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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Nach einer 7-wöchigen Museumsaskese kommt Bewegung in die Szene

Bewegte Zeiten – Bewegte Kleider

Momentan müssen wir auf viele liebgewonnene Gewohnheiten verzichten. Dazu gehörte bis heute auch der Besuch von Ausstellungen, die inzwischen längst aufgebaut, nicht aber eröffnet werden konnten. Es war ein Stück wiedergewonnener Freiheit, als wir nach der Zeit der Museumsschließungen heute nicht nur die Journalistenkolleg/innen wiedertreffen, sondern auch  eine real existierende Ausstellung im Historischen Museum „Bewegte Kleider“ wieder mit eigenen Augen anschauen zu können. Eine detaillierte Besprechung folgt. Ein kleiner Überblick von Petra Kammann

Beitrag aus dem Stadtlabor „Das bewegte Kleid“, Historisches Museum; Foto: Petra Kammann

Es fühlte sich noch ungewohnt an. Erstmalig in einem Museum saßen alle Journalisten verteilt im Raum und trugen Masken. Aber die verkündeten Nachrichten ließen doch alle aufatmen. Am Dienstag, den 5. Mai sperren etliche städtische Museen wieder ihre Tore für das Publikum auf.

Pressekonferenz mit gehörigem Abstand im „postcoronalen“ Zeitalter im Historischen Museum am 4.5. , Foto: Petra Kammann

„Die Einschränkungen der vergangenen Wochen waren für Frankfurt eine harte Probe. Wir mussten auf vieles verzichten. Umso mehr freue ich mich, dass kulturelle Einrichtungen wie Museen, das Institut für Stadtgeschichte und der Zoo endlich wieder öffnen und uns damit nicht nur ein Stück Normalität, sondern auch ein Stück Lebensqualität zurückgeben – natürlich unter strenger Einhaltung der Abstands- und Hygienegebote. Denn: Kultur ist ein wahres Lebenselixier für alle Menschen unserer Stadt“, befand das Stadtoberhaupt schon am Anfang Mai.

Pressekonferenz mit Oberbürgermeister Peter Feldmann und Kulturdezernentin Ina Hartwig im Historischen Museum zur Wiedereröffnung der Frankfurter Museen, aufgenommen am Montag (04.05.2020) in Frankfurt am Main. Foto: Salome Roessler/lensandlight

Oberbürgermeister Peter Feldmann sagte heute im Historischen Museum: „Nicht nur die Möglichkeiten der Freizeitgestaltung nehmen durch die Öffnung der Museen endlich wieder zu – es ist auch ein unschätzbares Bildungsangebot, das hiermit wieder startet. Alle haben darauf gewartet. Kunst und Kultur berühren alle Menschen unserer Stadt – und ich freue mich, dass die Museen ihre vielfältigen Programme nun wieder einer breiten Öffentlichkeit zeigen können. Natürlich gelten die Regeln – vor allem das Abstandsgebot – weiter. Ein kleiner Preis für die wiedergewonnene Freiheit.“

Es fühlt sich gut an, dass mit der Öffnung der Museen und des Instituts für Stadtgeschichte ein Stück Normalität zurückkehrt“, ergänzte Kulturdezernentin Hartwig. Der heutige Gang durch die Ausstellung „Kleider in Bewegung“  im Historischen Museum habe gezeigt, dass ein Museumsbesuch mit den vorgeschriebenen Hygienemaßnahmen wie Mundschutz und Abstandsregelung durchaus vereinbar sei.

Bei dieser Gelegenheit dankte sie auch allen Direktorinnen und Direktoren sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Häusern, die diese Maßnahmen in so kurzer Zeit umgesetzt haben und damit den Bürgerinnen und Bürgern den öffentlichen Raum wieder zugänglich machen. Und sie verkündete auch für alle Besitzer einer museumscard, dass deren Gültigkeit aller um den Zeitraum der Schließung automatisch und kostenfrei über den QR-Code der Karte verlängert werde.

Der Weg über den Holbeinsteg zum Museumsufer ist lohnenswert: die Museen öffnen nach und nach; Foto: Petra Kammann

Die städtischen Museen und das Institut für Stadtgeschichte öffnen ab der kommenden Woche wieder ihre Türen für die Besucherinnen und Besucher.

