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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

„Frida Kahlo. Ihre Fotografien“ in den Opelvillen in Rüsselsheim

Inspirationsquelle und Arbeitsmaterial der weltbekannten Malerin

von Hans-Bernd Heier

Die Opelvillen präsentieren über 200 ausgewählte Fotografien aus der umfangreichen Bildersammlung von Frida Kahlo (1907–1954), die ihr als Erinnerung, Inspirationsquelle und Arbeitsmaterial diente. Die mexikanische Künstlerin wurde durch ihre besondere Malerei zwischen Naiver Kunst, Surrealismus und Neuer Sachlichkeit zur bekanntesten Malerin des 20. Jahrhunderts, nicht zuletzt durch ihre autobiografischen Themen und der Verarbeitung ihres äußerst bewegten Lebens wie ihre Krankheit, ihre Leiden, ihre Ehen mit Diego Rivera. Erst fünfzig Jahre nach Kahlos Tod kam ihr immenses privates Fotoarchiv aufgrund einer testamentarischen Verfügung ans Licht, das jetzt in den Opelvillen neue Einblicke vermittelt.

Frida Kahlo, fotografiert von Guillermo Kahlo, 1932; © Diego Rivera & Frida Kahlo Archives, Bank of Mexico, Treuhänder im Diego Rivera and Frida Kahlo Museum Trust

In der beeindruckenden Ausstellung »Frida Kahlo. Ihre Fotografien« sind eine Reihe von Bildern ihres fotografischen Nachlasses zu sehen, die bis vor kurzem völlig unbekannt waren. Bei der Sichtung dieses umfangreichen Archivs wurden von dem Fotohistoriker Pablo Ortiz Monasterio 241 Fotos ausgewählt, um neue Erkenntnisse zum Verständnis einer der ikonischsten Figuren des 20. Jahrhunderts aufzudecken. Dank der Sammlung von Frida Kahlo wird es möglich, die ureigene Geschichte dieser starken, faszinierenden Persönlichkeit offenzulegen und ihr Land in der Zeit zu zeigen, in der sie lebte.

Der Schatz an fotografischen Bildern, die noch bis zum 4. Februar 2024 in Rüsselsheim zu bestaunen sind, ist in sechs Hauptthemen gegliedert, in denen ihre Herkunft, ihr Blaues Haus (Casa Azul), Diego Rivera und die Revolution sowie ihr geschundener Körper, ihre Lieben und ihr Faible für die Fotografie beleuchtet werden. Zugleich zeigen die historischen Bilddokumente auch die Kunst und die spezifischen Perspektiven anderer Fotografinnen und Fotografen aus der Zeit von Frida Kahlo. So sind bislang kaum bekannte Aufnahmen der renommierten Fotokünstler wie Brassaï, Gisèle Freund, Martin Munkácsi, Tina Modotti oder Man Ray zu sehen.

Perla Labarthe, Direktorin des Frida Kahlo Museums, und Dr. Beate Kemfert, Direktorin der Opelvillen, beim Presserundgang; Foto: Hans-Bernd Heier

Wenig bekannt ist auch, dass Frida Kahlo eine ganz besondere Beziehung zur Fotografie hatte: Ihr Vater Guillermo, der aus Pforzheim stammte, als auch ihr Großvater waren professionelle Fotografen und auch Frida selbst machte sich die Fotografie auf unterschiedliche Weise zunutze. Sie sammelte unter anderem Daguerreotypien und Postkarten aus dem 19. Jahrhundert. Ebenso bewahrte sie Fotografien auf, denen sie ihren persönlichen Stempel aufdrückte, indem sie Dinge aus ihnen ausschnitt, Widmungen auf sie schrieb und sie personalisierte. Diese schenkte sie ihren Freundinnen und Freunden.

Die von ihr bearbeiteten Fotos und Karten wurden auch zu einer wichtigen Inspirationsquelle für Kahlos Gemälde. Darüber hinaus dienten sie auch zu ihrer Selbstdarstellung. Frida Kahlo war sich durchaus bewusst, dass die Fotografie ein wirkungsvolles Medium war, um das Bild von sich zu vermitteln, das sie anderen zeigen wollte.

