Eva Schwab, Niklas Klotz, Eun-Joo Shin: Drei künstlerische Positionen im ATELIERFRANKFURT
Wieder einmal gaben die jüngsten „open doors“ – mit zwei Nachmittagen leider eine viel zu kurze – Gelegenheit, sich in allen fünf Etagen des ATELIERFRANKFURT umzuschauen. Wir haben keine Auswahl getroffen – wie könnten wir das angesichts der beachtlichen künstlerischen Bandbreite in den 45 Ateliers auch tun -, sondern wir sind einfach hier und da „hängengeblieben“, bei Eva Schwab zum Beispiel, obwohl die Künstlerin gerade in Österreich weilte.
Eva Schwab, Epilog, 2009, Wachs / Öl auf Nessel, 120 x 100 cm
Eva Schwab, Der lange Marsch, 2009, Wachs / Öl auf Nessel, 120 x 100 cm
Eva Schwab, 1966 in Frankfurt am Main geboren, wo sie auch heute lebt und arbeitet, malt in Öl auf wachsdurchtränkter Leinwand und in Aquarelltechnik auf Papier. Das Blättern in Familienalben führt sie in eine Welt der eigenen Bilder und Erinnerungen, denen sie in sogenannten „Nachbildern“ malerisch Ausdruck gibt. Vor dem Hintergrund historischer fotografischer Festhaltungen von Milieus, familiären, gesellschaftlichen und politischen Verhältnissen, die bis in die Grosselterngeneration zurückreichen, formuliert Schwab Vorstellungen über Vergangenes, aus denen Orientierung in der Gegenwart erwächst. Das Material Wachs schafft eine ganz eigene, weichzeichnende, die Dinge entrückende und doch wiederum transparente Ästhetik. Schwab studierte an der Düsseldorfer Kunstakademie als Meisterschülerin Malerei bei Professor Markus Lüpertz. In Frankfurt ist sie durch zahlreiche Ausstellungen, vor allem im hiesigen Kunstverein, im KunstBlock sowie in der Ausstellungshalle 1 A bekannt.
Niklas Klotz, Esther, 2008, Marmor, Wachs, Holz, Glasaugen, 35 x 35,5 x 7 cm
Niklas Klotz, o. T., 2009, Marmor, Wachs, Holz, Glasaugen, 31 x 42 x 7 cm
Niklas Klotz, 1968 in Brandenburg / Havel geboren, arbeitet ebenfalls mit Wachs: Den bearbeiteten Marmor seiner Skulpturen und Halbreliefs färbt er mit Wachs und Pigmenten und ergänzt ihn mit Accessoires aus Buchensperrholz. Klotz arbeitet mit Computermodellierungen, mit denen er die seinen Plastiken zugrunde liegenden Porträts entfremdet. Es entstehen hyperrealistische Darstellungen bestimmter Grundtypen, beispielsweise der „Esther“. Die veränderten Mimiken wie die eingesetzten Glasaugen verstärken einen surrealistischen Ausdruck der Gesichter. „Esther“ eignen etwas Hexenhaftes, dem an Niki Lauda erinnernden Mann ein überhöht Entrücktes. Klotz studierte nach seiner Ausbildung zum Steinmetz an der Hochschule für Bildende Künste Dresden Bildhauerei und war Meisterschüler bei Professor Eberhard Bosslet. Der Künstler lebt und arbeitet in Frankfurt am Main.
Eun-Joo Shin, Im selben Boot II, 2009, Öl auf Leinwand, 190 x 150 cm
Eun-Joo Shin, o. T., 2009, Öl auf Leinwand, 190 x 150 cm
Eun-Joo Shin, 1968 in Woenju, Südkorea geboren, ist dem Frankfurter Publikum vor allem durch ihre jüngste Ausstellung im Februar / März 2009 „Fremde Bekannte“ in der Heussenstamm-Galerie geläufig. Sie studierte Koreanische Malerei an der Chu-Gye University of Arts, Seoul und absolvierte an der Seouler Se-Jong University den Masterstudiengang. In Deutschland studierte sie anschliessend Freie Grafik an der Staatlichen Akademie der bildenden Künste in Stuttgart. Eun-Joo Shin lebt und arbeitet wie Eva Schwab und Niklas Klotz ebenfalls in Frankfurt am Main. Die Künstlerin malt mit Ölfarben, doch erscheinen ihre Arbeiten aquarellhaft transparent. Oft dominieren weissliche Bildflächen, um die herum sie Landschaften und vor allem Personen gruppiert. Eun-Joo Shin vereint Elemente traditioneller ostasiatischer und westlicher Seh- und Malweisen. Ihre jüngsten Arbeiten haben, wie nicht nur ihre Titel zeigen, einen deutlicheren politisch-gesellschaftlichen Bezug.
(abgebildete Arbeiten © jeweilige Künstler; Fotos: FeuilletonFrankfurt)