Kulturdezernentin Ina Hartwig zeigte sich erleichtert, dass wir, wenn auch unter streng einzuhaltenden Auflagen, Kultur wieder gemeinsam erleben könne; Foto: Petra Kammann

Kulturdezernentin Ina Hartwig ergänzt: „Die Vorbereitungen sind bereits in vollem Gange, Basis ist ein Schutzkonzept, welches das Kulturamt zusammen mit den Häusern und dem zuständigen Gesundheitsamt der Stadt Frankfurt erarbeitet hat.“ Das Konzept sieht vor, dass Veranstaltungen und Gruppenformate, also auch Führungen, bis auf weiteres nicht stattfinden. Für Eröffnungen sollen nach Möglichkeit digitale Formate genutzt werden. Davon ausgenommen sind Pressekonferenzen, die unter Einhaltung des vorgegebenen Sicherheitsabstandes und einer entsprechenden zahlenmäßigen Personenbeschränkung stattfinden können.

„Der Schutz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie der Besucherinnen und Besucher hat für uns oberste Priorität und setzt umfangreiche Maßnahmen in allen Häusern voraus“, erklärt Kulturdezernentin Hartwig. So werden im Kassenbereich Schutzscheiben angebracht. Die Museumsshops bleiben geöffnet, Ansichtsexemplare von Büchern und Katalogen werden entfernt. Auf Audioguides und die Ausgabe ähnlicher Geräte (Tablets) wird verzichtet, Medienstationen können nur eingeschränkt genutzt werden.

Blick in die Ausstellung „Bewegte Zeiten“ über die sechziger Jahre im Institut für Stadtgeschichte, Foto: Petra Kammann

Im Institut für Stadtgeschichte wird neben den Ausstellungen auch der Lesesaal wieder geöffnet. Da die Anzahl der Plätze reduziert werden musste, wird um Voranmeldung gebeten. Der Sammlungsbereich ist zum Schutz der Mitarbeiter jedoch vorerst noch nicht wieder frei zugänglich. Bei allen Museen und dem Institut für Stadtgeschichte weisen Verhaltensregeln im Eingangsbereich die Besucherinnen und Besucher unter anderem daraufhin, dass ein Abstand von mindestens 1,5 Metern eingehalten werden muss – sowohl zu anderen Besuchern als auch dem Personal.

Einfache Mund-Nasen-Bedeckung sind in Anlehnung an die Regelung im öffentlichen Nahverkehr und dem Einzelhandel in allen Häusern Pflicht, die Niesetikette muss eingehalten werden und auch im Museum müssen regelmäßig die Hände gewaschen werden. Akut erkrankte Personen müssen von einem Besuch absehen. Die Verhaltensregeln werden auch auf der Webseite der Häuser veröffentlicht.

MMK öffnet Mitte Mai

Das MMK freut sich, den coronabedingt verzögerten Aufbau mit seinen internationalen Künstlerinnen und Künstlern fortzusetzen, die eigens für die Ausstellung „Frank Walter. Eine Retrospektive“ Neuproduktionen geschaffen haben. Die Ausstellung wird ab Samstag, 16. Mai, geöffnet sein. Die Ausstellung „Earthseed“ der amerikanischen Künstlerin Precious Okoyomon wird aufgrund der derzeitigen Situation in den USA verschoben. Das Historische Museum wird ab der kommenden Woche nur seinen Neubau öffnen, der jedoch zwei Drittel der gesamten Ausstellungsfläche umfasst.

Wann die einzelnen Häuser genau öffnen, ist den Websites der einzelnen Institutionen zu entnehmen und wird schnellstmöglich bekanntgegeben. Die Regelungen gelten bis auf weiteres, vorbehaltlich anderer Vorgaben der Landesregierung, und werden, falls nötig, der aktuellen Lage angepasst.

Noch ist die Gegenwartssammlung im Städel geschlossen. Eröffnet wird „Zurück in die Gegenwart…“ am 19. Mai; Foto: Petra Kammann

Schirn, Städel und Liebieghaus

Die Schirn Kunsthalle Frankfurt ist ab dem 6. Mai 2020, das Städel Museum und die Liebieghaus Skulpturensammlung sind ab dem 9. Mai 2020 wieder geöffnet. Alle Sonderausstellungen der Häuser werden verlängert.
Beide Schirn- Ausstellungen „Fantastische Frauen. Surreale Welten von Meret Oppenheim bis Frida Kahlo“ und „Richard Jackson. Unexpected Unexplained Unaccepted“, beide werden bis 5. Juli verlängert.
Neben der Sammlungspräsentation im Städel Museum ist die Sonderausstellung „EN PASSANT. Impressionismus in Skulptur“ mit der Öffnung des Museums erstmals für das Publikum zu sehen. Sie wird bis 25. Oktober verlängert. Die geplante Ausstellung der Graphischen Sammlung „Städels Erbe. Meisterzeichnungen aus der Sammlung des Stifters“ wird am 13. Mai eröffnet. Ab dem 19. Mai ist ebenfalls die neupräsentierte Dauerausstellung der Sammlung Gegenwartskunst „ZURÜCK IN DIE GEGENWART. NEUE PERSPEKTIVEN, NEUE WERKE – DIE SAMMLUNG VON 1945 BIS HEUTE“ für das Publikum zugänglich.

