Kunsthochschule Mainz – Rundgang 2014 (1)
Ein Besuch der Basisklasse und der Malerei
Von Erhard Metz
Rundgangsplakat
Von Ferne bereits kündet der verspätete Weihnachts- oder – ganz wie man will – der verfrühte Maibaum, dass wir an jenem freundlich-blauhimmeligen ersten Februarsonntag dieses Jahres den richtigen Kurs halten: auf die Kunsthochschule in Mainz.
Nun, wir kommen zwar etwas spät, aber deshalb bestraft uns noch lange nicht das Leben. Auch wenn die Rundgangstage am vergangenen Sonntag endeten, möchten wir für unsere kunstinteressierte Leserschaft ein wenig von dem festhalten, was uns in der Mainzer Kunsthochschule begegnete. Eine Auswahl ist geboten. Lassen Sie uns zunächst einen Blick in die Basisklasse werfen. Dort können sich die jungen Studierenden – noch – auf geradezu spielerische Weise auf die Erkundung von Material, Farbe oder Raum begeben, ihre Hoffnungen und Befürchtungen, ihre milden wie wilden Fantasien in freie Gestaltungen umsetzen. Bereits hier entstehen spannende Gebilde, allerlei luftig-freien Assoziationen Lauf lassend. Auch einiges an Selbstironie ist angesagt – wie gut und wie wichtig!
Die einzelnen Arbeiten sind – wir nehmen an absichtlich – unbenamt.
Die zweisemestrige Basisklasse (Leitung: Professor Thomas Schmidt) ist für die Studierenden obligatorisch. Hier sollen sie sich innerhalb der Hochschule orientieren und lernen, ihre Interessen, Fähigkeiten und Begabungen einzuschätzen. Anschliessend entscheiden sie sich, in welchen Fachklassen sie ihr Studium fortsetzen wollen.
Die Nägel im Hocker des kleinen Bade-Boudoirs sind arg spitz, obwohl sie so hübsch und zart pinkfarben daherkommen wie die Schminkutensilien vor dem goldumrandeten Spiegel. Das Mädel auf dem Karton am Boden wirkt reichlich derangiert und hat eine kosmetische Auffrischung wahrlich nötig. (Doch Vorsicht: dass die Arbeit „bitter“ schmeckt, ist uns nicht entgangen, das Thema Gewalt gegen Frauen liegt in der Luft, der vernagelte Hocker gewinnt eine andere Dimension.)
Ob dann das anschliessende Frühstück am unaufgeräumten Spültisch mundet, wagen wir zu bezweifeln, das Brot wirkt wie seit einem gefühlten halben Jahrhundert verschimmelt. Sollte man nicht besser gleich an die Arbeit gehen?
Doch auch da begegnet uns nichts als Ungemach. Mit solchem Gerät wird wenig gelingen, und mit dem Becher Tee wird es auch nichts – der Atelier-Tag fängt ja schon „gut“ an, wie man so sagt! Alles kann nur besser werden.
Wie auch immer – eines ist uns bereits klargeworden: unsere sonntägliche Fahrt in das vom Karnevalismus noch einigermassen unbehelligte Mainz hat sich gelohnt!
Im zweiten Teil unseres Berichts werden wir uns einigen Arbeiten aus den drei Malereiklassen der Hochschule zuwenden.
Die Kunsthochschule Mainz ging aus der nach dem Zweiten Weltkrieg in den 1950er Jahren gebildeten Landeskunstschule hervor und wurde 1972 als Staatliches Hochschulinstitut für Kunst- und Werkerziehung als Fachbereich in die Gutenberg-Universität Mainz eingegliedert. 1986 wurde der Studiengang Freie Bildende Kunst geschaffen, und 2001 erfolgte die Umbenennung des Fachbereichs in „Akademie für Bildende Künste“. Seit 2010 ist die Akademie als „Kunsthochschule Mainz an der Johannes Gutenberg-Universität“ aus der Fachbereichsgliederung der Universität herausgelöst. Die Hochschule, die die Studiengänge „Freie Bildende Kunst“ und „Lehramt für Bildende Kunst an Gymnasien“ anbietet, scheint manchmal etwas im Schatten der beiden „Leuchttürme“ Städelschule Frankfurt und HfG Offenbach zu stehen – sehr zu Unrecht!
Fotos: Erhard Metz