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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Alain Cléments Lust an der Farbe – La joie de la couleur

Der Künstler Alain Clément in „Die Galerie“ am Grüneburgweg

Die Lust an der Farbe

„Die Galerie“ stellt Alain Clément mit einem großen Oeuvre aus

Von Uwe Kammann

Müsste man in zwei Worten die Kunst von Alain Clément zusammenfassen, dann läge nahe: générosité et sensualité, sprich: Großzügigkeit und Sinnlichkeit. Verbunden in einer Weise, die bei den meisten der abstrakten Bilder schon auf den ersten Blick auffällt: sehr kräftige, in sich verschränkte Flächen mit einer starken Farbigkeit. Zugleich vermitteln die in der Regel klar konturierten Flächen und die auch verwendeten kurvigen Schwünge bei allen geometrischen Grundierungen eine innere Dynamik, die gleichwohl nichts Aufgeregtes hat: Die Arbeiten strahlen eine hohe Selbstverständlichkeit aus, scheinen in sich zu ruhen, fügen die Schichtungen und die Bewegungen zu einer beruhigenden Harmonie, haben eine schwingende Statik.

Zu sehen ist das alles – es gehören auch farbgesättigte Reliefs und Skulpturen dazu – in den zwei so lichtdurchfluteten Ausstellungsebenen einer Galerie, die sich sinnigerweise genau so nennt: „Die Galerie“, ganz in der Nähe des Palmengartens gelegen und vom Inhaber Peter Femfert als eine Art Ankerplatz der klassischen Moderne betrieben, mit vielfältigen Aktivitäten im internationalen Kunsthandel, von Messebeteiligungen bis zur Eröffnung einer eigenen ständigen Dépendance in Seoul.

Alain Clément, 04 OC 9S, 2004, Stahl, farbig bemalt, 59 x 63,5 x 14 cm

Alain Clément ist nun – nach einer Premiere vor drei Jahren – schon zum zweiten Mal in der Galerie zu Gast. Und gleich im Vorwort zum großzügigen Katalog (Motto: „La joie de la couleur“ – Die Freude der Farbe) gerät Femfert ins verliebte Schwärmen: „Die wunderbare Reise von Alain Clément und seiner Kunst ist noch lange nicht beendet …“. Er beschreibt das Frische und Jugendliche gerade auch in den neuen Werken des französischen Malers und Bildhauers, zeigt sich hingerissen von der Begeisterungsfähigkeit des inzwischen 77-Jährigen, den er seit 2015 mehrfach in dessen Haus im provenzalischen Nîmes besucht hat.

Wer aber glaubt, Clément allein auf das Mediterrane festlegen zu können und damit schon den Schlüssel zu einem auch aus dem Figurativen gewachsenen Werk zu besitzen, der hätte einen verkürzten und verengenden Blick auf die Schaffenswelt des Künstlers, dessen Arbeit im Katalog auch treffend als Baden in Malerei beschrieben wird. Denn Alain Clément gehört zu jenen, die gerne Grenzen überschreiten, auch im ganz wortwörtlichen Sinn, sprich: indem er – der auch als Direktor der Ecole des Beaux-Arts in Nîmes gewirkt hat – andere Orte als Arbeitsplätze nutzt, speziell Paris und Berlin.

v.l.n.r.: Alain Clément, Jobst Plog und Galerist Peter Femfert

Diese Eigenschaft der Neugier, der Inspiration, der Offenheit unterstrich zur Eröffnung der Ausstellung jemand, der seit langem mit Clément befreundet ist und einige Monate im Jahr ganz in dessen Nähe lebt: Jobst Plog, ehemaliger Intendant des Norddeutschen Rundfunks und einige Jahre Präsident des deutsch-französischen Kultursenders ARTE (den, so Plog – stolz? etwas schmunzelnd? – der Künstler bevorzuge, wenn er überhaupt, selten genug, fernsehe; zu dessen guter Informiertheit trage vielmehr meist das Radio bei). In seiner Einführung hob Plog konzentriert hervor, was er in seinem sehr persönlich gehaltenen und lesenswerten Katalogbeitrag als wichtige Eigenschaft beschrieben hat: die europäische, auch die weltbürgerliche Perspektive Cléments. Der, was erstaunlich und für französische Künstler nicht gerade selbstverständlich sei, auch in Deutschland auf Entdeckungsreise gegangen und dem Land zugeneigt sei (was sich übrigens auch in einer Künstler-Ehe mit dessen Frau Elisabeth manifestiert).

So habe ihn der Norden fasziniert, habe ihn die wilde Farbigkeit und die Sinnlichkeit in den Arbeiten von Emil Nolde angezogen. Ein Selbstzeugnis wird zitiert: Nach dem er bei seinem früheren (inzwischen verstorbenen) Kölner Galeristen Gerhard Reinz viel vom Dialog und Austausch deutscher und französischer Maler gelernt habe, von der „Kraft der expressiven Farbgewalt der Deutschen und der sinnlichen Harmonie der Franzosen“. Doch auf der anderen Seite gebe es auch eine große Zuneigung zur Toskana, deren Farbigkeit und Licht sich in den Arbeiten Cléments zeige. Überhaupt, er spreche von Italien als dem verlorengegangenen Paradies der Künstler, das er wiederentdeckt habe.

Es lohnt sehr, in „Die Galerie“ allen diesen Spuren, diesen Inspirationen, diesen Verschränkungen nachzugehen und dabei die sehr eigene, so großzügige, farblich überwältigende und in allem sinnliche Welt  Alain Cléments in immer wieder neuen Facetten zu entdecken. Und dabei auch zu staunen, wie er ganz unterschiedliche Formate gemeinsam zum Schwingen bringt. Eine Reise der Lust in einem großzügigen Gründerzeitrahmen – ganz einfach, ganz einzigartig.

 

Alain Clément – Die Ausstellung La joie de la couleur, in Die Galerie, Grüneburgweg 123, 60323 Frankfurt am Main, geht bis zum 1. September 2018; Alle Fotos: Die Galerie

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