beteiligen will, ebenso wie das Land Hessen, wird unter Federführung des Staatsministeriums für Kultur und Medien en grundlegendes Konzept erarbeitet, das in die vorbereitenden Arbeiten der Stiftung eingebettet sein wird. Dies bedeutet, dass die Sanierung frühestens nach dem 175. Jahrestag der 1848er-Nationalsversammlung im Mai 2023 beginnen wird. Ursprünglich sollte die Sanierung (so des Brandschutzes und der technischen Infrastruktur) zu diesem Termin abgeschlossen sein. Die Neuordnung des Vorgangs bedeutet, dass die Stadt Frankfurt, in deren Verfügung die Paulskirche steht, das Vorhaben nicht mehr alleinig in der Hand hat.

Die Beschreibung des Stiftungs-Vorhabens findet sich, ebenso wie die vorliegenden Texte (Gesetzesentwurf und Konzeptpapier sowie weitere Erläuterungen) unter folgendem Link:

https://www.bundesregierung.de/breg-de/suche/992800!search?query=paulskirche%20demokratiegeschichte

 

 

Comments are closed.