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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Klavier-Konzert von Volodymyr Lavrynenko in Bad Homburg

Leidenschaft für die Musik –beeindruckende Interpretationen

von Renate Feyerbacher

Der ukrainische Pianist Volodymyr Lavrynenko widmete einen Klavierabend im Kulturzentrum Englische Kirche dem Thema Variationskompositionen von Josef Haydn bis Carl Czerny.

Der Pianist Volodymyr Lavrynenko, Foto: Renate Feyerbacher

Alle an diesem Abend dargebotenen Kompositionen – eine interessante reizvolle Auswahl  – waren wie ein Gesamtwerk zu hören. Haydn variierte über eine eigene Komposition, Mozart über „Caro Mio Adone“ des Komponistenkollegen Antonio Salieri. Von Franz Schubert wählte der 39jährige Pianist ein Thema seines Landsmanns, den Komponisten und Kritiker Anselm Hüttenbrenner (1794-1868), von Carl Czerny einen beliebten Walzer von Schubert und last but not least zwei Stücke von Ludwig van Beethoven, unter anderem die 15 Variationen mit einer Fuge „Eroica-Variationen“ op.35. Das Publikum im nahezu vollbesetzten Saal der Englischen Kirche feierte den Pianisten mit Bravo-Rufen.

Warum wird dieser ausgezeichnete Pianist bisher immer noch so wenig wahrgenommen? Er, Meisterschüler unter anderem bei Alfred Brendel und Leon Fleisher, Studien an der Berner Musikhochschule (Solistenexamen), dann mehrere Jahre Assistent bei Konstantin Lifschit in Luzern, hätte es verdient, häufiger in Konzertsälen größerer deutscher Städte erlebt und gehört werden zu können.

An der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg schloss er sein Konzertexamen mit Auszeichnung ab. Er nahm an Wettbewerben teil, gewann mit der Cellistin Olena Guliei, die beim Gustav Mahler Jugendorchester war, den internationalen „Premio Trio de Trieste“,  2016 erhielt er den 1. Preis von 81 Teilnehmern beim Internationalen Schubert-Wettbewerb in Dortmund und 2017 wurde ihm in Hamburg in der Elbphilharmonie der Berenberg-Kulturpreis von der Berenberg Bank Stiftung verliehen.

Nachdenklich – Volodymyr Lavrynenko, Foto: Renate Feyerbacher

Volodymyr Lavrynenko gefiel durch einen lebendigen Mozart mit herrlichen Trillern, eindrucksvoll Schuberts Hüttenbrenner Variationen a-Moll, D.576, einem Zeitgenossen von Schubert, für mich eine Entdeckung. Hüttenbrenners Werk ist bisher nicht erschlossen. Er komponierte Messen, Requien, viele Lieder für Solo und Chöre, Sinfonien und auch Opern – ein großes Werk. Mit Schubert war er eng befreundet und verehrte Beethoven. Nur die Haushälterin Sali und er standen an Beethovens Sterbebett. Hüttenbrenner schnitt eine Locke von Beethovens Haar ab.

Die tänzerischen  Momente bei Czernys Wiener Schubert-Walzer kribbelten in den Beinen. Die Interpretation der beiden Beethoven Kompositionen waren der Höhepunkt – vor allem die 15 Variationen mit Fuge op. 35 zu Beethovens 3. Sinfonie „Eroica“ (Heroische) – wuchtig, großartige Passagen, aber auch filigran, so präsentierte sie Volodymyr Lavrynenko. Er hat einen klaren, gelegentlich zarten, manchmal tänzerischen Anschlag. Leidenschaft und Ruhe sind stets differenziert verteilt. Seine emotionale Kraft, gepaart mit technischer Einzigartigkeit reißen mit.

Volodymyr Lavrynenko war der Einladung von Viviane Goergen gefolgt, Foto: Erhard Metz

Die seit einiger Zeit in Bad Homburg lebende luxemburgisch-schweizerische Pianistin Viviane Goergen fördert seit vielen Jahren junge Pianistinnen und Pianisten durch ein Rundumprogramm – Coaching und Management. Sie selbst kann auf eine große brillante und internationale Laufbahn zurückschauen. Für sie, in Paris geboren, wurden Kompositionen geschrieben, die sie uraufführte.

Am Sonntag, den 10. März um 15.20 Uhr sendet der SWR auf 91,5 ein Gespräch mit Viviane Goergen.

CD -Tipp zum Konzertabend mit Lavrynenko:

Maurice Ravel (1875-1937)

Klavierkonzert G-dur

Volodymyr Lavrynenko, Argovia Philharmonic, Rune Bergmann

Franz Schubert (1797-1828)

Klaviersonate D.960

Volodymyr Lavrynenko

In www.feuilletonfrankfurt.de sind mehrere Berichte über Viviane Goergen und ihr Engagement zu finden.

 

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