Verleihung des 14. DFG-Schülerpreises 2024 am 22. Januar
Großes Kino für Französischlernende im Kaisersaal
Von Petra Kammann
Anlässlich des Jahrestages des Elysée-Vertrags verlieh die Deutsch-Französische Gesellschaft (DFG) am 22. Januar 2024 feierlich im Kaisersaal des Römers den mit 1.500,– EUR dotierten DFG-Schülerpreis an die besten Französisch-Schüler- und Schülerinnen der Region Rhein-Main. Vier Finalisten waren gekommen, verliehen wurde ein Erster und ein Zweiter Preis an Schüler im Leistungskurs und im Grundkurs Französisch aus Frankfurt und Umgebung. Mit musikalischer Umrahmung und in bester Stimmung gab es auf dem anschließendem Empfang noch die Möglichkeit zum persönlichen Austausch.
Endlich wieder! Der Kaisersaal des Frankfurter Römers, wo insgesamt 52 gekrönte Häupter, Kaiser und Könige des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation – von Karl dem Großen über Friedrich Barbarossa bis zu Franz II., streng auf das dicht sitzende Publikum blicken, war bis auf den letzten Platz besetzt, die Stimmung bestens. Was für ein denkwürdiger deutsch-französischer Jahrestag, dieser 22. Januar 2024, an dem Staatspräsident Emmanuel Macron im Deutschen Bundestag seine würdigende Trauerrede auf den deutschen Politiker, den „Freund“ und „großen Europäer“ Wolfgang Schäuble gehalten hatte. Und zwar auf Deutsch wie einst de Gaulle in Ludwigsburg, als die Deutsch-französische Freundschaft zwischen den beiden Erbfeinden Deutschland und Frankreich besiegelt wurde! Dankbar wurde dies vom DFG-Präsidenten Christophe Braouet aufgegriffen.
Das Interesse an der Verleihung des DFG-Schülerpreises war groß, wie man sieht, Foto: Petra Kammann
Ohne Pauken, aber mit Trompeten setzte zunächst das frische und witzige Frankfurter Bläserensemble „Vive la Brasserie“ beziehungsreich zu den 4 Finalisten mit den Four Dances from Terpsichore“ von Michael Pretorias (1571 -1621) ein, spielte ein arrangiertes Intermezzo aus der Jupiter Hymne von Gustav Holst (1874 – 1934) vor der fabelhaften Ansprache des zweisprachigen Präsidenten der Deutsch-Französischen Gesellschaft Christophe Braouet und ließ die offizielle Feier nach der Preisverleihung schließlich mit dem arrangierten „The final Countdown“ des 1963 geborenen Komponisten Joey Timest musikalisch ausklingen, bevor das Publikum zum deutsch-französischen Umtrunk ins Foyer drängte.
Dr. Ilde Gorguet, Generalkonsulin der Republik Frankreich, hielt ihre Rede auf Deutsch, Foto: Petra Kammann
Wenn viele der traditionellen deutsch-französischen Veranstaltungen so ablaufen würde, bräuchte man um die solide Basis dieser über 60 Jahre lang gewachsenen Freundschaftsbeziehung nicht zu fürchten, die doch einmal das Fundament der europäischen Idee bildete und hier eine große Festigkeit bewies, u.a. mit der Rede der französischen Generalkonsulin Dr. Ilde Gorguet, die des Deutschen mächtig ist und in ihrer Ansprache daran erinnerte, dass es weltweit immerhin 320 Millionen Frankophone gäbe, weswegen das Erlernen der französischen Sprache keine vergebene Liebesmüh sei, wenn man einen binationalen Abschluss im Sinne eines AbiBac ablege.
Die Frankfurter Stadträtin für Kultur und Bildung Dr. Ina Hartwig, die in Frankreich studiert hat, sprach über ihre Erfahrungen, wie ihr seinerzeit in dem Nachbarland die Augen für das Andere geöffnet wurden und darüber, was es für ihr Leben und für ihre Entwicklung und Grundeinstellung zur Demokratie bedeutet habe. Als Romanistin räumte Hartwig der französischen Literatur immer schon einen besonderen Platz ein. So promovierte sie u. a. über Marcel Proust und sagte aus voller innerer Überzeugung „… die französische Sprache hat einen besonderen Platz in unserem Herzen – nicht nur am heutigen Jahrestag des Elysée-Vertrages. Sie verbindet uns mit unseren europäischen Nachbarn, mit französischsprachigen Menschen aus der ganzen Welt. Französisch öffnet Türen zu einem reichen kulturellen Kosmos.“
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Kultur-und Bildungsdezernentin Dr. Ina Hartwig, erinnert sich an ihre Studienzeit in Frankreich, Foto: Petra Kammann
Außerdem sprach und spornte sie die beeindruckende Leistung der Jugendlichen in einer globalisierten Welt an, in der es umso wichtiger sei, dass wir uns untereinander verständlich machen könnten: „Dieser Preis ist nicht nur eine Anerkennung für Ihre Sprachkompetenz, sondern auch eine Würdigung Ihrer Neugier, Ihres Engagements und Ihres Durchhaltevermögens. In einer globalisierten Welt, in der die Kommunikation über Grenzen hinweg immer wichtiger wird, sind Fremdsprachenkenntnisse von unschätzbarem Wert. Die Fähigkeit, in der Sprache des anderen zu sprechen, eröffnet nicht nur neue Horizonte, sondern fördert auch das Verständnis und die Toleranz zwischen verschiedenen Kulturen.“
Die Leiterin des Städtisches Schulamtes Evelin Spyra, Leiterin des staatlichen Schulamtes, Foto: Petra Kammann
Und damit werde das Sprachbewusstsein wie auch eine demokratische Grundhaltung gefördert. Darüber hinaus dankte sie den engagierten Lehrern und Lehrerinnen, den AbiBac-Schulen, für die das mit Mehraufwand verbunden sei und vor allem aber auch der Deutsch-Französischen Gesellschaft, die diesen Preis seit nunmehr 14 Jahren vergibt. Auch die Leiterin des Städtisches Schulamtes Evelin Spyra erwies sich in ihrer Rede als bilinguale und kenntnisreiche Schulpolitikerin, die sich mit der Bildungssituation im Nachbarland beschäftigt hat. Was will man mehr?
Der Deutsch-Franzose Christophe Braouet, Foto: Petra Kammann
DFG-Präsident Christophe Braouet lief vor der eigentlichen Preisverleihung nochmal rhetorisch zur Hochform auf, weil er eben die letzten politischen Aktualitäten wie die Macron-Rede im Bundestag mit einbezog. Voller Empathie schilderte er noch einmal die Dramatik der Kriegslage in der winterlichen Ukraine einerseits, sprach über sein Verhältnis zu dem, was Friede in Europa bedeute und wie diese Idee zu verteidigen sei. Wirklich großes Kino im Kaisersaal des Frankfurter Römers anlässlich der Prämierung der Schülerpreise 2024 der Deutsch-Französischen Gesellschaft. Man spürte förmlich so etwas wie Aufbruchstimmung!
„Et surtout: donnez-nous la paix“, sagte Braouet und appellierte an die Findung eines möglichen dritten Wegs, bevor wir uns alle selbst zerfleischen! Den Lernenden sprach er eine kleine Hoffnung zu: „Lernen Sie Sprachen, um andere besser zu verstehen! Auch dafür ist ein zweisprachiges Abitur keine schlechte Voraussetzung!“ Kann Europa sich nicht eine Scheibe von dieser besonderen, durchaus emotionalen Feier etwas abschneiden?