Philipp Demandt, Direktor der Schirn Kunsthalle Frankfurt, des Städel Museums und der Liebieghaus Skulpturensammlung, über die Wiedereröffnungen der Häuser: „Dass es in den letzten Wochen in vielen persönlichen Gesprächen gelungen ist, unsere Leihgeber in den wichtigsten internationalen Museen von einer substantiellen Verlängerung unserer Sonderausstellungen zu überzeugen, ist ein besonderes Zeichen der Solidarität und ein Beweis für den herausragenden Ruf unserer Häuser. Für die einmalige Gelegenheit, Meisterwerke von Frida Kahlo, Edgar Degas, Auguste Rodin und John Singer Sargent nun Monate länger als geplant unserem Publikum zeigen zu dürfen, danke ich meinen Kolleginnen und Kollegen weltweit von Herzen und wünsche unseren Besucherinnen und Besuchern viel Freude.“

In der Liebieghaus Skulpturensammlung werden die Sammlungspräsentation mit „White Wedding. Die Elfenbein-Sammlung Reiner Winkler jetzt im Liebieghaus. Für immer“ und die SonderausstellungBUNTE GÖTTER – GOLDEN EDITION. Die Farben der Antike“ wieder geöffnet. Die Sonderausstellung wird bis 17. Januar 2021 verlängert.

Museum Judengasse 

das Museum Judengasse wird am Dienstag, 5. Mai, um 10 Uhr wieder zu den regulären Öffnungszeiten für einzelne Besucher öffentlich zugänglich sein. Die ersten Besucher begrüßen Mitarbeiter des Jüdischen Museums persönlich.

Auch hier steht der Museumsbesuch unter Auflagen, die mit dem Gesundheitsamt der Stadt Frankfurt abgestimmt wurden. Sie umfassen Abstands- und Hygieneregelungen, ein daran angepasstes Wegeleitsystem sowie eine Reduktion der interaktiven Angebote im Museum. Detaillierte Informationen dazu sind der Website des Museums unter zu entnehmen.

Um den Museumsbesuch insbesondere für Familien attraktiv zu gestalten, wird Kindern ein Mitmachheft geschenkt, mit dem sie eigenständig das Haus erkunden können. Von Donnerstag bis Sonntag zwischen 14 und 16 Uhr treffen Einzelbesucher in der Ausstellung zudem Guides an, die Fragen zur jüdischen Geschichte und Kultur sowie zu den Exponaten beantworten.

„Ich freue mich sehr, dass unser Museum Judengasse nun wieder ein öffentlicher Ort sein kann, der es Einzelbesucherinnen und –besucher ermöglicht, sich vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie mit der jüdischen Erfahrung im Umgang mit Krisen oder jüdischen Reinheitsvorstellungen auseinanderzusetzen“, kommentiert Museumsdirektorin Mirjam Wenzel die Entscheidung des Landes Hessen sowie des Kulturdezernats der Stadt Frankfurt und ergänzt: „Mit unserem Mitmachheft und unserem digitalen Schattenspiel-Wettbewerb möchten wir insbesondere Familien mit Kindern ein kreatives Angebot machen.“

Das Jüdische Museum hat in den vergangenen Wochen seine digitalen Aktivitäten erheblich ausgebaut und mit #tachles Videocast zur Krise eine eigene Gesprächsreihe über die Situation initiiert. Eine Übersicht über die neuen digitalen Angebote ist unter https://www.juedischesmuseum.de/vernetzen/beitrag/detail/digitale-angebotezur-corona-krise/ im Internet zu finden.

 

Besucherführung in den Museen:

Um den Besuchern als auch den Beschäftigten den vorgegebenen Abstand zu ermöglichen, wird die Besucherzahl in den Häusern begrenzt und kontrolliert. Richtwert ist dabei eine Person auf 20 Quadratmetern. Im Kassenbereich weisen Markierungen auf den richtigen Abstand hin, vorgegebene Routen (Einbahnstraßenregelung) leiten die Besucher, sofern möglich, durch das Haus. Dabei werden die Ein- und Ausgänge – sofern umsetzbar – voneinander getrennt.

Städtische Museen:

Archäologisches Museum, Historisches Museum Frankfurt, Porzellan Museum, Hindemith Kabinett, Ikonen-Museum, Institut für Stadtgeschichte/Karmeliterkloster, Caricatura Museum, Museum Angewandte Kunst, Museum MMK für Moderne Kunst, Museum Judengasse, Weltkulturen Museum, Deutsches Architekturmuseum, und das Junge Museum.

 

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