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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Einladung zum „Advocacy Event“ des ZONTA Club Frankfurt 2-Rhein-Main ins Deutsche Filminstitut&Filmmuseum Frankfurt eingeladen.

Engagement und Verantwortung für die Revolution der Frauen

 von Renate Feyerbacher

Jin, Jiyan, Azadi – Frau, Leben, Freiheit ist der Slogan, der nun seit einem Jahr nicht nur im Iran, sondern weltweit gerufen wird. Der Tod der iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini im September 2022, die wegen ihres schlecht sitzenden Kopftuchs von der Sittenpolizei misshandelt wurde, hat eine beispiellose revolutionäre Bewegung ausgelöst. Der Dokumentarfilm „16 Frauen“ von Bahar Ebrahim, 2018 gedreht, der vor der Diskussion gezeigt wurde, zeigt die Sehnsüchte, die iranische Frauen haben. Sie wollen normal leben…

Bahar Ebrahim links, Professorin Susanne Schröter, Foto: Renate Feyerbacher

16 Frauen aus vier Generationen sprechen über ihre Herkunft, über die Verbote, die ihnen von der Familie auferlegt wurden, und über ihren heutigen Alltag. Die Filmregisseurin Ebrahim, die sich in einem Interview „Ich bin ein Revolutionskind“ nennt, hatte zunächst bei prominenten Frauen angefragt, aber sie wollten nur als Schattenfrauen über ihre Sehnsüchte sprechen. Sie fragte ihre Großmütter, die Malerin sagte sofort zu, die andere nach einer Bedenkzeit.

Die Malerin, Mutter ihres Vaters, erzählte, dass es ihr als Kind verboten worden war zu malen. Während des Geprächs malt sie unentwegt, die Wände zeigen ihr Werk. Der Satz: „nie wieder Kopftuch“ fällt. Das ist leichter gesagt als getan. In der eigenen Wohnung ist das kein Problem, aber auf der Straße geradezu unmöglich.

Dennoch tun es einige Frauen, Schülerinnen. Die 16jährige Armita Geravand wurde vor wenigen Wochen von der Sittenpolizei in der U-Bahn zusammen geschlagen, weil sie kein Kopftuch trug. Sie starb. Woher nehmen iranische Frauen den Mut, dennoch zu protestieren?

Das Leben hat keinen Sinn, es sei denn, du machst etwas daraus, darüber erzählen die Frauen. Die älteren mussten sich aus der familiären Zwangsjacke befreien, die jüngeren sind selbstbewusst, Muttersein ist nicht ihr Ziel.

Der Film ist authentisch und gibt einen Einblick in die Situation von Frauen des Mittelstandes. Er ist wichtig, denn er zeigt, wie sich Frauen verändert haben und zeigt unterschwellig die Anfänge der revolutionären Bewegung. Die Protestwelle ist nicht tot, nicht gescheitert, sie lebt, aber Veränderungen vor allem in den Familien brauchen Zeit.

Sie habe sich mit ihrem kleinen Team frei bewegen können, sagt Bahar Ebrahim, die die Drehgenehmigung immer vorzeigen konnte. Das war 2018, wird sie sich heute auch frei bewegen können?

von links: UIrike Lixenfeld, Professorin Susanne Schröter, Bahar Ebrahim, Rosemarie Tuchelt, Sara Taimouri, Dr.Ursula Brüggemann, Foto: Renate Feyerbacher

Rosemarie Tuchelt vom Hessischen Rundfunk moderierte die anschließende Podiumsdiskussion, an der die Filmemacherin, die Ethnologin, Leiterin des Forschungszentrums Globaler Islam der Frankfurter Goethe Universität, Professorin Dr. Susanne Schröter und die junge freie Journalistin Sara Taimouri, die in der FAZ schreibt, teilnahmen.

Seit 44 Jahren herrscht Angst, Stress, Schmerz. Suizide auch von Kindern und Jugendlichen nehmen zu und vor allem Hinrichtungen. Im Iran gibt es weltweit die meisten Hinrichtungen. Berufsverbote sind an der Tagesordnung. Die iranischen Frauen haben einen hohen Bildungsstand. Sehr viele studieren, aber auf dem Arbeitsmarkt sind sie nur mit 16 % vertreten.

Frauen ohne Angst machen den Mullahs Angst. Diese halten Reden über Menschenrechte und haben derzeit den Vorsitz des Sozialforums des UN-Menschenrechtsrats in New York inne. Aber die Menschenrechte der Frauen und auch die von Männern im eigenen Land nehmen sie nicht wahr.

In der Diskussion wird beklagt, dass  Sanktionen nicht wirken. Kein Regime wird durch Sanktionen gestürzt.

Der Islam spiele nicht mehr die Rolle wie einst. Zwei iranische Wissenschaftler, die in den Niederlanden leben, haben große Studien durch Befragungen im Internet durchgeführt und kamen zu dem Ergebnis, das die ‚Islamische Republik Iran‘, wie sie sich offiziell nennt, keine islamische Bevölkerungsmehrheit mehr hat. Die Säkularisierung der jungen Leute sei besonders ausgeprägt.

Ein Flugblatt liegt im DFF aus, das die deutsche Regierung auffordert, die Islamische Revolutionsgarde (IRGC) auf die Terrorliste zu setzen, sprich zu verbieten. Sie ist die stärkste militärische Basis. Ihre Mitglieder sind reich und schicken ihre Kinder ins Ausland. Iran ist kein armes Land, aber die Bevölkerung wird ärmer.

Seit 44 Jahren gibt es nun schon das Unrechtsystem, das nicht nur für die Menschen im Iran, sondern auch für die ganze Welt ein Problem ist.

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