Städelschule: Rundgang 2014 (2)
Lichthalle, Galerie
Es ist die Beletage der Städelschule, das Obergeschoss der Lichthalle, Galerie genannt, hier ist das Rektorat angesiedelt – und dann das! In tarnend-unauffälliger Grisaille zwar, aber doch eine Provokation: ein Clown, mit deppertem Seppelhut, (vermutlich roter) Nasenmaske, derb geschminkter Mund-Kinn-Partie, fast fotorealistisch in Öl auf Wolltuch gemalt (von weitem hätten wir durchaus vermutet gedruckt), und das in der Städelschule? Ironisierende Selbstbestimmungssuche des Künstlers, Ironisierung gar des Schul- und Rundgangbetriebs? Wäre da nicht der Strick um den Hals, mit abgeschnittenen und nun ausfransenden Enden. Gar nicht so sehr spassig also?
Ian Edmonds, Überraschenderweise Unpeinlich, 2014, Öl auf Wolle, 106 x 136 cm
Ian Edmonds Arbeit soll nun nicht den Tenor bestimmen im Parcours in der Beletage rund um das Geländer der Lichthallen-Galerie. Aber er fiel uns – als ein quasi „Stolperstein“ – trotz dort dominant anzutreffender „eyecatcher“ als erstes auf.
So einen Pop-eyecatcher liefert, nicht unerwartet, Graziano Capitta; eine dreiteilige Arbeit (nehmen wir einmal an auf Leinwand als Malgrund), in deren Verlauf sich ein irgendwie an den kinderkanaligen „Bernd das Brot“ erinnernder Comic über Lolly und Eistüten zu einer von Arzneikapseln umringten Faust zu wandeln scheint – der Weg von Jung zu Alt?
Graziano Capitta (ohne nähere Angaben)
Ruhige, in räumlicher Nähe gehängte, auf differenzierten handwerklichen wie digitalen Techniken beruhende Arbeiten von Alexander Tillegreen und Maximilian Arnold setzen zu Capittas Knalleffekt einen Kontrapunkt.
↑ Alexander Tillegreen, Untitled, 2014, Spray paint, fluorescent oil pastel, oil, acrylic, chlorine, wood, linen, 135 x 200 cm
↓ Maximilian Arnold (ohne nähere Angaben)
Von ruhiger Klarheit wie zugleich auskomponierter Spannung bestimmt: die dreiteilige Arbeit von Tobias Donat.
Tobias Donat:
Pleasure (Mod. 303), 2014, Polyester und Baumwolle auf Alustretch, 200 x 150 cm;
Untitled (Orange), 2014, Wachs auf Papier, 29,7 x 21 cm
Untitled (eins, zwei …), Vinyl, Masse variabel
Wiederum ein Blickfang: Ein gleichsam „totes“ Insektarium und doch keines und sehr viel mehr: eine wunderschöne wie irritierende Arbeit von Anna-Lisa Theisen. Wir haben nur rudimentär versucht, den Beweis zu erheben, und sind uns dennoch ziemlich sicher: keines dieser Insekten gleicht dem anderen. In grün-gelblichem Röntgenlicht bewahren sie alle das Geheimnis ihrer Schöpfung.
Anna-Lisa Theisen, Falter schwarz, 2013, Bleiche auf Stoff, Malerei, 120 x 165 cm
Martin Wenzel, 41,2 – 7602 Hz, 2014, Plywood, Marker, Magnetic Tape, Coins, Installation, 125 x 90 cm, 115 x 80 cm
Genauer hinschauen – sollte man eigentlich immer – ist angesagt: dann entdeckt man Magnetband und kleine kupferne Münzen in der zweiteiligen Installation von Martin Wenzel. Erklingen tut sie nicht – und doch scheint ihr ein musikalischer Rhythmus inne.
Wie zumeist grafisch dominiert und doch von grosser Plastizität die (zumeist ungerahmten) Papierarbeiten von Il-Jin Atem Choi in Tinte und Acryl.
Il-Jin Atem Choi, Kohl, 2013, Ink and acrylic on paper, 150 x 150 cm
Ein von werthaltigen Arbeiten bestimmter Parcours in der Beletage der Städelschule. Wobei wir der Differenzierung zwischen „Arbeit“ und „Werk“ von Städelschul-Professor Peter Fischli Respekt zollen: Nicht jede „Arbeit“ sei bereits ein „Werk“. Was nun unseren Galerie-Rundgang angeht: Wir meinen durchaus, bereits Werke zu sehen.
Städelschul-Professor Peter Fischli
Abgebildete Werke © jeweilige Studierende; Fotos: FeuilletonFrankfurt
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