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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Neubauvarianten für Oper und Theater: Aus fünf mach drei

Abschlussbericht der Stabsstelle Zukunft Städtische Bühnen vorgestellt – OB Feldmann: „Jahrhundertprojekt“

Von Uwe Kammann

Als „Jahrhundertprojekt“, das zugleich eine „Jahrhundertchance“ sei, bezeichnete Oberbürgermeister Peter Feldmann den angestrebten Neubau der Städtischen Bühnen. Zu ihm bekenne er sich auch trotz der erheblichen finanziellen Investition, die nach den derzeitigen Modellen mit 800 bis 900 Millionen Euro für die verschiedenen Varianten zu veranschlagen sei. Dies habe sich auch durch die Pandemie und die damit verbundenen ökonomischen Einschnitte nicht verändert.

OB Peter Feldmann, Mathias Hölzinger, der neue Leiter der Stabstelle Zukunft Städtische Bühnen, Kulturdezernentin Ina Hartwig, Foto: Uwe Kammann

Zusammen mit der Kulturdezernentin Ina Hartwig und Mathias Hölzinger, dem neuen Leiter der Stabstelle Zukunft Städtische Bühnen, stellte OB  Feldmann am 4. November auf einer Pressekonferenz den von der Stabstelle erarbeiteten Abschlussbericht vor, in dem alle wesentlichen Problemstellungen und Sachkomplexe dieses größten städtischen Vorhabens dargestellt werden. Dazu gehören die Raum- und Funktionsprogramme eines künftigen Theater- und Opernbetriebs, die Standortfrage, die ökonomischen und verkehrstechnischen Rahmenbedingungen, die städtebaulichen Konsequenzen, die klimatischen Einbettungen und die Ausstrahlungspotenziale auf die Stadtgesellschaft.

Die 5 Varianten für den möglichen Standort

Von den fünf unter diesen und weiteren Aspekten untersuchten Varianten für Städtische Bühnen sind in neuer baulicher Gestalt nach den übereinstimmenden Aussagen auf der Pressekonferenz drei Modelle zu bevorzugen: einmal eine „Spiegellösung“ von Oper und Theater am Willy-Brandt-Platz; weiter eine „Kulturmeile“ mit einem Theater am Willy-Brandt-Platz und einer Oper an der Neuen Mainzer Straße auf dem Grundstück der jetzigen Sparkasse; und schließlich ein Neubau der Theaterdoppelanlage am jetzigen Standort.

Die untersuchte Variante am Osthafen (mit dem Neubau einer Theaterdoppelanlage) soll nicht weiter verfolgt werden. Auch die mögliche Lösung, die Oper am Willy-Brandt-Platz zu bauen und für das Schauspiel einen Neubau schräg gegenüber der Alten Oper zu errichten (dort, wo sich zuletzt das Mövenpick-Restaurant befand; jetzt ist das Bestandsgebäude komplett abgerissen), soll nicht intensiver behandelt werden. Je nach gewählter Variante sind Interimslösungen notwendig, um während des Baus den Spielbetrieb von Schauspiel und Oper aufrecht zu erhalten. Auch diese Kosten werden im Abschlussbericht beziffert und gehören somit zum jeweiligen „Gesamtpaket“. Hartwig: „Es geht um ehrliche Zahlen“.

Die Kulturdezernentin betonte mehrfach, das Neubauvorhaben müsse „ganzheitlich“ gesehen werden, es gehe in seinen Auswirkungen „weit über die Kultur hinaus“ und solle ein „Motor für ganz Frankfurt“ werden. Der nun vorliegende Abschlussbericht der Stabsstelle liefere mit seinen „fundierten, vielfältigen Untersuchungen“ („eine tolle Arbeit“) eine solide Grundlage für das Stadtparlament, um die Grundentscheidung für das Vorhaben zu treffen. Die jetzige Theaterdoppelanlage befinde sich „in jeder Hinsicht am Ende des Lebenszyklus“. Eine Sanierung sei mit einer Milliarde Euro zu veranschlagen, bei einer Dauer der Arbeiten von zwölf Jahren. Zu Verbesserungen im künstlerischen Betrieb werde eine solche Sanierung nicht führen, zudem sei sie mit Risiken behaftet.

Eine Spiegellösung: Oper und Schauspiel stehen sich in den Wallanlagen gegenüber, Simulation: gmp

Im Abschlussbericht selbst wird für die Realisierung des Neubauprojektes – unabhängig von der Wahl der endgültigen Variante – ein Zeitraum von zehn bis zwölf Jahren genannt. Er umfasst den jetzt beginnenden Entscheidungsprozess im Stadtparlament (mit der Letztbestimmung des Standortes oder der beiden Standorte, je nach Variante), den dann auszulobenden Architekturwettbewerb, die Juryberatungen und -entscheidungen, die daran anschließende Ausführungsplanung des siegreichen Architekturbüros und schließlich Abriss der bestehenden Doppelanlage und den Bau der neuen Häuser für Oper und Theater. Dafür werden mindestens sechs Jahre veranschlagt.

Zu Fragen des jetzt einsetzenden Zeitrahmens bei der parlamentarischen Entscheidung gab es lediglich unbestimmte Äußerungen. Die Dringlichkeit sei allen Beteiligten klar, so Ina Hartwig, weil der laufende Betrieb des jetzigen Doppelhauses aufgrund der anfälligen Technik gefährdet sei. Es gehe jetzt um eine „zeitnahe“ Entscheidung der Politik.

Das offene Foyer einer Oper an der Neuen Mainzer Straße, Simulation: gmp

Zur Frage, ob die „Unterschutzstellung“ des gläsernen Foyers mit seiner Wolkenskulptur eine Rolle spielen werde oder könne, sagte sie, es gebe zu diesem Punkt „konstruktive Gespräche“ mit den Denkmalbehörden der Stadt und des Landes. So sei zu prüfen, welche Originalsubstanz dieses 60er-Jahre-Bauteils nach der baulichen Überarbeitung in den 80er Jahren noch vorhanden und wie sie unter Denkmalgesichtspunkten bei einer neuen Sanierung einzuordnen sei. Dies unterstrich auch Stabsstellen-Leiter Mathias Hölzinger: „Was ist wirklich der Bestand? Wie ist die Substanz des Foyers zu bewerten?“

Grundsätzlich gelte, so Hartwig, dass die Doppelanlage in ihrer baulichen Gestalt „Stückwerk“ sei.

Aktueller Zustand: Flickwerk an allen Stellen, Foto: Robert Metsch

Für die Kulturdezernentin ist wichtig, das Vorhaben und die neue bauliche Konstellation von Oper und Theater in einen größeren Zusammenhang einzuordnen, der nicht zuletzt mit der Veränderung der Städte zusammenhänge, so bei den Stichworten Mobilität, Einzelhandel oder Klimaveränderung. Bei diesem Prozess der Veränderungen und Umgestaltungen komme in Frankfurt gerade auch den Städtischen Bühnen eine zentrale Bedeutung zu: „Gute kulturelle Angebote machen Städte attraktiv“.

FeuilletonFrankfurt wird auf den Abschlussbericht und die Perspektiven des nun einsetzenden Diskussionsprozess im neuen Stadtparlament ausführlich eingehen, einordnend und kommentierend. Zum Gesamtprojekt und dessen aktuellen Stand, zu den  weiteren Planungen und zu sich darauf beziehenden öffentlichen Veranstaltungen hat die Stadt eine Website eingerichtet.

Sie firmiert unter neue-buehnen-frankfurt.de. Hier finden sich auch alle veröffentlichten Berichte.

 

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