Städelschule: Rundgang 2015 (7)
Gebäude Daimlerstrasse: Malerei
Von Erhard Metz
Mit dieser Folge nehmen wir Abschied vom Rundgang 2015 durch die Ateliers der Städelschule: mit Malereien, die wir in der Dependance Daimlerstrasse angetroffen haben. Die jährlichen Rundgangsveranstaltungen der „Staatlichen Hochschule für bildende Künste“, so der offizielle Name der weltweit einflussreichen – und möglicherweise einflussreichsten – Kunstakademie, geben der interessierten Öffentlichkeit wie stets Gelegenheit, die Arbeit an der Schule und den dort waltenden besonderen „Geist“ anhand konkret ausgestellter malerischer wie gestalterischer Produkte der Studierenden kennenzulernen. Manches Gesehene weist in einer Art Momentaufnahme auf einen noch laufenden Prozess des Lernens, Forschens und Suchens, der Auseinandersetzung, Aneignung und Fortentwicklung hin. Anderes wiederum hat bereits den Charakter eines „Werkes“ angenommen. Leider können wir keinen Rundgangs-Katalog präsentieren, sondern lediglich eine – noch dazu subjektive – Auswahl aus dem kunstschaffenden Geschehen treffen. Wir hoffen dabei, Verständnis bei unserer Leserschaft zu finden, wenn wir der Malerei von Leda Bourgogne – einer diesjährigen Rundgangspreisträgerin – und von Hanna-Maria Hammari unsere besondere Aufmerksamkeit schenken.
Im übrigen wird Gelegenheit bestehen, spätestens in der ebenfalls traditionellen Absolventenausstellung der Schule – sie findet in diesem Jahr vom 19. Oktober bis zum 15. November 2015 im MMK 3 (vormals MMK-Zollamt) statt – den die Hochschule Verlassenden auf dem Weg dann in das freie Künstlertum zu begegnen.
↑ Leda Bourgogne, Lips, turned, 2014; Watercalour, oil pastel, pencil, charcoal on canvas
↓ Leda Bourgogne, House, burning (li.) und Red House (re.), beide 2015, Oil on canvas
Leda Bourgognes uns in ein Fernes und zugleich doch so Nahes entrückende Arbeiten zu beschreiben – wäre das nicht ein verfehlter Versuch? Wie könnten wir der Künstlerin-Studentin gerecht werden? Der unerhörten Körperlichkeit ihrer „Lips“? Dem Geborgenem und doch Bedrohlichem, Desaströsem ihres – gar brennenden – „Hauses“?
In der einen Bildtafel von Joon Yeon Park verlassen Adam und Eva offensichtlich das Paradies, aus dem sie vertrieben wurden – auf der Suche nach Feigenblättern, mit denen sie sich demnächst notdürftig bekleiden werden. Die Darstellung erinnert an die bekannte Szene von Michelangelo in einem der Deckenfresken der Sixtinischen Kapelle. Den kopfstehenden, korrekt mit Krawatte gekleideten Herrn im klassischen Halbprofil – auch ihn kennen wir doch irgendwoher, aber woher nur, vielleicht fällt es uns später noch ein? – zieren drei fett und breit grinsende Smileys in pink, grün und blau.
Joon Yeon Park, Age of Insignificance, 2015, Dimensions variable
↑ Hanna-Maria Hammari, Le Tigre, 2015, MDF, acrylic, fabric, 115 x 90 cm
↓ Hanna-Maria Hammari, Untitled, 2015, MDF, acrylic, spray paint, 115 x 90 cm
Hanna-Maria Hammari überzeugt uns mit fantasievollen wie schlicht und einfach sehr schönen, collagierten Arbeiten. Es hat etwas Weltumfassendes, was uns die Künstlerin-Studentin zeigt oder besser gesagt nahe bringt. Uralt Zeichen- und Bildsprachliches paart sich mit Rationalistisch-Geometrischem. Begegnet uns in ihren wohlkomponierten Arbeiten nicht chiffrenhaft-verwandelt das Goethesche „Orient und Okzident“ aufs Neue?
Lars Karl Becker, Feuilleton, 2015, Acrylic on canvas, 150 x 100 cm
Zwischen einer stilisierten – na, sagen wir mal – Königskrone und „FUN“ scheint in Lars Karl Beckers Arbeit ein bipolares pinkfarbiges Knallbonbon zu explodieren: Wenn es mit dem Künstler-Königsein nichts wird, bleibt immer noch der Spass? Warum nicht. Wer auf das grosse „Feuilleton“ – so der Titel der Arbeit – setzt, wird oft die sprichwörtliche „Rechnung ohne den Wirt“ – sprich: die Feuilletonisten – machen! Ein Künstler wird es ertragen müssen. Aber vielleicht meint Lars Karl Becker ja ganz einfach unser „FeuilletonFrankfurt“? Heureka!
Abgebildete Arbeiten © jeweilige Studierende;
Fotos: Erhard Metz