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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

„Kunst am Bau“ – Anregendes Figuren-Ensemble vor Wiesbadens Kongresszentrum

Emilia Neumanns Skulpturen-Trio lädt ein zur Entdeckung von Kunst und Raum

Von Hans-Bernd Heier

Der Außenbereich vor dem RheinMain CongressCenter ist um drei farbige Skulpturen bereichert. Ein echter Blickfang! Die Frankfurter Bildhauerin Emilia Neumann setzte sich mit ihrem Figuren-Ensemble in einem Wettbewerb gegen sieben weitere Künstlerinnen und Künstler durch. Mit der Installation und Einweihung der drei amorphen Skulpturen erreicht der von der TriWiCon, Bauherrin des RheinMain CongressCenter, ausgelobte nichtoffene Einladungswettbewerb „Kunst am Bau“ – nach jahrelangem politischen Hickhack einen gelungenen Abschluss.

Skulpturen-Trio von Emilia Neumann vor dem RMCC; Foto: Hans-Bernd Heier

Vorausgegangen sind viele Jahre hitziger Diskussionen. Schon vor sechs Jahren hatte sich eine frühere Jury unter Vorsitz von Dr. Alexander Klar, dem damaligen Direktor des Landesmuseums Wiesbaden, mehrheitlich für einen Wettbewerbsentwurf der international renommierten Künstlerin Monica Bonvicini ausgesprochen: eine begehbare Pyramide. Der Entwurf geriet aber in massive Kritik, auch der Jury-Mitglieder untereinander, so dass die Künstlerin enerviert aufgab. Die TriWiCon hat aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt und mit neuer Jury einen erneuten Wettbewerb ausgelobt, dessen Ergebnis „Congress Sculptures“ jetzt das Veranstaltungszentrum ziert.

Der neuen unabhängigen Jury oblag das Vorschlagsrecht der einzuladenden Künstlerinnen und Künstler für den Wettbewerb. Diesem Gremium gehörten Dr. Jörg Daur, Kustos für zeitgenössische Kunst des Museums Wiesbaden – Hessisches Landesmuseum für Kunst und Natur, Elke Gruhn M.A., Vorsitzende/Künstlerische Leitung Nassauischer Kunstverein (Wiesbaden), Vollrad Kutscher, Künstler (Frankfurt am Main) und Daniela Leykam, KfW Stiftung (Frankfurt am Main), an. Das Preisgericht setzte sich aus Ferdinand Heide, Architektenbüro Heide, Architekt RMCC (Frankfurt am Main), Dr. Andreas Henning, Direktor des Landesmuseums Wiesbaden, Thomas-W. Sante, ehemaliger Betriebsleiter TriWiCon, Heike Sütter, contemporary art projects (Trebur) und der Vorsitzenden Dr. Beate Kemfert, Direktorin der Kunst- und Kulturstiftung Opelvillen Rüsselsheim, zusammen.

Blickfang „Congress Sculptures“; Foto: Hans-Bernd Heier

Die jetzt dauerhaft vor dem RMCC installierte tonnenschwere Werkgruppe „Congress Sculptures“ setzt sich aus drei eigens für das Gebäude konzipierten Skulpturen zusammen. Das nahezu vier Meter hohe Skulpturen-Trio besteht aus im Guss eingefärbtem Stahlbeton. „Die Künstlerin Emilia Neumann bewegt sich hier in ihrer Arbeitsweise zwischen Malerei und Skulptur und nutzt als Ausgangspunkt für den Betonguss Alltagsgegenstände als formgebende Elemente. Die ursprüngliche Verwendung wird noch angedeutet und löst sich dann für die Betrachtenden ins Gegenstandslose auf. Für Kunst am Bau nahm die Künstlerin die Thermalquellen in Wiesbaden und damit zusammenhängend das Thema Wasser als Referenz. Während die Materialität auf das RMCC und seine Umgebung reagiert, heben sich Form und Farben davon ab und behaupten sich eigenständig“, so die Jury. Die Figurengruppe ist eine Einladung, Kunst und Raum zu entdecken.

Die Skulpturen verleihen dem Frontbereich des Kongresszentrums etwas Unverwechselbares, das sich in beeindruckender Weise mit dem für unsere Stadt so wichtigen Thema Wasser auseinandersetzt“, würdigt Bürgermeisterin und Wirtschaftsdezernentin Christiane Hinninger das Kunstwerk. Auch Martin Michel, Geschäftsführer der Wiesbaden Congress & Marketing GmbH, die das Kongresszentrum betreibt, ist überzeugt davon, „dass die Skulpturen zu einer Art Visitenkarte werden und ebenso zum RMCC gehören wie das breitgefächerte Raumangebot und die flexiblen Nutzungsmöglichkeiten des modernen Veranstaltungszentrums“.

Bei der Entscheidung zugunsten des Siegerbeitrags spielte die Besonderheit der Werke von Emilia Neumann eine bedeutende Rolle, gleichzeitig wurde deren Selbstbestimmtheit im künstlerischen Prozess gewürdigt. „Ich freue mich sehr, dass die Skulpturen nun ihren Platz vor dem RMCC gefunden haben. Doch erst wenn die Betrachtenden durch die eigene Deutung zu Schöpfenden werden und die Ursprungsform in Vergessenheit gerät, habe ich wirklich etwas Neues erschaffen“, sagt Emilia Neumann.

Emilia Neumann; Foto: Eda Temucin

Die in Frankfurt lebende und arbeitende 37-jährige Künstlerin Emilia Neumann studierte Bildhauerei bei Prof. Wolfgang Luy und Georg Hüter an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach am Main, sowie bei José Luis Vicario an der Facultad de Bellas Artes Alonso Cano in Granada, Spanien. 2013 machte sie in Bildhauerei ihr Diplom bei Prof. Wolfgang Luy und bei Prof. Dr. Marc Ries in Soziologie/ Theorien der Medien. Seitdem stellt sie regelmäßig ihre Werke aus. Neben mehreren Auszeichnungen erhielt sie 2022 ein Arbeitsstipendium der Stiftung Kunstfonds Bonn. Neumanns Werke befinden sich u.a. in der Sammlung der zeitgenössischen Kunst der Bundesrepublik Deutschland. Werke im öffentlichen Raum sind in Ulm, Köln und im Gebäude des Bundesrats in Berlin zu sehen.

Seit mehr als 70 Jahren wird auf Empfehlung des Deutschen Bundestags bei allen Bundesbauten ein fester prozentualer Anteil der Bausumme für „Kunst am Bau“ eingesetzt. Ziel ist die Belebung von öffentlichen Plätzen und Räumen sowie die Stärkung von Akzeptanz und Identifikation der Menschen mit den Bauwerken. Im Budget für den Bau des RheinMain CongressCenter hatte die TriWiCon, ein Eigenbetrieb der Landeshauptstadt Wiesbaden, entsprechend dieser Empfehlung Mittel für „Kunst am Bau“ bereitgestellt.

Weitere Informationen zu Kunst am Bau und den Skulpturen von Emilia Neumann unter:

www.rmcc.de/kunstambau

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