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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

AusstellungsHalle: Gabriele Aulehla, Thomas Hartmann, Achim Sakic, Jörg Simon, Gregor Wald

Von Erhard Metz

Die Namen der fünf Künstlerinnen und Künstler, meistenteils aus Frankfurt und Offenbach, die sich in der Frankfurter AusstellungsHalle (1A) zusammengefunden haben, bilden selbstbewusst bereits den Titel der Werkschau, die sie auch selbst kuratierten. Rund 40 Arbeiten, allesamt neuesten Datums bzw. aus dem Jahr 2015, versammeln sich in der Halle, Platz ist genug da für alle, auch wenn sich Thomas Hartmanns Skulptur „Habt ihr keine Vase“ – vielleicht aus Frust über den Mangel an einem solchen Gefäss – in der Raummitte mächtig ausbreitet.

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Gabiele Aulehla
↑ O.T., 2015/2016, Acryl auf Baumwolle, 60 x 70 cm
↓ O.T., 2016, Acryl auf Baumwolle, 80 x 80 cm

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Den – alphabetischen – Reigen eröffnet Gabriele Aulehla. Wir sind den Arbeiten der Künstlerin bereits begegnet: bei den Frankfurter Ateliertagen 2014 und der seinerzeit von Anja Czioska initiierten, unvergessenen Ausstellungsreihe artspace RheinMain in der inzwischen abgerissenen Offenbacher Kultstätte namens Ölhalle.

Aulehla hat ihre bekannte, durchaus virtuose Maltechnik (à la Gerhard Richter?) – auf „Leinwand“ dürfen wir nicht sagen, sondern statt dessen auf Baumwolle, Hanf oder Leinen – dynamisch-motivisch und in strukturiertem Hell-Dunkel weiterentwickelt. Im übrigen unterstellen wir wie immer unserer geneigten Leserschaft, von den im Text angegebenen Links Gebrauch zu machen.

Nicht Unschärfe, sondern deren Gegenteil bestimmen die phänomenal und aufs Feinste ausgeführten Bleistiftzeichnungen von Achim Sakic. Steht man vor diesen Werken, kann man eigentlich kaum die handwerkliche Meisterschaft dieses Ausnahmezeichners begreifen.

Sakic, 1965 bei Darmstadt geboren, studierte an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe und deren Aussenstelle Freiburg als Meisterschüler von Professor Peter Dreher. Sein künstlerischer Werdegang ist von zahlreichen Ausstellungen und Auszeichnungen begleitet.

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Achim Sakic, „Doppelgestell“, 2016, Bleistift auf Papier, 51 x 72 cm, Foto: Achim Sakic

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Jörg Simon, zwei Farbfotografien (Auswahl), 2016, Auflage je 5, 40 x 60 cm

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Von der Unschärfe über die Schärfe wieder zurück zur Unschärfe führen uns die Arbeiten von Jörg Simon, Preisträger des Frankfurter Vereins für Künstlerhilfe, der FeuilletonFrankfurt-Leserschaft wiederum kein Unbekannter („Hang up for Christmas“ im ATELIERFRANKFURT). Simon präsentiert ein Konvolut von zu einem horizontalen Bilderteppich komponierten Farbfotografien, deren einzelne Motive er aus Porno-Filmen entnahm, und stellt sie, ihrer Herkunft und ihres ursprünglichen Zusammanhangs entfremdet, in einen neuen Kontext. Die einzelnen Szenen in ihrer Wirkmächtigkeit und mitunter Skurilität gewinnen ein fantasievolles Eigenleben.

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Gregor Wald
↑ O.T., 2016, Mixed Media, 9,5 x 6,5 x 4 cm
↓ O.T., 2015, Collage, 66,5 x 32,5 cm

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Auch Arbeiten von Gregor Wald trafen wir bereits im Rahmen der Frankfurter Ateliertage 2014 an. In der AusstellungsHalle präsentiert er aktuell eine Serie von neun kleinen schwarzen, selbstgefertigten Kästchen mit Miniaturskulpturen von Charakterkopf-Studien sowie eine Reihe seiner minutiös ausgeführten, immer wieder die Frage nach Identität stellenden, mit dem japanischen Schnittmesser herausgearbeiteten Collagen.

Last, not least die dominierende, zentral in der Halle positionierte – installative – Skulptur von Thomas Hartmann, dessen Doppelausstellung gemeinsam mit Charlotte Malcolm-Smith in der Frankfurter Oberfinanzdirektion vor wenigen Tagen endete. Wir kennen den Künstler von seiner Beteiligung an der seinerzeitigen Aktion MÖBEL KAISER. Der Schüler der Städelschul-Professorin Christa Näher baut aus allerlei Pappen, Papier, Kunststoffen und Gerümpel eine monumentale Plastik mit dem bereits erwähnten Werktitel „Habt ihr keine Vase?“. Am Boden liegende Spiegel verdoppeln deren perspektivische Erscheinung. Trotz aller auf den ersten Blick chaotischer Anmutung wird der nach Form und Gestaltung Suchende überaus fündig.

Eine absolut hochwertige und deshalb sehenswerte Ausstellung in der reichen Frankfurter Kunstlandschaft, die man nicht versäumen sollte. Was wäre, wenn … so fragen wir uns oft. Wir konkretisieren: wenn diese Arbeiten im „Kunstbetrieb“ anstatt manch anderem „Hoch-Gehypeten“ ihrer Qualität und Würde entsprechend angemessen beachtet würden? Die in der Werkliste angegebenen Preise würden sich gerechterweise vervielfachen!

Gabriele Aulehla, Thomas Hartmann, Achim Sakic, Jörg Simon, Gregor Wald, AusstellungsHalle, bis 17. April 2016

Abgebildete Werke © die betreffenden Künstlerinnen und Künstler; Fotos (soweit nicht anders angegeben): Erhard Metz

 

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