Akram Khans „Outwitting the Devil – den Teufel überlisten“ bei Tanz.Köln
Inspiriert vom Gilgamesch-Epos
von Simone Hamm
An diesem Abend stimmt einfach alles. Tanz. Musik. Licht. Bühnenbild.
Zunächst ist es stockfinster im Depot, dem Kölner Schauspielhaus. Im Düsteren erklingen einzelne elektronische Töne. Dass dies keine fröhliche Veranstaltung werden sollte, ist spätestens jetzt klar.
Nach langen Minuten wird die Bühne in Licht getaucht. Atemberaubend schnell rollen sechs Tänzer über den Boden oder fliegen durch die Luft.
„Outwitting the Devil – den Teufel überlisten“ hat Akram Khan seine Choreografie gennant, zu der Tanz.Köln eingeladen hatte. Diese Choreografie ist inspiriert von einem Fragment aus dem 4000 Jahre alten Gilgameschepos. Gilgamesch wird von den Göttern bestraft, weil er einen Zedernwald zerstört hat.
Aber Khan zeigt kein Handlungsballett. Er verschmelzt klassischen indischen Khatak Tanz mit zeitgenössischen europäisch/amerikanischen Tanzbewegungen. Das ist purer Ausdruck, physische Meisterschaft, schwerelose Virtuosität.
Die Tänzer winden sich, sie reißen die Münder auf, sie werfen die Haare zurück. Sie kämpfen, sie morden. Dann wieder tanzen sie in vollendeter Schönheit.
Der 68-jährige François Testory mit den weißen, langen Haaren verkörpert Gilgamesh und Mythili Prakash mit ihren eleganten Arm,- ihren kraftvollen Fußbewegungen eine indische Göttin. Sie ist ganz in rot gekleidet, alle anderen tragen grauschwarze Kostüme. Kimie Nagano hat die Outfits geschaffen.
Vincenzo Lamanga hat eine manchmal bedrohliche, manchmal hymnische Musik dazu komponiert. Aiden Malone (Licht Design) lässt die Tänzer bisweilen wie Schattenrisse aussehen, taucht sie ins hartes Licht, zieht sie ins Dunkle. Schwarze Quader liegen neben und hinter Bühne, symbolisieren den abgebrannten Wald. (Bühnenbild: Tom Scott)
Akram Khan und seine vielen Mitarbeiter zeigen, was die Menschen aus der Natur gemacht haben. Viel Hoffnung hat er nicht.
Nach dem letzten Ton ist es totenstill im Publikum. Akram Kahn und seine Tänzer haben alle in ihren Bann gezogen. Dann tosender Beifall. Dieses Stück wird lange nachwirken.