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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

»Preis der Stiftung Buchkunst« vergeben

»Schwimmt Brot in Milch?« erhält die mit 10.000 € dotierte Auszeichnung

Joachim Unseld, Verleger und Vorsitzender der Stiftung Buchkunst, gratuliert der Preisträgerin Katrin Stangl und dem Hersteller des Aladin Verlags Steffen Meier, Foto: Petra Kammann

Der »Preis der Stiftung Buchkunst« 2018 ging in diesem Jahr an das von Katrin Stangl gestaltete und illustrierte Kinderbuch »Schwimmt Brot in Milch?«

In dem mit 30 Original-Flachdruck-Grafiken in vier Sonderfarben illustrierten Siegerbuch (ALADIN Verlag, Hamburg) inszeniert Stangl Alltagsfragen von Kindern, die einen Löcher in den Bauch fragen wie: Kann man mit Gummistiefeln schlafen? Fahren Nilpferde gerne Bahn? Wieviele Rosinen sind im Müsli? Katrin Stangl setzt diese Alltagsfragen der Kinder in Szene und lädt sie und auch die Erwachsenen zum Mitmachen ein.

Das ausgezeichnete Buch: „Die Schönsten Deutschen Bücher 2018“
Stiftung Buchkunst, Fotografie Anne-Sophie Stolz 2018

Die Begründung der Jury lautete:

 »Zusammendruck von Gelb und Minze«

„Schon die erste Berührung mit dem Buch ist ein haptisches Erlebnis. Der Einband, wie auch das Inhaltspapier, ist schön griffig, so sehr, dass die hohe Haftreibung zwischen Finger und Papier es glauben macht, man könne gar die Farben ertasten.

Aus vier echten Sonderfarben – Blaue-Flecken-Blau, Süßkram-Rot, Ei-Gelb, und Minzgrün – zaubert der Übereinanderdruck eine heitere Farbpalette. Und als fünfte Farbe fungiert gewissermaßen das papierweiß. Die Pinselführung hinterlässt auf den Farbflächen Spuren und unterstützt die ohnehin schon große Lebendigkeit des Farbspiels, das bis zum Papierrand reicht.

Wie von Kinderhand gezeichnet scheinen die Szenen, eine auf jeder Seite. Die Untertitel in farbigen Streifen, die Großbuchstaben von Hand gemalt, stellen Fragen wie zum Beispiel: »Kann man Pfützen leer springen?« Das klingt lustig, nichts spricht aber gegen ihre Ernsthaftigkeit aus der Perspektive eines Kindes. Überhaupt basiert auf solchen Fragen ja die Welterkundung. Nebenbei bemerkt: Unter wissenschaftlichen Fragestellungen klingen manche Fragen für den Laien schließlich auch absurd.

So entpuppt sich das ganze Buch als eine Reihe von Alltagsexperimenten, von denen einige manche Eltern in Alarmbereitschaft versetzen könnten: »Wie weit reicht eine Tube Zahncreme?« Im Bild also werden die Fragen durchgespielt (viel Spaß) und harren ihrer Antwort. Die Künstlerin/Autorin hat ein tiefes Verständnis für Forschungen dieser Art. Sie könnte sich selbst bei ihrer Arbeit gefragt haben: Wie quietschig werden die Strümpfe beim Zusammendruck von Gelb und Minze?“

Clemens Meyer – Der Schriftsller als geistreicher Laudator, Foto: Petra Kammann

Am Abend des 07. September 2018 verlieh Clemens Meyer den mit 10.000 Euro dotierten Preis im Foyer des Museums Angewandte Kunst in  Frankfurt. Der Schriftsteller, der auch diesjähriger Stadtschreiber von Bergen-Enkheim ist, entwickelte in seiner Laudatio ein so witziges wie anspielungsreiches Feuerwerk an Assoziationen: literarische und reale, er spielte auf Redensarten, Märchenmotive, Kinderbuchautoren der Ex-DDR und auch auf die Klassiker von Weimar und auf das über der Stadt der Klassiker liegende Buchenwald an: »Blutbuchen, aus der Familie BUCH, das BLUTBUCH, die Bucheckern, das BUCHGEMECKER, das Buch, die Buchen trotzen dem Gewitter, den Gewittern, Wurzeln schlagen diese großen Bäume, und des nachts sieht man sie laufen, wie bei Tolkien, wie in viel viel älteren Märchen, von Ort zu Ort, ein Baum ein Baum ein Traum, auch dieser zur Familie gehörend, zum Stamm: die Buche, das Blut, der Baum, das Buch, der Traum. Rayuela, Himmel und Hölle, Modellbaukasten, Raum aus Papier, PAAR BIER, ›Schwimmt Brot in Milch?‹, so verschwindet langsam unser Griff, Zugriff auf — spezifische Modelle von Wirklichkeit, die Buche ist ein extravagantes Medium (…)«.

↑ Abwechslungsreich wurden die verschiedenen ausgezeichneten Büchern in ihrer jeweiligen Besonderheit von Katharina Hesse, der Geschäftsführerin der Stiftung Buchkunst, kommentiert

Mehrstufige Expertenjurys wählten in einem aufwändigen Verfahren die 25 »Schönsten Deutschen Bücher« und drei »Förderpreise für junge Buchgestaltung« aus. Wir gratulieren allen Prämierten! Alle Ergebnisse, Jurybegründungen, Long- und Shortlists finden Sie hier:

Die Schönsten Deutschen Bücher 2018

Förderpreis für junge Buchgestaltung 2018

Im Rahmen des Festaktes wurden außerdem die Buchgestalter, Hersteller und Verleger der 25 »Schönsten deutschen Bücher« 2018 und der drei mit je 2.000 Euro dotierten »Förderpreise für junge Buchgestaltung« 2018 geehrt und gefeiert. Hier die Preisträger der 2525 »Schönsten deutschen Bücher« 2018 im Museum Angewandte Kunst, Foto: Petra Kammann

↑↓ Phantasie an die Macht: Im Anschluss an die Preisverleihung und bei Bei lockeren und angeregten Gesprächen schauten die Teilnehmer in das Innere der ausgelobten Bücher, Fotos: Petra Kammann

 

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