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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Der Literatur Kalender 2022 als „Bester Longseller“ ausgezeichnet“

„Momente der Erinnerung“ – Bilder und Momente aus der Weltliteratur

von Petra Kammann

Der Literatur Kalender 2022 aus dem Verlag edition momente wurde auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse mit dem Kalenderpreis des Deutschen Buchhandels in der Kategorie „BESTER LONGSELLER“ ausgezeichnet. Ein Longseller ist er tatsächlich. Denn er ist seit fast 40 Jahren auf dem Markt und wird seitdem von den einstigen Arche-Verlegerinnen Elisabeth Raabe und Regine Vitali herausgegeben und vom Frankfurter Grafiker Max Bartholl gestaltet, diesmal mit dem Thema der Erinnerung.

DER LITERATUR KALENDER 2022.
MOMENTE DER ERINNERUNG
Mit Texten und Bildern aus der Weltliteratur.
Hg. von Elisabeth Raabe,
gestaltet von Max Bartholl
edition momente Hamburg/Zürich
60 Bl. / 53 Fotos / farbig
ISBN 978-3-0360-2022-8

 

 

 

 

 

 

Facebook vergisst nichts, während wir immer vergesslicher werden, weil uns die digital vernetzten Gefühlsmaschinen die Arbeit der persönlichen Erinnerung abzunehmen scheinen. Ja, wie war das noch einmal? Sollte 2021 nicht ein Jahr der Hoffnung werden? So nämlich sah es jedenfalls der Literaturkalender der edition momente im vergangenen Jahr vor. Krisenzeiten sind Hoffnungszeiten lautete da die Devise.

„Wie könnte ich ohne Hoffnung leben“, fragte sich da Franz Kafka im Hinblick auf Felice Bauer. Und gleich ob Toni Morrison, Brigitte Kronauer, Giselle Lestrange an Paul Celan, Albert Camus sowie auch viele andere Autorinnen und Autoren der Weltliteratur erzählten in diesem Kalender von ihren Momenten der Hoffnung. Immer ersehnten sie das Ende des Wartens herbei, erhofften oder erträumten einen Neuanfang, wollten für eine andere häufig stabilere Zukunft kämpfen. Manchmal aber wurden es Jahre vergeblichen Wartens, verlorener Hoffnungen, die ebenfalls in den Texten zum Ausdruck kamen.

Auch Erinnerungen können so trügerisch wie inspirierend sein. Doch geben erst sie dem Leben die notwendige Tiefe, auch wenn sie leicht daherkommen. Jedes Jahr und immer wieder überraschend widmet sich der Literaturkalender mit Bildern und autobiografischen Texten einem Thema aus dem Leben von Autorinnen und Autoren der Weltliteratur, stets mit sorgsam ausgewählten Fundstücken aus Briefen und Erinnerungen, die einen persönlichen Blick auf das Leben von Schreibenden und deren Werk werfen.

Für das Jahr 2022, das schneller anbricht, als wir denken, sollten wir uns daher schon einmal mit dem Motto „Momente der Erinnerung“ vertraut machen. Die Erinnerung kann uns retten, vor allem, wenn persönliche Begegnungen eingeschränkt sind.

Kaum einer hat uns die Wirkkraft der Erinnerung besser vorgeführt als Marcel Proust mit seiner „Suche nach der verlorenen Zeit“. Er nimmt uns im traurigen Monat November mit und für Momente aus der Zeit heraus, dehnt diese Augenblicke und lässt sie lebendig werden. Er führt uns an andere Orte, hin zu vergangenen Lieben, zu verschiedenen sich verändernden Lebensstilen oder zu entscheidenden Gesprächen mit Verwandten. Und mit dem Geschmack und dem Duft der Madeleine, welche Tante Léonie in den Lindenblütentee getaucht hatte, holt er uns in seine behütete Kindheit zurück.

Von Thomas Mann wiederum werden wir im sommerlichen Juni an seine unvergesslichen Sommerurlaube im Mann’schen Sommerhaus an der Kurischen Nehrung begleitet, wenn er uns den elementaren Eindruck von „nur Sand, Sand und Himmel“ wie einen Ausflug in die Sahara schildert und uns die unvergleichliche Farbenpracht des Osthimmels vermittelt, während im späteren Juni der futuristische Velimir Chlebnikov aus dem südrussischen Kalmückien die Erinnerung philosophisch angeht, um uns an seine frühen berührenden Kindheitserlebnisse zurückzuführen: „Aber das Gedächtnis ist ein großer Minotaurus, und ihr Erinnerungen seid die tiefen Gänge. Wie Aufständische, die einen Platz stürmen wollen, habt Ihr Euch einst in mein Bewusstsein gedrängt“.

Eine Januar-Seite mit Simone de Beauvoir aus dem Literaturkalender 2022

Im kalten Monat Januar wiederum erinnert Simone de Beauvoir mit einem Auszug ihrer Autobiografie „Memoiren einer Tochter aus gutem Hause“ an ihre dunkle warme Höhle unter dem Schreibtisch, wo ihr das Rot eines Moquette-Teppichs schon früh „Geborgenheit und Bekanntschaft“ vermittelte. Truman Capote, Judith Kerr, Nadine Gordimer, Ingeborg Bachmann, Peter Weiss und etliche andere berichten über die ganz besonderen Momente in ihrem an Begegnungen und Erfahrungen reichen Leben, in das sie uns ganz selbstverständlich einbeziehen und die uns ein so vielfältiges Bild von der Wirklichkeit vermitteln.

Immer wieder möchte man die Kalenderseiten vor- und rückblättern und kann gar nicht aufhören zu lesen und sich sattzusehen an den aparten Fotos dieser so besonderen Persönlichkeiten.

Zwischen 1985 und 2005 erschien der immer aufs Neue inspirierende Literaturkalender im Arche Verlag, ab 2006 dann im Arche Kalender Verlag und seit 2019 in der edition momente. Seitdem bringen die Verlegerinnen ihn unter dem Titel „DER LITERATUR KALENDER“ heraus. Jahr für Jahr kann man mit Hilfe des Kalenders neue literarische Entdeckungen machen.

Es sei das Verdienst der beiden Verlegerinnen, hieß es in der Begründung der Jury, dass dieser mit ungewöhnlichen Zitaten und entlegensten Fotos aufgemachte Kalender auch auf unbekannte Autorinnen und Autoren aufmerksam mache, jeweils unter einem anderen Jahresmotto und das in gleichbleibend hoher grafischer Qualität. Und das zweifellos auch dank des Grafikers Max Bartholl, der seinen Stil im Laufe der Jahre ganz konsequent verfolgt hat.

https://www.edition-momente.com/kalender/literatur-kalender-2022.html

 

 

DER LITERATUR KALENDER 2022. MOMENTE DER ERINNERUNG
Mit Texten und Bildern aus der Weltliteratur.
Hg. von Elisabeth Raabe, gestaltet von Max Bartholl
edition momente Hamburg/Zürich
60 Bl. / 53 Fotos / farbig / € 22,- / ISBN 978-3-0360-2022-8

 

 

 

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