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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

„Warten auf den Doktor“ – Cartoons von BeCK

Lustige Medizin gegen den November-Blues und Corona-Stimmungstief

Von Hans-Bernd Heier

Der November ist der Monat der traurigen Gedenktage. Allerheiligen, Allerseelen, Volkstrauertag, der an die an die Millionen gefallener deutscher Soldaten der beiden Weltkriege mahnt, gefolgt vom Totensonntag. Passend zu diesen bedrückenden Mahn- und Erinnerungstagen ist häufig das Wetter: Im November wechseln sich Regen und Nebel ab. Dazu kommen noch Herbststürme und bisweilen auch die ersten nassen Schneeflocken – in den letzten Jahre allerdings seltener!

Beck1©Mabuse-Verlag

Emil Erich Kästner (*1899 in Dresden † 1974 in München), der vielseitige Schriftsteller, Publizist, Drehbuchautor und Kabarettdichter, hat in seinem kleinen Gedichtband „Die 13 Monate“ den November lyrisch beschrieben:

„Ach, dieser Monat trägt den Trauerflor …

Der Sturm ritt johlend durch das Land der Farben.

Die Wälder weinten. Und die Farben starben.

Nun sind die Tage grau wie nie zuvor.

Und der November trägt den Trauerflor….“

Angesichts der „Trauerflor-Tage“ und der ungemütlichen Witterung überrascht es nicht, dass viele Menschen unter dem sog. „November-Blues“ leiden und in depressive Stimmung verfallen. Das passt zu einem Monat, der kalendermäßig falsch eingeordnet ist, war er doch im römischen Kalender ursprünglich der neunte Monat (lat. novem = neun). Im Jahr 153 v. Chr. wurde der Jahresbeginn allerdings um zwei Monate vorverlegt, sodass die direkte Beziehung zwischen Name und Monatszählung verloren ging; dabei ist es geblieben.

Zum üblichen „November-Blues“ kommt in diesem Jahr noch erschwerend die zweite Welle der weltweiten Corona-Pandemie hinzu, die in Deutschland im November zu einem weiteren Lockdown geführt hat.

Beck2© BeCK

In dieser Situation ist heitere Ablenkung angesagt. Da kommt „Warten auf den Doktor“ von BeCK genau richtig. Der neue, noch druckfrische Band des bekannten Leipziger Cartoonisten versammelt seine lustigsten und skurrilsten Zeichnungen zum Thema Gesundheit und Krankheit. Ob Krankenhaus oder Wartezimmer, ob PatientInnen, ÄrztInnen, Pflegepersonal, AltenpflegerInnen, ApothekerInnen, ForscherInnen, Hebammen oder Schwangere BeCK nimmt sie alle aufs Korn. Er bürstet den Alltag im Gesundheitswesen humorvoll, zeichnerisch gelungen „gegen den Strich“.

Beck3© BeCK

Detlef Beck, wie der Karikaturist mit bürgerlichem Namen heißt, ist 1958 in Leipzig geboren. Seit Langem ist er in Frankfurt kein Unbekannter mehr, hat er doch vor vier Jahren im Caricatura Museum ausgestellt (s. Bericht „Bitte ein BeCK“ von Petra Kammann vom 7. Mai 2016). Wegen des großen Erfolgs wurde die Ausstellung im Museum für Komische Kunst sogar verlängert. Er sei „der erste Ossi, der hier ausstellen darf“, wie der Cartoonist stolz verkündete. Das sei nicht selbstverständlich – „denn noch heute unterscheiden sich der Humor aus West- und Ostdeutschland“, ist sich BeCK sicher. „Umso schöner, dass nun die geballte Ladung Ossi-Humor in Frankfurt zu sehen ist.“

Beck4© BeCK

Beck studierte zunächst Architektur an der Weimarer Hochschule für Architektur und Bauwesen (heute Bauhaus-Universität Weimar) und wechselte an die Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Beide Studien blieben ohne Abschluss. Er arbeitete ein Jahr als Werbegestalter bei der Konsum-Werbung Berlin. Seit 1987 ist er freiberuflich als Grafiker, Cartoonist und Illustrator tätig. Becks Karikaturen erscheinen regelmäßig u.a. in DIE ZEIT, taz, Natur+Kosmos, zitty Berlin, Eulenspiegel, verdi-Publik, Gesundheit und Gesellschaft, Das Grundblatt sowie SPAM (auf Spiegel-Online).

Blick in die Ausstellung

Blick in die Ausstellung „Lebe deinen Traum“ im caricatura museum frankfurt(© Beck); Foto: Petra Kammann

BeCK hat zwei Söhne und lebt, nach 20 Jahren Berlin, seit 2003 wieder in Leipzig. Ihm wird eine ausgeprägte Vorliebe für das Absurde nachgesagt, die wohl auch Grund für seine eher zufällig entstandene schräge Signatur in Großbuchstaben ist, bei der entweder nur das „E“ oder alle Buchstaben bis auf das „E“ in Spiegelschrift abgebildet sind. Wie hätte auch sonst ein Künstler mit dem Allerweltsnamen Beck reüssieren können? Eine Signatur, die sperrig und nur schwer zu lesen ist, prägt sich da schon eher ein. Er pflegt die Website www.schneeschnee.de u.a. mit täglich neuer Zeichnung.

Beck5© Caricatura Museum Frankfurt

Lang ist die Liste der Auszeichnungen, mit denen der „Witzezeichner“ geehrt wurde. In diesem Jahr wurde er mit dem Heinrich-Zille-Karikaturenpreis der Stadt Radeburg ausgezeichnet. Mit dem in Radeburg geborenen, aber in Berlin berühmt gewordenen Zeichner Heinrich Zille verbindet BeCK vor allem die Beobachtung des Milieus. Ähnlich wie Zille studiert er seine Mitmenschen im Hier und Heute, wie die echt komischen Cartoons zeigen.

Mabuse-Verlag, „Warten auf den Doktor“, 72 Seiten, 2020; Bestellnummer: 202526; ISBN: 9783863215262; Preis: 19,95 €

Weitere Informationen unter:

www.mabuse-verlag.de und  www.schneeschnee.de

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