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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Bengel in der Galerie „Mainzer Kunst“

Bengel: „Variationen zum Thema
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ARS SINE SCIENTIA NIHIL EST“

Einer, der mit Dalí malte

von Vera Mohr

Bengel in der Galerie „Mainzer Kunst!“

Es war schon mutig, an jenem Samstag Morgen zur Kunst zu laden, denn auf die Kunstinteressierten der Stadt wartete nur wenige Stunden später die lange Museumsnacht, doch mit Bengel hat die Galerie „Mainzer Kunst!“ auch was zu bieten, zumal der Künstler selbst aus Spanien angereist war. Und so drängten die Besucher zur Eröffnung in die Altstadt und lauschten Gitarrenklängen und Begrüssungsworten. Die Reden waren noch nicht verhallt, da klebten schon die ersten roten Punkte.

Gitarristin Ute Koch, Galerist Rolf K. Weber-Schmidt und Bengel

Mut bewies auch der 1943 geborene Berliner Kunststudent, der 1965 mit 22 Jahren nach Spanien zu Salvador Dalí reiste und um Malunterricht bat, was dieser jedoch brüsk von sich wies: „Ich bin kein Professor, ich bin ein Genie“. Trotzdem lud er Bengel in sein Haus ein und erlaubte ihm, einen Sommer lang zu bleiben. Aus dem Sommer wurden 13 Jahre und eine Freundschaft, die es Bengel ermöglichte, den Exzentriker Dalí täglich zu besuchen. Er ist nach eigenem Bekunden der einzige Schüler, den Dalí hatte und um sich duldete.

(Foto: Galerie „Mainzer Kunst!“)

Im Umfeld Dalís und weiterer internationaler Künstlerstars wie Max Ernst, Man Ray oder Marcel Duchamp entwickelte Bengel seinen eigenen Stil, den er Surrelativismus nannte und der sein Interesse am Verhältnis aller Dinge zueinander widerspiegelt. Nichts ist absolut, sondern alles verändert sich je nach Betrachtungswinkel und Zusammensetzung des Umfeldes. In seinen Bildern treffen Linien und Flächen aufeinander, die den Sehgewohnheiten des Betrachters widersprechen, die irritieren, jedoch ohne zu erschrecken, denn über Allem schwebt sanfte Harmonie.

(Foto: Galerie „Mainzer Kunst!“)

Der Künstler nimmt sich Zeit für seine Werke und plant jeden Strich, wählt jede Farbe sorgfältig aus und überlässt nichts dem Zufall, sondern orientiert sich an den Proportions- und Gestaltungslehren der Renaissancekünstler. Auf der Suche nach „wahrer“ Harmonie unterwirft er sich der Strenge der Wissenschaft, denn „Kunst ohne Wissenschaft hat keinen Bestand“. So lautete schon das Credo von Jean Mignot im 14. Jahrhundert, das Bengel zusammen mit der Formel für den „Goldenen Schnitt“ zum Thema der Ausstellung wählte. Doch nicht nur der Bildaufbau wird akribisch berechnet, auch die einzelnen Elemente werden genau analysiert, bevor er sie einsetzt. So konnte er sich nie mit Tauben anfreunden, der „Friedensvogel“ schien ihm stets zu überladen. „Ausserdem sind die Tauben sehr laut und streiten sich ständig“, erläutert er. Ihm ist die Möwe lieber, die hin und wieder durch seine Werke schwebt.

In der Jubiläumsausstellung der Galerie „Mainzer Kunst!“, die von Rolf K. Weber-Schmidt seit fünf Jahren geführt wird, sind 60 Exponate zu sehen. Zur Finissage am 16. Juli 2011 hat der Künstler Bengel seinen Besuch erneut zugesagt.

Abgebildete Werke © Bengel; Fotografien (soweit nicht anders bezeichnet): Vera Mohr

 

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