Städelschule: Rundgang 2014 (6)
Ein Feuerwerk an Esprit, Witz und Kreativität
Die Rundgangstage an der Städelschule sind vorbei, das Publikumsinteresse war überaus gross. Früher hörte man, auch in Kreisen und Institutionen, von denen man solches nie vermutet hätte, mitunter Sottisen wie „Die werfen ein paar Bretter und einen alten Lumpen in die Ecke und sagen, das sei Kunst“. Derlei Provokantes mag es vielleicht und durchaus gegeben haben. Seit langem, in unseren Tagen gar, wird man solches jedoch nirgends antreffen. Es sind zwar beileibe nicht alles bereits Kunstwerke, die wir beim Rundgang sehen – und mancher Ausstellungsraum mag hier und da auch enttäuschen -, sondern es sind vielfach Stationen einer Entwicklung, eines Prozesses. Doch bereits „auf dem Weg“ ist Qualität angesagt – je mehr Zeit sich der Besucher nimmt, umso deutlicher reift ihm diese Erkenntnis. In der kleinen, feinen Kunsthochschule, wo fast jeder jeden kennt, bereitet manch eher primär Provokantes zwar – und berechtigter Weise – Spass und Genugtuung. Aber die gegenseitige kritische Beobachtung, ein gewiss wahrzunehmender wie zunehmender Wettbewerbsdruck, die Tatsache, dass Gruppen von Studierenden Ausstellungsräume gemeinsam diskutierend gestalten und „kuratieren“, bewirkt einen erkennbaren „Qualitätsdruck“.
Mit der symbolischen Brille eine andere Sicht der Dinge gewinnen. Ein Pinsel, dessen Zwinge mehrfarbige Haarlocken umschliesst. Ein Bild aus gelocktem und gezwirbeltem Haar. Krawatten und deren Futterstoffe als bildartige Skulpturen. Eine trotz bunter Tischdecke und Blumenstrauss unwirtliche – und doch familiäre, hoffnungsvolle? – Begegnungsstätte. Blumenzwiebeln als Wandskulptur. Tiffanyglas auf schwarzen Fischernetzen. Ein Mann im Zweiteiler mit Krawatte, der unendliche Patiencen mit schneeweissen Karten legt. Am Ende steht, in der Sprache ironisch-analphabetisch verballhornt, gar nicht mal zynisch, sondern überraschend offen und zweifellos lernbegierig: „Lehren behindert“.
Das neugierige Erkunden und – von Wissen und Selbsterfahrung unterlegte – Hinterfragen von Möglichkeiten der Alltagsgüter und deren Materialien, der Farben und Formen. Alles Hergebrachte steht immer wieder zur Disposition an, zur Dekonstruktion, zur Neukonstruktion.
Hilda Stammarnäs, Smoothy, 2014, Mask, Air-drying clay, sunglasses, acrylic paint, 25 x 19 cm
Ana Vogelfang:
↑ In the Sky, in the Street, 2014, Wood, hair and metal, Sculpture, 50 x 5 x 5 cm
↓ Mega Hold, 2014, Acrylic and hair on canvas, Painting, 140 x 170 cm
Helena Hasson, Inside Out, 2014, Dimensions variabel
Ryan Karlsson, There
Taslima Ahmed, Life without plants, I don’t think so, 2014, Plant matter, Dimensions variabel
Anna Zacharoff, Tiffany
Felix Bolze, fliegender-muffin@live.de, Performance
Moritz Grimm, Lehrn Behindat, 2012, Leder, Acryl, Spray
Abgebildete Werke © jeweilige Studierende; Fotos: FeuilletonFrankfurt
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