Diego Rivera (in seinem Atelier in San Ángel), anonym, 1940; © Diego Rivera & Frida Kahlo Archives, Bank of Mexico, Treuhänder im Diego Rivera and Frida Kahlo Museum Trust

„Durch ihre Fotos, die Porträts ihres Vaters sowie durch die von ihr gesammelten Aufnahmen renommierter Fotografinnen und Fotografen entsteht ein eindringliches Dokument der Zeit und ein intimer Einblick in das Leben einer der bemerkenswertesten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts“, so Dr. Beate Kemfert, Kuratorin der sehenswerten Schau. Das private Schwarz-Weiß-Foto-Archiv ermöglicht tiefe Einblicke in ihre, von Krankheit und Lebensfreude, von Revolutionsgeist und Kampf für Gleichberechtigung geprägte Welt dieser Ausnahmekünstlerin. Für Eva Claudia Scholtz, Geschäftsführerin der Hessischen Kulturstiftung, ist Fridas Fotosammlung „ein wertvolles Stimmungsbild der damaligen Gesellschaft und des Zeitgeists und gleichzeitig auch heute noch von berührender Brisanz“.

Nickolas Muray und Frida Kahlo, fotografiert von Nickolas Muray, 1939; © Diego Rivera & Frida Kahlo Archives, Bank of Mexico, Treuhänder im Diego Rivera and Frida Kahlo Museum Trust

Das Veranstaltungsprogramm

Die hervorragende Schau wird umrahmt von einem vielfältigen Veranstaltungsprogramm, von dem einige erwähnt seien: „Feministische Positionen der lateinamerikanischen Kunst“, ein Rundgang durch die Ausstellung mit der Künstlerin und Fotografin Elisa Rivera am 4. Dezember um 17 Uhr.

Ausgehend von Fridas Arbeiten beleuchtet Rivera die Entwicklung des weiblichen Kunstschaffens in Lateinamerika. Die aus Chile stammende Künstlerin hinterfragt, welche gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Veränderungen für die Entfaltungsmöglichkeiten von lateinamerikanischen Künstlerinnen nötig waren.

Karten gibt es im Vorverkauf unter:

termine@opelvillen.de oder 06142 835 907 (Geschäftszeiten Mo.– Fr. von 10 bis 12 Uhr).
Das Ticket beinhaltet auch einen Ausstellungsbesuch.

„Die Nacht der Mayas“

Konzert am 10. Dezember 18 Uhr mit dem Duo Primavera. Die Opelvillen laden zu einem musikalischen Streifzug durch Lateinamerika und insbesondere durch Mexiko ein. Präsentiert werden südamerikanische Rhythmen von zwei jungen Talenten aus Kolumbien: dem Gitarrist Andres Rosales und dem Flötist Rafael Florido.

Blickfang im Treppenaufgang der Opelvillen: die Großaufnahme von Frida Kahlo nach einer der vielen Operationen, fotografiert von Antonio Kahlo, 1946; © Diego Rivera & Frida Kahlo Archives, Bank of Mexico, Treuhänder im Diego Rivera and Frida Kahlo Museum Trust; Foto: Hans-Bernd Heier

Filmabende „Frida“

am 13. Januar 2024 um 20.30 Uhr und am 17. Januar um 18 Uhr im DFF Frankfurt (Julie Taymor, USA 2002) wegen der Kooperation mit dem DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum in Frankfurt.

Nach einem Verkehrsunfall ist Frida für längere Zeit ans Bett gefesselt und beginnt ihre Erfahrungen, Schmerzen und Fantasien künstlerisch zu verarbeiten.

„Ich bin nicht krank, ich bin zerbrochen, aber ich bin glücklich am Leben zu sein, solange ich malen kann“. Ihr aufregendes Leben fasste sie lapidar zusammen: „Ich habe in meinem Leben zwei Unfälle erlitten, bei einem wurde ich von einem Bus überfahren – der andere Unfall war Diego“.

In ihrer Filmbiografie über Frida Kahlo thematisiert die US-amerikanische Regisseurin Julie Taymor einerseits das Liebes- und Privatleben der Künstlerin und andererseits die großartigen Kunstwerke mit ihrer Farbigkeit, Traumartigkeit und Sinnlichkeit.

