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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Ai Weiwei aus Haft entlassen

Ai Weiwei 2007 vor seiner Arbeit „Template“ auf der documenta 12 (Bildnachweis: Hafenbar/wikimedia commons cc-BY-SA-2.0-DE)

Ai Weiwei, am 3. April 2011 auf dem Pekinger Flughafen in Haft genommen und an einen unbekannten Ort verbracht, wurde gestern auf Kaution freigelassen, wohl mit der Massgabe, Peking nicht verlassen zu dürfen. Die chinesischen Behörden bezichtigen ihn, ohne dass es bisher zu einer formellen Anklage kam, der Steuerhinterziehung. Einzelheiten sind derzeit noch nicht bekannt.

Der in aller Welt bekannte und hoch geschätzte Künstler wurde 1957 in Peking als Sohn eines Dichters und Malers geboren, der das Schicksal einer 20jährigen Verbannung erlitt. 1978 nahm er ein Studium an der Pekinger Filmakademie auf und gründete ein Jahr später mit anderen die Künstlergruppe „Stars Group“. Von 1981 bis 1993 lebte und arbeitete er als Performance- und Konzeptkünstler in den USA, wo er auch an der New Yorker Parsons School of Design studierte.

Wegen seiner bekannten Kritik an manchen gesellschaftlichen und politischen Prozessen in China geriet Ai Weiwei regelmässig mit Behörden und staatlichen Institutionen in Konflikt. Im Januar dieses Jahres wurde das sein Atelier beherbergende Gebäude abgerissen. Bald darauf wurde bekannt, dass der Künstler beabsichtige, neben Peking auch in Berlin ein neues Atelier einzurichten.

Die Freilassung Ai Weiweis kam für viele überraschend. Aktuelle politische Spekulationen gehen dahin, dass sie in einem Zusammenhang mit dem bevorstehenden Besuch von Ministerpräsident Wen Jiabao in Europa stehen könnte.

Ai Weiwei, „Sunflower seeds“, Tate Modern London, Turbinenhalle (Bildnachweis: Anna Astachova/wikimedia commons cc)

Deutschlandweit wurde Ai Weiwei vor allem durch seine Arbeiten für die Kasseler documenta 12 im Jahr 2007 sowie seine Ausstellung im Münchener Haus der Kunst (2009/2010) bekannt. Unlängst wählte ihn die Vollversammlung der Berliner Akademie der Künste – zur Zeit seiner Inhaftierung – zu ihrem Mitglied (Sektion Bildende Kunst). Darüber hinaus bot ihm die neugegründete Universität der Künste (UdK) in Berlin eine Professur an.

Ai Weiwei, „Template“, documenta 12: im Sturm zusammengestürzte Installation (Bildnachweis: Wolfgang Staudt/Flickr/wikimedia commons cc)

Ai Weiwei,  Projekt Fairytale, documenta 12: Vorbereitungen auf die Ankunft der 1001 Chinesen in einer Fabrikhalle in der Kasseler Gottschalkstrasse (Bildnachweis: Régine Debatty/Flickr/wikimedia commons cc)

Das Frankfurter Museum für Moderne Kunst erwarb im Jahr 2007 das Werk „Ghost Gu Coming Down the Mountain“ (2005/2006) von Ai Weiwei in Zusammenarbeit mit Serge Spitzer (1951 in Bukarest geboren). Es besteht aus 56 (in anderen Installationsvarianten 96) Vasen in glasierter Keramik jeweils im Format 28,5 x 35,5 cm und zählt zu den markantesten Sammlungsstücken der Kunst aus den 2000er Jahren des MMK.

Ai Weiwei/Serge Spitzer, Ghost Gu Coming Down the Mountain, 2005/2006; MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main (derzeit in der Jubiläumsausstellung im Gebäudekomplex MainTor); Foto: Axel Schneider

Plakat zur Ausstellung „So sorry“ im Haus der Kunst, München, 2009/2010 (Bildnachweis: Pittigrilli/wikimedia commons GFDL)

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