Liberales und orthodoxes Judentum in der Westend-Synagoge vereint
Die imposante Architektur von Franz Roeckle mit dem kuppelüberwölbten Zentralbau im ägyptisch-assyrischen Stil, entstanden zwischen 1908 und 1910 für die liberalen Juden Frankfurts, wurde wundersamerweise, wenn auch schwer beschädigt, so doch als einzige unter den vier Frankfurter Synagogen nicht komplett zerstört, weder durch die Pogromnacht 1938 noch durch die Bombardierungen des Zweiten Weltkriegs. Vermutlich stellten die angrenzenden Häuser eine Art Schutz dar. Als es nach Kriegsende noch etwa 150 Überlebende gab, während vor 1933 um die 33 000 Juden hier lebten, fand schon zwischen 1948 und 1950 der Wiederaufbau statt – mit den Architekten Max Kemper und Werner Hebebrand und in Zusammenarbeit mit dem aus Ernst Mays Zeiten noch bekannten Gestalter Hans Leistikow … Von 1988 bis 1994 begann die künstlerische Neugestaltung des Inneren der Synagoge durch den Architekten Henryk Isenberg. In der Jüdischen Gemeinde kommen heute, nachdem 2001 die Ultraorthodoxen in die Räumlichkeiten des ehemaligen Trausaals für ihr Talmudseminar „Jewischa Gedolah“ gezogen sind und seit 2006 die „Egalitären Minjan“, seit 2009 von der Rabbinerin Elisa Klapheck geführt, den Raum der ehemaligen Wochentags-Synagoge als Standort einnahmen, treffen im Westend sowohl orthodoxe, ultraorthodoxe als auch liberale Juden zusammen.
Heute ist die Synagoge ein Haus des Gebets, ein Haus des Lernens und ein Haus der Versammlung. Fotografische Einblicke
von Petra Kammann

Niedriger Portalbau, durch den der Gläubige über einen Vorhof mit Brunnen ins Innere der Westend-Synagoge gelangt; Alle Fotos: Petra Kammann
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