„Das Rheingold“ an der Berliner Staatsoper
„Das Rheingold“ von Richard Wagner an der Berliner Staatsoper
Vorabend des Bühnenfestspiels „Der Ring des Nibelungen“
Natur und Musik im Einklang
Betrachtungen von Renate Feyerbacher
Die Musik dieses Wagner’schen Grossprojektes im Schillertheater: kann das gut gehen? Die Grösse des Gebäudes in der Bismarckstraße ist nicht zu vergleichen mit dem Staatsopern-Gebäude Unter den Linden, das nun saniert wird. Ja, es gelang. Daniel Barenboim und die Staatskapelle Berlin beweisen es. Die Feinheiten der Musik kommen geschärft zur Geltung. Beinahe jedes Wort des Textes ist zu verstehen. Noch nie habe sie den Text in einer Wagner-Oper verstanden, heute Abend jedoch – so war eine Dame zu vernehmen.
FRICKA Ekaterina Gubanova FROH Marco Jentzsch FREIA Anna Samuil DONNER Jan Buchwald Tänzer der Eastman Company LOGE Stephan Rügamer WOTAN Hanno Müller-Brachman; Staatsoper Berlin, Foto: © Monika Rittershaus
Dennoch gibt es einen Wermutstropfen in der Koproduktion mit der Mailänder Scala: Es war ein Zuviel des Tanzes. Wieso Tanz überhaupt? Es nervt, wenn während der Zwischenmusik getanzt wird. Wenn auch sehr gut getanzt wird, denn kein Geringerer als der weltberühmte Sidi Larbi Cherkaoui hat choreographiert. Packend sind auch die Tanzszenen, wenn sich Alberich verwandelt: Wie Knäuel rollen sich die Tänzerinnen und Tänzer der Eastman Company, die Cherkaoui im Januar 2010 gründete, dann zusammen, verschlungen sind ihre Körper, und wenn Wotan den Nibelung gefangen hält, hängen sie wie Kletten-Fesseln an ihm.
ALBERICH Johannes Martin Kränzle und Tänzerinnen der Eastman Company; Staatsoper Berlin, Foto: © Monika Rittershaus
Den Alberich singt – wie auch schon an der Mailänder Scala – Johannes Martin Kränzle. Sehr differenziert gestaltet er die Rolle, fulminant steigert er seine baritonale Stimme, und wie immer spielt er fantastisch. Kränzle, Ensemblemitglied der Oper Frankfurt, wurde wegen seiner Interpretation des Beckmesser in „Die Meistersinger von Nürnberg“ von Wagner an der Oper Köln für den Theaterpreis Der FAUST nominiert. Allerdings hat er zwei starke Konkurrentinnen.
ALBERICH Johannes Martin Kränzle; Staatsoper Berlin, Foto: © Monika Rittershaus
Stephan Rügamer gefällt als lyrischer Loge. Die Russin Ekatarina Gubanova, sie gab 2009 ihr Debut an der Metropolitan Opera New York, ist eine selbstbewusste, strahlende Fricka. Diese drei ragen in der ansonsten guten Sängerriege heraus.
FROH Marco Jentzsch FRICKA Ekaterina Gubanova WOTAN Hanno Müller-Brachmann LOGE Stephan Rügamer; Staatsoper Berlin, Foto: © Monika Rittershaus
Die Video-Projektionen zeigen die Naturelemente – beeindruckend. In der ersten Szene, dem neckischen Spiel zwischen den Rheintöchtern und Alberich, steht die Bühne unter Wasser. Eine schöne Idee, die aber auch sehr ablenkt von dem trügerischen Spiel des Nibelung und der Rheintöchter. Es fehlt der erotische Funken.
Da FeuilletonFrankfurt mittlerweile auch in Berlin gelesen wird: Nur noch einmal in dieser Spielzeit, am 31. Oktober 2010, wird „Das Rheingold“ in der Staatsoper Berlin im Schillertheater in der Inszenierung von Guy Cassiers aufgeführt. Und: Mit ICE oder Billigflug ist es von Frankfurt am Main nach Berlin nur ein „Katzensprung“.
→ Das Frankfurter Nibelungen Projekt 2010 / 2012: „Das Rheingold“