Der Dirigent Karsten Januschke – ein junges Talent der Dirigentengeneration
Aus Anlass der Erstaufführung von Jacques Offenbachs Räuberoper „Die Banditen“
Ein Porträt von Renate Feyerbacher
Er wird als großes Talent der jüngeren Dirigentengeneration gepriesen. „Gekennzeichnet von einer natürlichen Autorität und ausdrucksstarker Dirigiertechnik ist seine Kommunikation mit Orchester, Solisten und Sängern souverän und kollegial.“, befand 2019 das Heidelberger Orchester. Es gehe nicht zu sagen: „Ich mach mein Ding!“, so Karsten Januschke im persönlichen Gespräch, er hoffe vielmehr, dass er Empathie habe. Bereits 2008 kam der 28jährige Januschke als Solorepetitor an die Frankfurter Oper, vorher hatte er diese Position schon an der Staatsoper Wien inne. Ein paar Jahre später wurde er in Frankfurt Kapellmeister und eignete sich ein großes Repertoire an.
Dirigent Karsten Januschke, aufgenommen bei der Klavierprobe im Orchestergraben, Foto:Renate Feyerbacher
Zum ersten Mal habe ich ihn 2014 bewusst wahrgenommen. Damals dirigierte er Aribert Reimanns Oper „Die Geistersonate“ mit dabei waren Anja Silja, Dietrich Volle und Björn Bürger. Bei Oper extra hatten seinerzeit alle Künstler und Künstlerinnen von harter Probenarbeit gesprochen. Im Beitrag von FeuilletonFrankfurt hatte ich den sehr konzentrierten, präzise Einsätze gebenden Dirigenten Karsten Januschke und das Frankfurter Opern- und Museumsorchester gelobt. „Da gibt es wunderbare musikalische Momente, finster, skurril, humorvoll, zart. Das Zwischenspiel begeistert. Es strengt an, Reimanns Musik zuzuhören, aber die etwa 85 Minuten der Kammeroper vergehen wie im Flug.“ Das damalige Foto zeigte den jungen Dirigenten noch mit langen Haaren.
Warum schreibe ich nun über Karsten Januschke kurz vor der Premiere der Opera buffa „Die Banditen“ von Jacques Offenbach (1819 bis 1880), deren Frankfurter Erstaufführung er am kommenden Sonntag dirigiert? Es war eine zufällige persönliche Begegnung in der überfüllten Straßenbahn auf dem Weg zur Premiere ins Opernhaus Anfang Dezember. Ich, ein älteres Exemplar, musste mich buchstäblich noch in den Wagen quetschen und bat den jungen Herrn, mir zu ermöglichen, mich am Griff festzuhalten. Sofort handelte er und sprach von seiner Mutter mit ähnlichen Alters-Problemen. Wir kamen weiter ins Gespräch. Er wünschte mir einen schönen Abend und ich sagte, ich müsse jetzt „arbeiten“. Wieso? „Auf dem Weg zur Oper.“ Wir tauschten die Namen aus – natürlich kannte ich den seinigen. An sein letztes Premierendirigat der Oper „Tamerlano“ von Georg Friedrich Händel im November 2019 erinnere ich mich mit Begeisterung.
Bei Oper extra am 14.1. 24, bei der auch Regisseurin Katharina Thoma, die spritzig, humorvoll über das Offenbach-Werk erzählte, so dass man einen großen Spaß erwarten kann, war auch Karsten Januschke: „Das fetzt durch die Partitur, das quietscht, flimmert, kracht und sprudelt über.“ Er lud mich zu einem späteren Gespräch ein.
Zur Klassik, so erfuhr ich, hatte seine Familie keinen Draht. Sein Vater, ein Lehrer in Schleswig Holstein, finanzierte sein Studium mit seiner Band. Der fünfjährige Karsten hörte im Radio Mozarts „Requiem“ und war fasziniert. Es trieb ihn nach dem Abitur zunächst zum Klavier-, dann zum Dirigierstudium zu Professor Georg Mark ans Konservatorium nach Wien, das er mit Auszeichnung abschloss. Musikwissenschaft war auch ein Fach. Parallel war er Solorepetitor an der Wiener Staatsoper.
Das Mozart-Requiem hat er noch nicht dirigiert, würde es aber gerne. Ansonsten hätte er die „B-Komponisten“ Bach, Beethoven, Brahms für die größten ihres Fachs.
Er wurde in Bayreuth Assistent von Christian Thielemann, der als Nachfolger von Daniel Barenboim an der Staatsoper Unter den Linden Berlin bestimmt ist, und bei Kirill Petrenko, heute Chef der Berliner Philharmoniker. Er habe den anstrengenden Werdegang durchlaufen. Heute komme man vor allem durch Wettbewerbe weiter. Das war für diesen aktiven Menschen wohl auch genau das Richtige. Auch hat er sich musikalisch an Filmen beteiligt. Auf der ganzen Welt zum Beispiel in Tokio, Los Angeles, Prag dirigiert er ebenso wie in den großen deutschen Opern-Häusern Frankfurt, Berlin, München, Dresden, Stuttgart. Genauso gerne dirigiert er Sinfonische Werke in den Konzerthäusern.
Karsten Januschke beim Dirigieren, Foto:Renate Feyerbacher
War es sein Wunsch „Die Banditen“ zu dirigieren? Nein! Intendant Bernd Loebe schlug ihm die Neuproduktion vor und Januschke stimmte nach intensivem Studium zu und ist begeistert: „Eine Musik fern von allen Schubladen, immer geistreich, hier und da durchgeknallt. Gute Unterhaltung im besten Sinne des Wortes.“ Und die Regie von Katharina Thoma mit großartigen Sängerinnen und Sängern, mit einem opulentem, der fetzigen Musik entsprechendem Bühnenbild, großem Chor, das wird auch bestens unterhalten.
Am Sonntag, den 28.1.2024 ist Premiere der Opéra-bouffe „Die Banditen“ in deutscher Sprache, übertitelt in Deutsch und Englisch. Es folgen noch einige Aufführungen im Februar und im März.
Informationen und Karten:
Telefonisch: 069 – 212 – 49 49 4