Salma Hayek, die für ihre Performance für einen Oscar nominiert wurde, überzeugt dabei besonders in der Rolle der Künstlerin in diesem mit Alfred Molina, Antonio Banderas und Edward Norton hochkarätig besetzten Film.

Tickets

sind ab dem 20. Dezember über die Homepage des DFF erhältlich.

Der Film »Frida – Naturaleza Viva« (Paul Leduc, Mexiko 1983) ist am 24. Januar 2024 um 18 Uhr im DFF Frankfurt zu sehen.

Frida Kahlo im Blauen Haus, mit Zigarette, anonym, 1930. © Diego Rivera & Frida Kahlo Archives, Bank of Mexico, Treuhänder im Diego Rivera and Frida Kahlo Museum Trust

„Der Stil von Frida Kahlo als Quelle der Inspiration für die Modewelt“
Führung mit der Kuratorin Dr. Beate Kemfert am 15. Januar um 17 Uhr

Von Blumenkränzen und traditionellen Tüchern bis hin zu ihren bunten Blusen. Alle berühmten Elemente des Stils von Frida sind in der Modewelt zu entdecken. Ihr unverwechselbarer Kleidungsstil hat Konjunktur und bereits seit einigen Jahrzehnten großen Einfluss auf das internationale Modedesign. So widmete Jean Paul Gaultier 1998 seine Frühjahrskollektion Frida Kahlo. Ebenso ließen sich die Modeschöpfer Christian Lacroix, Karl Lagerfeld, Prada, Gucci oder Dolce & Gabbana von der mexikanischen Stil-Ikone inspirieren.

„Der geheimnisvolle Vater“

Vortrag zur Finissage am 4. Februar 2024 um 18 Uhr mit Gaby Franger und Rainer Huhle in Kooperation mit dem Instituto Cervantes Frankfurt.

Guillermo Kahlo war ein genialer Fotograf und Dokumentar der modernen Architekturentwicklung in Mexikos Hauptstadt sowie von entfernten Landschaften und verwunschenen Orten. Was weniger bekannt ist, sind seine unzähligen Selbstporträts in verschiedensten Situationen und Positionen – vom nackten Adonis über den flotten Fotografen bis hin zu Porträts als alter Mann. Seine Herkunft blieb lange Zeit im Dunkeln, auch, weil Frida diese sehr fantasievoll erfand, wie so viele Legenden, die sich um ihr eigenes Leben ranken.

Fotowettbewerb „Mein Traum für Jugendliche

Der Wettbewerb möchte Jugendliche für das Fotografieren in Verbindung mit zeitgenössischer Kunst begeistern, um nachhaltig eine Brücke zwischen Bildender Kunst und Fotografie zu schlagen. Durch das Erstellen von Selbstporträts können sich Heranwachsende aktiv den Fragen der Ausstellung nähern und sich beispielsweise davon inspirieren lassen, wie Frida mit bohrendem Blick in das Kameraobjektiv ihres Vaters schaut.

Selbstinszenierungen waren ihr in die Wiege gelegt. Bereits als junges Fotomodell präsentiert sie sich so, wie sie es später in ihren Selbstporträts tun wird – stolzer Ausdruck in den dunklen Augen, direkt dem Betrachter zugewandt.

Bewerben können sich alle Schülerinnen und Schüler der 7. bis 10. Klasse. Die Preisverleihung findet am 4. Februar 2024 um 17 Uhr in den Opelvillen statt.

Die äußerst facettenreiche Frida Kahlo-Schau wird gefördert von der Hessischen Kulturstiftung, der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen und der Sparkassen-Stiftung Groß-Gerau.

Neu: Mexican Mondays

Die Ausstellung ist auch montags bei ermäßigtem Eintritt geöffnet. An ausgewählten Montagen laden die Opelvillen zudem zu bunten Veranstaltungen ein.

Weitere Informationen zum Begleitprogramm sowie Öffnungszeiten, auch während der Feiertage, unter:

www.opelvillen.de

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