STURM-FRAUEN. KÜNSTLERINNEN DER AVANTGARDE IN BERLIN 1910–1932 (Teil 2)
2015, Dezember 10.Eine Ausstellung in der Frankfurter Schirn Kunsthalle (Teil 2)
Die Künstlerinnen der Avantgarde
In geschwungenen S-Kurven durchteilen langestreckte Wände den schmalen Bau der Frankfurter Schirn. Auf unterschiedlichen Farbhintergründen wird jede der 18 STURM-Frauen mit ihren Hauptwerken präsentiert; Künstlerinnen aus Deutschland, den Niederlanden, aus Belgien, Frankreich, Schweden, der Ukraine oder aus Russland. Ihre Arbeiten wurden allesamt in der STURM-Galerie in Berlin ausgestellt oder/und in der STURM-Zeitschrift veröffentlicht: Vjera Biller, Marcelle Cahn, Sonia Delaunay, Marthe Donas, Alexandra Exter, Natalja Gontscharowa, Helene Grünhoff, Jacoba van Heemskerck, Sigrid Hjertén, Emmy Klinker, Magda Langenstraß-Uhlig, Else Lasker-Schüler, Gabriele Münter, Hilla von Rebay, Lavinia Schulz, Maria Uhden, Nell Walden und Marianne von Werefkin. Nur wenige wie Gabriele Münter, Marianne von Werefkin, Sonia Delaunay sind uns heute noch gut bekannt, andere zu Unrecht vergessen. Die Moderne haben diese leidenschaftlichen Frauen auf jeden Fall entscheidend mit beeinflusst.
Hintergründe und eine Auswahl von Petra Kammann
Foto: Petra Kammann
Wie kam es dazu, dass sich diese so verschiedenartigen Künstlerinnen im STURM-Kreis versammelten? Die Gründe sind vielfältig, haben sie doch auch mit der individuellen Biographie und jeweiligen Herkunft zu tun. Grundsätzlich hatten in jener Epoche Frauen aber die schlechteren Ausbildungsbedingungen. Bis 1918 durften sie noch nicht einmal wählen. Nach dem Ersten Weltkrieg, in der Weimarer Republik, änderte sich das, als Frauen berufstätig wurden und ihr eigenes Geld verdienten. Bis in die 1920er Jahre durften Frauen keine staatlichen Kunstakademien besuchen. Und private Institute zur Ausbildung ihrer künstlerischen Fähigkeiten kosteten in der Regel Geld. Hinzu kam, dass diese Frauen öffentlich auch sehr selten wahrgenommen wurden, denn das bohemehafte Künstlerbild vertrug sich besonders schlecht mit den gesellschaftlichen Erwartungen an sie. So wurde über die „Malweiber“, „solche die heiraten wollen und solche, die auch kein Talent haben“ gespottet. Herwarth Walden empfand sich aber grundsätzlich als idealistischer Vorkämpfer der modernen Kunst. Für ihn zählte allein das Neuartige und die Qualität der Kunst. Als er mit der STURM-Galerie den Künstlerinnen damals die Chance gab, sich zu präsentieren, war das alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Die Folge war dann auch die Wertschätzung ihrer Werke. Weiterlesen