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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Sommerliche Reisegrüsse aus der Türkei / 14 (Schluss)


Erzählung in Briefen

© von Robert Straßheim

Vierzehntes und letztes Kapitel

Lieber Markus,

zurückgekehrt, gibt’s nicht viel Neues. Eine e-mail von Dila, die ich gebeten hatte, nochmal zur Kinderbilder-Ausstellung in Izmir zu gehen, um ein paar Fotos zu machen – mangels Zeit hatten wir bei unserem Besuch nicht an Fotos gedacht. Nun schreibt sie:

„Before i leave i wanted to take pics i went Alsancak today but the museum was closed there was a sign says museum is open between 9.00-18.00, i was there at 10.30 but nobody was there i asked people around they said the building is going to be open when security guy comes:)) It wouldn‘ t surprise you – you already know how things work out in Turkey:))“

Hier in Deutschland erwartet uns nicht nur Erfreuliches: Der hessische Landtag hat das Kifög, eben so schlecht wie schon berichtet, beschlossen. In unserer Uni-Kita gibt es keinen Garten für die Kinder mehr, denn der fiel der Grossbaustelle zum Opfer, und der schon lange versprochene Ausweichgarten wurde kurz vor der Übergabe mit einem Bann belegt: Ein Universitätsgärtner entdeckte dort eine Platane, und diesem Baum, so fürchtet er, entwüchsen Blätter, die zu einer bestimmten Zeit einen Belag bildeten, der spröde sei, zu Staub zerfalle und als solcher in die Lungen der Kinder gelangen könne, wo er bei Allergikern zu Problemen führen könne. Grund genug, um der Kita den Garten zu verbieten und sie in den Gebäuden und Strassen zu belassen, die von den umliegenden Abbruch- und Tiefbauarbeiten weiterhin hochgradig mit Lärm, Grob- und Feinstaub belastet sind – kein Gutachter sorgt sich darum, was das bei den Kindern anrichtet.

Und in der Rundschau lese ich, woher die türkische Polizei Ausrüstung und Know how erhält: verkauft und sogar teilweise geschenkt von der deutschen Bundesregierung – und jene gedenke nichts daran zu ändern!1)

Bevor mir wieder die Galle kommt, mache ich nun Schluss, und um deinen humanpsychologischen Einwänden vorzubauen, erinnere ich an die Sentenz am Ende von Bert Brechts „Der gute Mensch von Sezuan“ – an die Aufforderung an das Publikum, sich selbst den guten Schluss zu suchen, den es einfach geben muss, muss, muss!

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