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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Adventskalender 2015 mit dem Kunstverein Familie Montez (6)

6. Dezember

Am heutigen und an den beiden folgenden Adventssonntagen erinnern wir an ein besonderes Konzertereignis in den Räumen des Kunstvereins Familie Montez mit dem Frankfurter Pianisten Johannes Kiem.

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Johannes Kiem am 18. Juli 2015 während des Konzerts im Kunstverein Familie Montez; Foto Copyright Ultimafilm Frankfurt am Main

Das Konzert fand am 18. Juli 2015 statt, unter der Schirmherrschaft des Frankfurter Kunstförderers Konrad von Bethmann als Benefizveranstaltung zugunsten des Vereins Familie Montez. FeuilletonFrankfurt berichtete über das musikalische Ausnahme-Ereignis (Benefiz-Konzert mit Johannes Kiem im Kunstverein Familie Montez) und stellte den Pianisten und eines seiner an jenem Abend „live komponierten“ 12 Preludes vor: inspiriert von einem Gemälde von Dena Lyons.

Heute nun präsentieren wir sein damals mitgeschnittenes Prelude Nr. 11, inspiriert durch eine geheimnisvolle Arbeit der in Berlin lebenden russischen Künstlerin Inna Artemova:

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Abbildung © Inna Artemova, Bildnachweis Kunstverein Familie Montez

Das beinahe monochrome Gemälde stellt, in einem zart violetten Grundton, eine Szene vielleicht an einem Strand dar, vier Menschen versammeln sich vor einem riesigen Fernrohr, ihre Bekleidung könnte an das „kleine Schwarze“ eines Cocktailempfangs erinnern, eine der Personen scheint in einen (Bade?)Mantel gehüllt zu sein, eine fünfte steht abseits und wendet dem Betrachten den Rücken zu, eine sechste läuft – joggend? fliehend? – entfernt über den Strand. Was beobachtet die Gruppe durch das gross dimensionierte Instrument, wie ist dieses überhaupt an diesen ungewöhnlichen Platz gelangt, was mag die Gruppe – bei aller fühlbaren Distanz zum fernen Geschehen – innerlich bewegen? Beobachtet sie aus sicherer Entfernung ein Unglück, Schiffbrüchige, ein Boot mit Flüchtlingen, Tote im Meer? Vergleichbare Motive – Menschen am Wasser, einsam erscheinende Personen, die durch ein Fernrohr oder den Sucher einer Kamera auf ein für den Betrachter nicht sichtbares Ziel blicken – finden wir des öfteren bei der Künstlerin, die in Öl auf Leinwand malt.

Und nun komponierte Johannes Kiem beim Blick auf dieses Gemäldes live das Prelude Nr. 11 (bitte auch in den Vollbild-Modus schalten):

Copyright Johannes Kiem; Videoproduktion Birk Poßecker, Team s. Abspann

Es ist eine poetische, zuweilen lyrisch-verträumte Musik, die dieses Rätsel aufgebende Bild im live-Komponisten evoziert, reich an Motiven wie Melodien, sich nur selten steigernd zu dramatisch aufschwingendem Forte, um sich dann in zwei durchaus überraschenden, Akzente des Innehaltens setzenden Pausen wieder auf sich selbst und das entwickelte musikalische Material zu versammeln. Am Ende ein leiser werdendes Aus- und Verklingen wie ein Abschiednehmen …

Je öfter man dieses Prelude hört, umso deutlicher gewahrt man dessen kompositorische Struktur, um einiges entfernt etwa von einem rein improvisierenden Musizieren.

→ 7. Dezember

→ Adventskalender 2015 mit dem Kunstverein Familie Montez (1)

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