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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Verleihung des 14. DFG-Schülerpreises 2024 am 22. Januar

Großes Kino für Französischlernende im Kaisersaal

Von Petra Kammann

Anlässlich des Jahrestages des Elysée-Vertrags verlieh die Deutsch-Französische Gesellschaft (DFG) am 22. Januar 2024 feierlich im Kaisersaal des Römers den mit 1.500,– EUR dotierten DFG-Schülerpreis an die besten Französisch-Schüler- und Schülerinnen der Region Rhein-Main. Vier Finalisten waren gekommen, verliehen wurde ein Erster und ein Zweiter Preis an Schüler im Leistungskurs und im Grundkurs Französisch aus Frankfurt und Umgebung. Mit musikalischer Umrahmung und in bester Stimmung gab es auf dem anschließendem Empfang noch die Möglichkeit zum persönlichen Austausch.

Für Stimmung sorgte das junge Ensemble der Frankfurter Bläserschule „Vive la brasserie“ unter der Leitung von Simon Schuhmann, Foto: Petra Kammann

Endlich wieder! Der Kaisersaal des Frankfurter Römers, wo insgesamt 52 gekrönte Häupter, Kaiser und Könige des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation – von Karl dem Großen über Friedrich Barbarossa bis zu Franz II., streng auf das dicht sitzende Publikum blicken, war bis auf den letzten Platz besetzt, die Stimmung bestens. Was für ein denkwürdiger deutsch-französischer Jahrestag, dieser 22. Januar 2024, an dem Staatspräsident Emmanuel Macron im Deutschen Bundestag seine würdigende Trauerrede auf den deutschen Politiker, den „Freund“ und „großen Europäer“ Wolfgang Schäuble gehalten hatte. Und zwar auf Deutsch wie einst de Gaulle in Ludwigsburg, als die Deutsch-französische Freundschaft zwischen den beiden Erbfeinden Deutschland und Frankreich besiegelt wurde! Dankbar wurde dies vom DFG-Präsidenten Christophe Braouet aufgegriffen.

Das Interesse an der Verleihung des DFG-Schülerpreises war groß, wie man sieht, Foto: Petra Kammann

Ohne Pauken, aber mit Trompeten setzte zunächst das frische und witzige Frankfurter Bläserensemble „Vive la Brasserie“  beziehungsreich zu den 4 Finalisten mit den Four Dances from Terpsichore“ von Michael Pretorias (1571 -1621) ein, spielte ein arrangiertes Intermezzo aus der Jupiter Hymne von Gustav Holst (1874 – 1934) vor der fabelhaften Ansprache des zweisprachigen Präsidenten der Deutsch-Französischen Gesellschaft Christophe Braouet und ließ die offizielle Feier nach der Preisverleihung schließlich  mit dem arrangierten „The final Countdown“ des 1963 geborenen Komponisten Joey Timest musikalisch ausklingen, bevor das Publikum zum deutsch-französischen Umtrunk ins Foyer drängte.

Dr. Ilde Gorguet, Generalkonsulin der Republik Frankreich, hielt ihre Rede auf Deutsch, Foto: Petra Kammann

Wenn viele der traditionellen deutsch-französischen Veranstaltungen so ablaufen würde, bräuchte man um die solide Basis dieser über 60 Jahre lang gewachsenen Freundschaftsbeziehung nicht zu fürchten, die doch einmal das Fundament der europäischen Idee bildete und hier eine große Festigkeit bewies, u.a. mit der Rede der französischen Generalkonsulin Dr. Ilde Gorguet, die des Deutschen mächtig ist und in ihrer Ansprache daran erinnerte, dass es weltweit immerhin 320 Millionen Frankophone gäbe, weswegen das Erlernen der französischen Sprache keine vergebene Liebesmüh sei, wenn man einen binationalen Abschluss im Sinne eines AbiBac ablege.

Die Frankfurter Stadträtin für Kultur und Bildung Dr. Ina Hartwig, die in Frankreich studiert hat, sprach über ihre Erfahrungen, wie ihr seinerzeit in dem Nachbarland die Augen für das Andere geöffnet wurden und darüber, was es für ihr Leben und für ihre Entwicklung und Grundeinstellung zur Demokratie bedeutet habe. Als Romanistin räumte Hartwig der französischen Literatur immer schon einen besonderen Platz ein. So promovierte sie u. a. über Marcel Proust und sagte aus voller innerer Überzeugung „… die französische Sprache hat einen besonderen Platz in unserem Herzen – nicht nur am heutigen Jahrestag des Elysée-Vertrages. Sie verbindet uns mit unseren europäischen Nachbarn, mit französischsprachigen Menschen aus der ganzen Welt. Französisch öffnet Türen zu einem reichen kulturellen Kosmos.“

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Kultur-und Bildungsdezernentin Dr. Ina Hartwig, erinnert sich an ihre Studienzeit in Frankreich, Foto: Petra Kammann

Außerdem sprach und spornte sie die beeindruckende Leistung der Jugendlichen in einer globalisierten Welt an, in der es umso wichtiger sei, dass wir uns untereinander verständlich machen könnten: „Dieser Preis ist nicht nur eine Anerkennung für Ihre Sprachkompetenz, sondern auch eine Würdigung Ihrer Neugier, Ihres Engagements und Ihres Durchhaltevermögens. In einer globalisierten Welt, in der die Kommunikation über Grenzen hinweg immer wichtiger wird, sind Fremdsprachenkenntnisse von unschätzbarem Wert. Die Fähigkeit, in der Sprache des anderen zu sprechen, eröffnet nicht nur neue Horizonte, sondern fördert auch das Verständnis und die Toleranz zwischen verschiedenen Kulturen.“

Die Leiterin des Städtisches Schulamtes Evelin Spyra, Leiterin des staatlichen Schulamtes, Foto: Petra Kammann

Und damit werde das Sprachbewusstsein wie auch eine demokratische Grundhaltung gefördert. Darüber hinaus dankte sie den engagierten Lehrern und Lehrerinnen, den AbiBac-Schulen, für die das mit Mehraufwand verbunden sei und vor allem aber auch der Deutsch-Französischen Gesellschaft, die diesen Preis seit nunmehr 14 Jahren vergibt. Auch die Leiterin des Städtisches Schulamtes Evelin Spyra erwies sich in ihrer Rede als bilinguale und kenntnisreiche Schulpolitikerin, die sich mit der Bildungssituation im Nachbarland beschäftigt hat. Was will man mehr?

Der Deutsch-Franzose Christophe Braouet, Foto: Petra Kammann

DFG-Präsident Christophe Braouet lief vor der eigentlichen Preisverleihung nochmal rhetorisch zur Hochform auf, weil er eben die letzten politischen Aktualitäten wie die Macron-Rede im Bundestag mit einbezog. Voller Empathie schilderte er noch einmal die Dramatik der Kriegslage in der winterlichen Ukraine einerseits, sprach über sein Verhältnis zu dem, was Friede in Europa bedeute und wie diese Idee zu verteidigen sei. Wirklich großes Kino im Kaisersaal des Frankfurter Römers anlässlich der Prämierung der Schülerpreise 2024 der Deutsch-Französischen Gesellschaft. Man spürte förmlich so etwas wie Aufbruchstimmung!

„Et surtout: donnez-nous la paix“, sagte Braouet und appellierte an die Findung eines möglichen dritten Wegs, bevor wir uns alle selbst zerfleischen! Den Lernenden sprach er eine kleine Hoffnung zu: „Lernen Sie Sprachen, um andere besser zu verstehen! Auch dafür ist ein zweisprachiges Abitur keine schlechte Voraussetzung!“ Kann Europa sich nicht eine Scheibe von dieser besonderen, durchaus  emotionalen Feier etwas abschneiden?

von li nach re: Christophe Braouet (Präsident der DFG ), Dr. Ilde Gorguet, 1. Preis Luisa Ye (Carl-Schurz Schule), 2. Preis Nick Adolff (Lessing-Gymnasium), Dr. Ina Hartwig, Finalistin Elisabeth Meister (Goethe-Gymnasium Bensheim), Evelin Spyra, Leiterin des staatlichen Schulamts Ffm, Finalistin Melissa Özcan (Ziehenschule)

Exzellent seien schon die vier Finalisten, so Braouet, die in kurzer Zeit eine Geschichte mit 1000 Wörtern finden und diese anschließend im Kaisersaal vortragen müssten. Die Jury habe es sich wirklich nicht leicht gemacht, zwei besondere unter ihnen auszuwählen.

Gewinnerin wurde schließlich Luisa Ye von der Carl Schurz-Schule mit ihrer Geschichte „Capucine“, die als eine fiktiven Korrespondenz über Jean-Paul Sartres Sentenz „l’homme est condamné à être libre.“ („Der Mensch ist dazu verdammt, frei zu sein“) geschrieben hatte.  Die Schülerin der E-Phase Luisa Ye ist offensichtlich eine vielseitig Begabte, hat sie doch bereits im vergangenen Jahr ihr Praktikum auf einem Weingut in der Weinregion von Bordeaux bei einem Winzer im „Château Ahon“ absolviert. Ob sie deswegen jetzt Französisch studieren möchte, weiß sie noch nicht, da ihr Herz auch an der Musik hängt. Mit ihrer Viola spielt sie schon im Bundesjugend-Orchester und nimmt Unterricht bei der renommierten Bratschistin und Dozentin Tabea Zimmermann. Auch als Musikerin können ihre Französischkenntnisse natürlich durchaus hilfreich sein.

Der stolze Carl Schurz-Schulleiter Christof Gans mit der Preisträgerin Luisa Ye und Christophe Braouet, Foto: Petra Kammann

Der zweite Preis wiederum ging an Nick Adolff  für seinen Essay „Sylvie à Paris“,  in der sich die Protagonistin Sylvie in Paris gewaltig in einen Deutschen verliebt. Damit ging übrigens auch erstmalig ein Preis an einen Schüler des eher altsprachlich ausgerichteten Frankfurter Lessing-Gymnasiums. Was die Preisgelder anbelangt, so gehen diese anteilmäßig an die Schüler und deren Schulen. Nick Adolff erhielt 400 Euro für seine Leistung und das Lessing-Gymnasium 200 Euro für den damit verbundenen Aufwand, während die Gewinnerin Luisa Ye für den 1. Preis persönlich ganze 600 EURO bekam und 300 Euro an die Carl-Schurz Schule, wo Französisch als erste Fremdsprache gelehrt wird, ging.

Die Besonderheit der Stunde und soviel geballte Kompetenz wird vermutlich allen Teilnehmenden, Eltern, Lehrern, Schülern und Schulleitern in bester Erinnerung bleiben. Aber wen wundert’s?

Die 1938 gegründete DFG wurde 1959 durch den damaligen Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt Werner Bockelmann als eingetragener Verein wiederbelebt. Mit mehr als 600 aktiven Mitgliedern ist sie die größte in Deutschland und widmet sich insbesondere politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Themen.

www.dfg-frankfurt.de

 

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